Normales Übergewicht und Schwangerschaft ist ein himmelweiter Unterschied. Aber das muss man vielleicht tatsächlich erlebt haben, um das beurteilen zu können. Der Körperschwerpunkt ist ein ganz anderer. Die Belastung für den Rücken auch. In einer Schwangerschaft ist der Körper aber insbesondere kreislaufmäßig in einer Ausnahmesituation. Das Herz muss plötzlich viel mehr Blut pumpen (1,5 liter mehr) d.h. ein schnellerer Herzschlag, d.h. ständige Belastungssituation. Allerdings steigt fast nur der Blutplasmaanteil, nicht die Blutkörperchen, wodurch man ständig leicht anämisch ist, was zusätzlich schwächt. Darüberhinaus stellen sich die Gefäße weit, was zu Wassereinlagerungen und Krampfadern führen kann, weshalb u.A. langes Stehen vermieden werden sollte.
UND das ganze Becken lockert sich. Ich kann seit der 12. Woche(!) nicht mehr schmerzfrei laufen. Ich gebe zu, das ist sehr früh - aber im späteren Verlauf haben das sehr viele Schwangere. Und all das hat nix mit dem Gewicht an sich zu tun - sondern mit der Hormonumstellung. Die wirkt sich einfach komplett auf den ganzen Körper aus.
Ich glaube, viele Frauen wissen gar nicht, welche körperliche Schwerstarbeit das ist, ein Kind wachsen zu lassen und WAS dazu im Körper alles verändert werden muss. Das soll nicht heroisch klingen - man hat ja auch selten alle möglichen Beschwerden und jede Frau hofft wohl bei Schwangerschaftsplanung, dass sie eine von denen ist, die nur 8 kg zunimmt und bis zum 9. Monat Sport treiben kann. Kann man sich aber eben nicht aussuchen und wenn überhaupt auch nur gering beeinflussen, da große Gewichtszunahmen oft auch viel Wasser ist.
Seit ich schwanger bin war ich noch maximal 1/3 meiner normalen Arbeitszeit arbeiten. "Ich bin schwanger und nicht krank?" - also ich bin eher permanent krank, weil ich schwanger bin. Immer andere Sachen. Denn: Auch das Immunsystem fährt sich in der Schwangerschaft hormonell bedingt total runter. Ich war in den ersten 12 Wochen 2 mal mehrere Tage im Krankenhaus...
Und ja, ich finde da darf man jammern, auch wenn man das Kind doch wollte - DAS habe ich mir nicht ausgesucht. Inzwischen habe ich mehrere Beschwerden, aber jammere darüber so gut wie nicht mehr. Weil ich tatsächlich denke, das gehört nun einfach dazu und hat ein halbwegs normales Maß. Und an vieles gewöhnt man sich tatsächlich. Aber diese Beckenlockerung, die ich schon so früh hatte und die auch schmerzhaft ist, führt bei manchen Frauen eben durchaus dazu, dass sie im späteren Verlauf nur noch am Rollator laufen oder gar im Rollstuhl sitzen müssen. Ich hoffe sehr, dass es bei mir nicht dazu kommt und vielleicht ein Stützgurt reicht, aber WENN es so kommt, werde ich darüber auch wieder jammern. Einfach weil ich das Pech habe, in der Schwangerschaft echt so viel an Beschwerden "mitzunehmen". Wer dann sagt "selbst schuld" - naja gut. Asozial finde ich da noch geschmeichelt...
Und klar erträgt man viel, weil man sich ein Kind so sehr wünscht. Aber in den ersten Wochen kam ich echt an meine Grenzen. Ich habe vorher auch immer gesagt: "Och für ein gesundes Baby würde ich auch 12 Wochen durchkotzen" - aber wie man sich wirklich fühlt, wenn man wochenlang NICHTS essbares und z.T. nicht mal trinkbares drin behält, rapide Gewicht verliert, umkippt sobald man versucht aus dem Bett aufzustehen etc. kann sich vielleichet jeder vorstellen, der man einen Magen-Darm-Virus hatte. Nur dass der Spaß meist nach 3 Tagen vorbei ist, ich hatte das 6 Wochen lang, wovon ich 3 das Bett fast nur kriechend zum Klo verlassen haben.
Zum Glück hat Basti hier in der Zeit echt alles geschmissen und mich betüddelt, aber wir kamen echt an Grenzen und ich muss sagen - so gerne ich 2 oder 3 Kinder hätte - diese Erfahrung macht mir schon Angst. In dem Zustand ein Kleinkind betreuen zu müssen, wäre undenkbar gewesen. Ich war froh, dass ich lebte.
Also den Satz "Ich bin schwanger und nicht krank" den wird man von mir niemals hören! Wobei ich mich für alle freue, die das aus tiefstem Herzen sagen können. Aber das sind relativ wenige Schwangere, die ich kenne. Und auch wenn ich nun oft Schmerzen in Rücken und Becken habe und sehr sehr kurzatmig geworden bin, weiß ich, dass ich im Prinzip sogar noch Glück habe. Eine Bekannte von mir entbindet etwa zeitgleich und hat seit Wochen vorzeitige Wehen - zu einem Zeitpunkt, wo das Kind wohl noch nicht überleben würde, wenn es tatsächlich schon geboren würde. Daran relativiere ich meine eigenen Zipperlein und denke dann auch "nicht jammern, das gehört dazu". Aber wenn es ein gewisses Maß überschreitet, gehört es in meinen Augen eben nicht mehr dazu - sondern ist Pech. Und über Pech darf man sehr wohl jammern.
Ich weiß war alles OT - aber andererseits hat dieser ellenlange Beitrag doch einigen sicher ein paar tolle neue Gründe gegen Kinder geliefert, oder?
Also ein Spaziergang ist so eine Schwangerschaft nicht - und ich bin offiziell gerade in der "Phase des Wohlbefindens". Die "Phase der Beschwerlichkeit" kommt erst noch - halleluja! Ich freue mich drauf
Klar ist es super toll, das Kind in sich zu spüren. Das entschädigt für vieles! Aber wenn Frauen sagen, dass sie Schwangerschaft für sie die schönste Zeit im Leben war - hmm... Also das kann ich nicht bestätigen. Ich fühle mich schon seit dem zweiten Drittel zunehmend immer mehr wie meine 92-jährige Oma. Ich laufe so, ich setze mich so hin und stehe so auf und von ein paar anderen sehr unappetitlichen Begleiterscheinungen, die bevorzugt sonst im höheren Alter auftreten, möchte ich hier nicht sprechen