Stellt sich die Frage, ab wann ein Mensch für einen Hund aufhört, ein Mensch zu sein und den Status eines Fleischhaufens einnimmt. In den meisten Fällen, die mir bekannt sind, mußten die Opfer einige Tage tot, der Körper also bereits stärker in die Verwesung übergegangen sein, bevor die Hunde sich daran wagten.
Ich lese, was du schreibst. Du schreibst: "Die meisten" - daraus folgere ich, denn ich kann lesen und folge den Gesetzen der Wortbedeutung: "nicht alle" - die meisten sind nicht alle, sondern der größere Teil einer Gruppe, woraus folgt, dass es auch noch einen kleineren gibt.
In so kurzer Zeit, wie das hier passierte, glaube ich nicht an eure Thesen, obwohl ich natürlich verstehe, daß man es nicht wahrhaben will, daß es ein Töten aus dem Beutetrieb heraus war.
Weißt du, was mich echt so richtig annervt - diese ewigen Unterstellungen. Es ist mir persönlich auf der emotionellen Ebene
total egal, warum der Junge letztlich getötet wurde, denn es macht weder für ihn noch für die Eltern noch für die Hunde einen Unterschied. Es sind nicht meine Hunde, und ich habe nichtmal SoKas. Es ist mir auch egal, ob es SoKas, Schäferhunde, Rottweiler oder durchgeknallte Malteser waren.
Ich halte grundsätzlich (theoretisch) beides für möglich:
a) Beute, Jagd- und Fressverhalten
b) Revier- oder Welpenaggression und anschließendes Fressen, eventuell durch einen anderen Hund.
Wenn du sagst, in der Regel tun das normale Hunde nicht sofort, nachdem ein Mensch gestorben ist - ist das für mich ein
gutes Argument, vorausgesetzt, es ist irgendwie praktisch untermauert und stellt nicht nur deine persönliche Meinung dar.
Ich sage ganz offen: Ich habe eine Meinung - aber keine Ahnung, mit der ich die belegen könnte. Bringst du mir also Belege abgesehen von einem "Das ist so oder so, und Hunde tun immer das und nie das" - danke, gern, ich lass mich durchaus überzeugen.
Wie gesagt: Wenn die Fälle von "Hund frisst totes Herrchen" in der Regel mehrere Tage Hungern umfasst haben, spricht das für sich.
Auch das Argument "Kind wurde vor allem in den Halsbereich gebissen" (s.o.) ist ein gutes Argument für Jagdverhalten.
Klar ist für mich auch, daß natürlich sofort wieder der Wahrheitsgehalt der Meldung angezweifelt wird. Es kann eben nicht sein, was nicht sein darf und die Presse und noch dazu die italienische
, übertreibt doch immer maßlos, wenn es um Sokas geht.
Man kann einfach bei keinem Artikel beurteilen, wieviel davon wirklich zutrifft. Egal, ob es um Hunde geht oder nicht. Das sollte einem immer bewusst sein - nicht nur bei Artikeln über SoKas, oder andere Hunde. In der Regel ist der schreibende Journalist kein Fachmann, hat nur wenig Zeit, Erkundigungen einzuholen und noch weniger Platz, sie aufzuschreiben... es ist nicht selten, dass Ereignisse nur ganz ungefähr wiedergegeben werden. Und es passiert in der Regel (nicht immer, aber meist
) nicht absichtlich.
Das sage ich jetzt mal ganz emotionslos, und es spiegelt nicht meine Meinung wieder, sondern ich weiß es, weil ich hin und wieder in diesem Bereich arbeite.
Laut Verhaltensforschern hat das Beuteverhalten von Caniden folgenden Ablauf:
Orten – Fixieren – Anpirschen – Hetzen – Packen – Töten – Zerreißen – Fressen
Beim Hund sind diese Sequenzen unterschiedlich ausgeprägt. Ein Hütehund führt die ersten 4, manchmal noch die 5. aus, ein HSH sollte möglichst gar keine davon zeigen. Immer gegenüber Nutztieren. Menschen werden generell vom Beuteverhalten ausgeschlossen, sollte zumindest so sein.
