Natalie,
wenn ich das so lese, dann solltest du echt noch etwas warte mit dem Kind - etwa so lange, bis auch dein Liebster
erwachsen geworden ist...
Natalie schrieb:
War jetzt ein sehr "wissenschaftlicher" Beitrag und so sollte man an das Thema Kinder tatsächlich wohl eher nicht rangehen, aber ich wollte damit nur aufzeigen, dass es keinesfalls immer so ist, dass man dann, wenn das Kind erstmal da ist, nur glücklich darüber ist. Auch wenn ich das bei keiner von euch in Zweifel ziehen will, aber es KANN eben auch anders kommen...
Das sollte man im Idealfall schon vorher wissen.
Aber das finde ich ohnehin immer wieder erstaunlich, nicht nur beim Thema Kinder...
Hierzulande (oder auch sonst?) ist es absolut ungewöhnlich und "nicht in", zu sagen, dass man mit etwas nicht zurechtkommt oder nicht alles toll ist. Außer, man jammert mit System, aber dann muss jemand anders Schuld sein, und über den beklagt man sich dann.
Das war schon in der Uni so... irgendwann hab ich ne frühere Mitschülerin im Zug getroffen, die an ihren Studienort fuhr, fragte, wie es ihr so geht... sie erzählte ein bisschen, und ich hörte heraus, dass sie nicht so ganz glücklich mit ihrem Fach war, und mit den Mitstudenten, mit denen sie nicht reden könnte (war irgendwas technisches, also fast nur Männer, keine gemeinsamen Interessen offenbar).
Worauf ich sagte: Kann ich verstehen, bei mir sind nur Leute mit Bio LK, die finden die Vorlesungen langweilig, und ich sitz daneben und verstehe kein Wort.
Worauf sie (wir hatten eigentlich immer ein eher distanziertes Verhältnis gehabt) mir fast um den Hals fiel und sagte: "Du bist die erste von den anderen, die ich wieder treffe, bei der nicht alles ganz toll und super ist!"
Ehrlich gesagt, ich hab stark bezweifelt, dass es bei den anderen wirklich, sooo toll und super war.
Und bei Kindern ist es genauso. Ich hab ja einige Freundinnen, die schon Kinder haben (und nicht alles sind goldige, nette Exemplare) - und die erzählten am Telefon so manches Mal ihren Frust, aber immer mit einem so ganz schnellen Abbiegen: "Natürlich bin ich glücklich und natürlich liebe ich mein Kind, aber..."
Naja. Die abers konnte ich eigentlich stets nachvollziehen. Und ich finde es auch gar nicht schlimm, sich manchmal richtig über die Panzen zu ärgern. Das stellt doch nicht in Frage, dass man sein Kind
grundsätzlich gern hat! Oder anders rum, nur
weil man es gern hat, muss man doch nicht alles toll finden und selig belächeln, was es so macht.
Oder darf mal genervt und frustriert sein, weil man selbst zu kurz kommt. Das ist doch ganz normal!
Ich hab mich auch ne Weile mit dem Theme "postpartale Depression" befasst, und mein Eindruck war, prädisponiert sind Frauen, die eben die perfekten Mütter sein wollen und bei sich nicht nur Glücksgefühle, sondern andauernd Glückseligkeit erwarten. Nun kommt die aber nicht, stattdessen am Anfang Stress, Hektik und vielleicht auf Rat- und Hilflosigkeit ohne Ende.
Und dann fallen sie halt in ein Loch. Weil ihnen offenbar nicht vorher klar war, dass Kinder zu haben auch extrem frustig sein kann. Dass das aber dazugehört.
(Das ist natürlich nicht der einzige Grund, es gibt noch einige physiologische, und Natalie kann sicher zu den psychologischen noch eine Menge sagen... - aber den Eindruck hatte ich halt schon.)
Das ist genau wie mit den Leuten, die einen Hund aus dem Tierheim holen, und wenn er nicht nach 2 Wochen schon bei Fuß geht, die Katzen ignoriert und an der Leine und ohne Leine ein Engel ist, ist das ein RIESENproblem.
Nicht, weil es eines ist, sondern weil sie etwas ganz anderes erwartet haben.
LG,
Lektoratte (die auch in den "Kind/Hund-Club" will!)