Leider hat das Wort Bindung in neuester zeit eine Bedeutung bekommen, die häufig völlig an der eigentlichen vorbeigeht. Hundebesitzer sehen ihre Beziehung zum Hund unter dem MUSS, eine gute Bindung zu haben und versuchen diese zu messen.
Das ist aber nicht so einfach durch irgendwelche Tests machbar! Auch wenn einige Trainer das versuchen, den Leuten einzureden. Denn in der Regel wird der selbstbewusstere extrovertiertere Hund den Hundehalter "schlechter" aussehen lassen!
Bindung definiert sich ganz sicherlich nicht nach dem Nähebedürfnis oder dem zuverlässigen Gehorsam eines Hundes.
Das Problem ist, jeder von uns möchte, dass der Hund zu ihm eine gute Bindung hat, aber wir können sie nicht an bestimmten Kriterien festmachen. So wird also jeder Hundehalter genau seine Beziehung zum Hund als die mit der guten Bindung definieren ... was zwar im Eigeninteresse liegt aber selten objektiv ist.
Vielleicht zur Klarstellung hier mal etwas wissenschaftlich definiertes:
Ganzloßer definiert BEZIEHUNG:
Beziehung
1. Vertrautheit - Vorhersagbarkeit des Verhaltens des anderen
Bei Unsicherheit über das zu erwartende verhalten kommt es oft zu erlernter Hilflosigkeit d.h. es werden keine Aktionen mehr gezeigt, weil die Reaktion nicht abschätzbar ist (Risiko)
Vertrautheit erzeugt natürlich auch manipulatives Verhalten, aber zum Nutzen der Beziehung
2. Attraktivität des Beziehungspartners
z.b. Unterstützung bei Gefahrenabwehr, interessante Aktionen, Nahrungsbeschaffung usw.
3. Erträglichkeit des Partners
abhängig vom sozialen Status der Partner:
statussichere Tiere sind schlechter erträglich
es gibt größere Reibereien, anfangs mehr Aggressionen.
Aggressive Auseinandersetzungen bedeuten nicht zwangsläufig unterbuttern des anderen, sondern kann auch das Demonstrieren der eigenen Fähigkeiten und das Abchecken der Fähigkeiten des Partners bedeuten. So erprobte Beziehungen sind später außerordentlich stabil!
4. Verfügbarkeit des Partners
d.h. der Partner steht mir trotz anderer Einflüsse und Ansprüche zur Verfügung
Eine besondere Beziehung ist die BINDUNG!
Diese zeichnet sich aus durch
-> Exklusivität: Artgenosse des gleichen Statusses kann keinen Ersatz bieten!
-> Bindungstypisches Verhalten: wird auch nach außen signalisiert. Gute und stabile Beziehungen werden in der Umwelt seltener hinterfragt.
-> Trennungsreaktionen finden statt:
1. Phase: Protest - Der Hund zeigt Hyperaktivität, Suchverhalten, Anstieg des Cortisol, Anstieg aller Stresshormone
2. Phase: Depression – Inaktivität, Passivität, Stresshormone des Kontrollverlustsystems, Langzeitproblem!
-> Soziale Unterstützung durch den Bindungspartner bewirkt messbar einen Anstieg des Oxytocin-Pegels, dieser wirkt entgegen Stresshormone.