Ja, sollte. Ist aber nicht notwendigerweise so.
Du stimmst mir aber darin zu, dass Jagdverhalten an sich ein für die meisten Hunde
normales Verhalten ist, oder?
Hunde jagen. Sie jagen für gewöhnlich möglicherweise oder tatsächlich keine Menschen, aber sie jagen Lebewesen, auch große, und töten diese.
Oder hab ich einfach keine Ahnung, und muss mir heute schon wieder einen Stoffhund kaufen?
Das volle Repertoire der Jagd beherrschen nicht so viele der urbanen Hunde und nur wenige sind in der Lage, gezielt zu töten, da sie es nie lernten.
Meiner kann es, aber ich gebe dir Recht, dass das ein anderes Verhalten ist, und ein anderer Verhaltenskreis, als Aggression gegen Artgenossen oder Menschen. Er hat auch damit ein Problem, aber da ich weiß, wie er angreift, wenn er töten und fressen will, weiß ich im Umkehrschluss auch, dass er Artgenossen in der Regel nicht angreift, um zu töten. (Auch wenn man das glauben könnte bei dem Affenzirkus, den er veranstaltet.)
Der einzige Hund, um den ich einmal
wirklich Angst hatte, war ein winziger Zwergpudel in der Hundeschule - den hat er nämlich nicht wie einen Artgenossen auf's Korn genommen (wär bei der Größe auch nicht so gut gekommen) - sondern wie ein Kaninchen oder ein anderes Kleintier.
Tödliche Unfälle mit Hunden sind dann auch meist Folgen von Verletzungen und kein gezielter Kehlbiss, wie das beim Wolf der Fall ist.
Im vorliegenden Beispiel wurde ein Kind innerhalb kurzer Zeit getötet, zerrissen und teilweise verscharrt. Wenn das kein Beuteverhalten darstellt, dann weiß ich nicht, was dann?
Es hat niemand gesagt, dass es "kein Beuteverhalten war". Es hat jemand, unter anderem ich, darauf
hingewiesen, dass es auch anderes Verhalten gewesen sein
könnte, und dass das Fressen und das Töten nicht gemeinsam erfolgt sein müssten, und nicht mal vom selben Hund ausgeführt - mehr war am Anfang einfach nicht zu sagen.
Im Moment sieht es, da gebe ich dir Recht, nach Jagdverhalten aus.
Hier geht es nicht um töten, hier geht es um fressen. Das ist ein entscheidender Unterschied.
Schließe mich Gugl an - Und was soll uns das jetzt sagen?
Es war Jagdverhalten.
Und es geht darum, daß man mit albernen Argumenten versucht, zu suggerieren, daß ein domestizierter Hund aufgrund von falscher Erziehung oder Haltung zum Menschenfresser werden kann. Etwas, das noch nicht einmal sein wilder Urahn ist, der keinerlei Erziehung oder Haltungsfehler mitbekommt.
Meine Argumente sind nicht albern, aber offenbar ein bissschen zu hoch für dich.
Entschuldige, dass ich das so deutlich sage, aber was mich echt mehr als nur ein bisschen annervt, ist, wie hier von der anderen Seite argumentiert wird.
Man "sollte sich einen Stoffhund kaufen", ist "albern", "ahnunglos", will "etwas nicht wahrhaben"... jo, klar.
Wer will hier etwas nicht wahrhaben?
Jagen Hunde, wenn sie müssen, oder jagen sie nicht?
Tun sie?
Na also, das ist also normales Verhalten.
Sie jagen normalerweise keine
Menschen? - Gut, das mag sein. Trotzdem zeigen sie ein Verhalten, das sie auch unter anderen Umständen zeigen würden - sie zeigen es nur in einem
falschen Kontext.
Wie ein handaufgezogener Papagei, der korrektes Balzverhalten zeigt - bloß eben dem Menschen gegenüber. Auch dieser Vogel zeigt "normales Verhalten" - bloß leider im verkehrten Zusammenhang.
