Ich habe ehrlich gesagt noch nie einen Nicht-Listenhundhalter oder einen Nicht-Hundehalter erlebt, der sich mit den Feinheiten der Gesetze auskannte. Die Gesetze sind auch für Ratsuchende nicht so formuliert, dass man ihre Auswirkungen bis ins letzte Detail verstehen muss.
Dass "Kampfhunde" Reglementierungen unterworfen sind, weiß glaube ich jeder, aber da man immer wieder Halter mit solchen Hunden antrifft, kann man leicht dem Irrtum erliegen, dass man einen solchen Hund kaufen darf, wenn man ihn ordentlich anmeldet, einen Wesenstest macht, einen Sachkundenachweis absolviert, nicht vorbestraft ist etc.
Ich habe schon sehr viele interessierte Menschen gesprochen, die dachten, dass man so einen Hund erwerben und halten darf, wenn man die Voraussetzungen erfüllt. Dass man solche Hund nur aus dem Tierschutz erhalten kann und das vorher genehmigt sein muss, ist dagegen der vielen Leuten nicht klar, obwohl sie sich vorher erkundigt und mit dem Gesetz beschäftigt haben.
Auch die Sache mit dem berechtigten Interesse ist so schwammig formuliert, dass viele meinen, dass sie einen guten Grund haben, wenn der Hund als Wachhund angemeldet wird, oder man ein ärztliches Attest vorlegt, dass bescheinigt, man bräuchte für sein Seelenheil einen Hund.
Auch die Gerüchte, man könne den Hund vom TA als Boxermix eintragen lassen und dann wäre alles super, muss man objektiv betrachtet den Leuten nachsehen, denn sie glauben tatsächlich, dass sie damit eine sichere Lösung gefunden haben. Es gibt ja sogar TA, die solche Vorstellungen fördern und unterstützen.
Eine Nachbarin hat sich einen Labbi aus Polen geholt, der dann als Junghund etwas Rottihaft aussah. Die Frau wurde dann immer häufiger darauf angesprochen, ob in dem Hund etwas Listenartiges wäre. Mir kam der Schädel auch etwas groß vor und die Augen und Lefzen waren etwas Molosser artig.
Ich habe ihr dann auch empfohlen lieber den Schritt nach vorne zu gehen und beim Amt vorzusprechen. Ihr TA hat sie aber darin bestärkt, dass wenn im Impfpass Labbi steht, alles super ist. Zudem versicherte er ihr, dass er sie unterstützen würde, wenn es Probleme gäbe. Die Frau hat den Hund jetzt seit 4 Jahren und außer einpaar kritischen Nachfragen von OA Mitarbeitern gibt es nichts.
Hier gibt es auch Pitt-Mixe, die für "Kenner" auf 100 Metern als solche zu erkennen sind, aber die vom Vet.Amt als Nicht-Listenhunde deklariert wurden.
Ich will damit sagen, dass auch die willkürlichen Gesetze und ihre willkürliche Handhabung ihren Teil dazu beitragen, dass sich Halter dazu ermuntert sehen, einen Boxermix zu holen.