In den Vortraegen - die ich besucht habe (Hormone, Ernaehrung, Kastration), Budges wird sicher beitragen, ob's bei ihrem auch so war - wird Kastration nicht grundsaetzlich abgelehnt, sondern die pauschale Praxis, alles zu kastrieren, was man in die Finger bekommt.
Und eben dieser Vorwurf, so mein Eindruck, den ich anhand der Äußerungen der Seminarbesucher gewonnen habe (auch da kann ich falsch liegen), ist für meinen Geschmack ein wenig einseitig und es werden weitere relevante Aspekte nicht betrachtet.
Sorry, man kann nicht jedes einzelne Randthema abdecken, das ist die Strategie die Pommel faehrt.
"Fall X ist damit erledigt"
"Jaaa, aber was ist mit Fall X2?"...
Die Aussage "Das muss im Einzelfall entschieden werden" muss in der Kernaussage reichen. Die muss im Fall einer Katzenkolonie an Standort X ja nicht fuer jedes einzelne Individuum getroffen werden, denn die Gemeinsamkeiten aller Katzen in dieser Kolonie sollten ueberwiegen, so dass die Einzelfallentscheidung fuer die Kolonie als ganzes getroffen werden kann.
Abgesehen davon, geht es, um mal die Begrifflichkeit zu aendern, bei verwilderten Katzenkolonien nicht um Tierschutz (den ich in dem Fall eher als Meta-Thema ueber der eigentlichen Arbeit sehe) sondern um Krisen-Management.
Die Suche nach Alternativen zur Kastration ist da ja im Gange. Die Sterilisation scheint in einigen Bereichen Vorteile zu haben (Kater), jetzt muss man die Nachteile betrachten und dann beide Modelle gegeneinander halten, und vielleicht kommt man dann ja zu einem kombinierten Modell. Kastration fuer Katzen, wg. der Nebenwirkungen der Sterilisation. Sterilisation fuer Kater, um Ab- und Zu-Wanderung zu verhindern.
Und moeglicherweise hat eine neue Loesung auch neue Probleme, waehrend einige alte Probleme damit geloest wurden.
Das Publikum, dass da hin geht, ist jetzt auch nicht wirklich Lieschen Mueller, die 'nen netten Talk am abend hoeren will. Da waren in 2 Faellen 8 Stunden harte Materie angesagt, im anderen Fall 2 Tage a 8 Stunden.
Das ist mir schon klar, die Frage, die sich mir stellt, ist aber eben die, ob die Seminarbesucher ihre neuen Erkenntnisse so differenziert weitergeben, dass es eben nicht wie ein Pauschalanwurf ankommt. Und ich geb ja zu, dass ich manchmal etwas pingelig bin, aber das, was ich von Leuten, die bei solchen Seminaren waren, so lese, wirkt auf mich (wo ja möglicherweise meine Pingeligkeit ins Spiel kommt) dann zuweilen wie eine pauschale Aussage a la "Kastration ist Tierquälerei und die TS, die denken überhaupt gar nicht nach". Das ist mir persönlich dann 'nen Tuck too much / zu einseitig.
Ja, aber hast Du diese Aussage von den Personen hier, die diese Seminare besucht haben, gelesen?!?
Du diskutierst hier ueber die theoretische Moeglichkeit, dass ein Zuhoerer X das nicht tief genug kapiert hat, und jetzt mit neuen, halbrichtigen Ideen hausieren geht. Natuerlich ist das so. Das passiert immer und ueberall. Aber da machst Du nix gegen. Leute, die nicht verstehen wollen oder koennen, hast Du immer dabei. Mit dem Prozentsatz muss man einfach leben und hartnaeckig aufklaeren, nach bestem Wissen und Gewissen.
Ich hab' hier und in anderen Themen auch nicht den Anspruch auf Korrektheit. Ich schreibe hier nach dem was ich weiss, und danach, welche Schlussfolgerungen ich fuer mich daraus gezogen habe, und welche Erkenntnisse sich daraus fuer mich formten.
Der Dozent kann nur die Datenlage und einen Ueberblick ueber die Zusammenhaenge vermitteln. Es ist nicht seine Aufgabe, die Daten hinreichend politisch korrekt aufzuarbeiten, dass jeder Depp damit in die Welt ziehen kann um die Wahrheit zu verkuenden.
Ganslosser ist Verhaltensforscher und Uni-Dozent und nicht Privatmann mit Anti-Kastrations-Agenda.
Ich vermute sogar, dass das das Problem ist, dass ich mit dieser Thematik habe. Es wird (so vermute ich) vorwiegend das Verhalten behandelt und die anderen Aspekte (die mir bei dieser Thematik so wichtig sind) eben nicht. Was nicht wertend gemeint ist oder heißen soll. dass ich mit meiner Kritik Recht habe/haben muss. Mich stört das halt einfach und lässt auf mich die Betrachung einseitig wirken.[/QUOTE]
Die Betrachtung ist sicher nicht einseitig, aber sie ist auch ganz sicher nicht vollumfassend. Das ist einfach grundsaetzlich gar nicht moeglich. Und wenn ein bisher nicht betrachtetes Thema auf den Tisch kommt, dann muss man sich halt hinsetzen, schauen welche bisherigen Erkenntnisse darauf uebertragbar sind, welche von der neuen Situation relativiert werden, und wo man noch Daten sammeln muss.
Insofern wuerde ich Dir ernsthaft nahelegen einen solchen Workshop zu besuchen, und ueber genau das Thema mit ihm zu diskutieren. Oder vielleicht erst mal das Buch abwarten, gucken ob Deine Punkte dort vielleicht ja laengst thematisiert werden, und ihn ggf. anschreiben. Ich habe ihn als sehr responsiv fuer Nachfragen erlebt.