Die nächste Frage wäre: "Warum ist das so? - Warum war es in diesem Fall so, und warum passiert das nicht öfter, bzw. zum Glück doch recht selten? War es wirklich die Haltung? - Hatte einer der Hunde einen an der Waffel oder alle? Kann man das ganze mit Rudelverhalten erklären, oder griffe das zu kurz? Lag es daran, dass das Opfer ein Kind war?" - Alles sehr interessante Fragen, zu denen man hier aber nie kommen wird, weil man ja schon vorher als ahnungslos abgekanzelt wird, weil man
nicht den zweiten Schritt vor dem ersten tut.
Was hier so einige offenbar nicht verstehen, ist, dass logische Beziehungen nicht immer umkehrbar sind.
Wenn ich schreibe: "Also, dass Hunde ein Kind getötet und gefressen haben, überrascht mich jetzt irgendwie nicht soo sehr, denn sie sind Fleischfresser und jagen, töten und fressen" - heißt das nicht: "Jeder Hund kann das, und jeder Hund würde es machen, wenn er könnte."
Sondern: "Also, wenn der Junge jetzt von einer Herde Schafe getötet und gefressen worden wäre, wäre ich überraschter gewesen."
Hunde an sich zeigen dieses Verhalten und haben es hier definitiv auf ein unübliches Ziel angewendet.
Das halte ich für weniger ungewöhnlich als wenn sie ein Verhalten gezeigt hätten, dass eben
nicht zum gewöhnlichen Verhaltensrepertoire von Hunden gehörte.
Es ist einfacher, ein Verhalten im verkehrten Zusammenhang anzuwenden (es kann passieren, auch wenn das in der Regel nicht vorkommt), als eines zu entwickeln, das es vorher gar nicht gegeben hat.
Hätten die Hunde ein Loch gegraben und ihn dort hineingejagt, wäre das in der Tat "ungewöhnlich" gewesen, zumindest für mich. Aber, wie gesagt: Von allem ne Meinung, kaum Ahnung - hat schon seinen Grund, warum ich unter anderem im Journalismusbereich arbeite.
(Aber keine Sorge: Ich schreibe keine Artikel über Hunde und arbeite nicht für die Tagespresse... es ist also noch Hoffnung für die Berichterstattung in diesem unserem Lande...)
Ansonsten muss ich mich gugl anschließen - worauf willst du eigentlich hinaus?
Ich würde gern ergründen, wie dieser Vorfall passieren konnte - und ich habe dabei absolut kein Denkverbot, denn im Grunde ist es mir egal.
Nee, damit meine ich nicht, es ist mir egal, dass er tot ist - es ist mir auf einer persönlichen Ebene egal, wie er
gestorben ist. Aber auf einer sachlichen interessiert es mich, weil ich mich halt schon frage, wie außergewöhnlich hier die Umstände tatsächlich waren, und was man tun müsste, um solche Vorfälle nach Möglichkeit zu verhindern.
Klar, Kinder haben alleine nichts im Hundezwinger verloren - aber mir würde es durchaus helfen, wenn ich wüsste, warum und wie das passiert ist, und unter welchen Umständen es wieder passieren kann.
Und dafür einfach mal auszuschließen, dass Hunde Menschen fressen (wobei offensichtlich ist, dass sie es hier getan haben...) - was soll das bringen?
Die Frage ist doch: "Unter welchen Umständen tun sie es doch?"
Sooo selten ist fehlgeleitetes Jagdverhalten ja nun nicht.
Hamburg 2000 war wohl ein solcher Fall, letztes Jahr erinnere ich mich an einen mit zwei jungen Doggen (da war das Kind erheblich verletzt, aber nicht lebensbedrohlich - die Hunde noch nicht ausgewachsen und offensichtlich nicht so kundig, dass sie sofort erfolgreich gewesen wären, zum Glück für das Opfer), und es gibt mit Sicherheit noch mehr, die mir gerade nicht mehr einfallen.
Aber ich glaube, ich wende mich jetzt lieber wieder meiner Stoffhundesammlung zu.
Wenn ich die mit albernen Schleifchen verziere, meckert wenigstens keiner.