Vielleicht hat dies etwas damit zu tun, dass ich nicht in Deutschland lebe.... ich persoenlich bin sehr beeindruckt bei dem was Odinbaby auf den Teller gebracht hat..
Ich nehm das mal als Aufhänger für meinen persönlichen Senf.
Das hat imho nix mit Deutschland zu tun, sondern in erster Linie mit diesem Forum.
Zunächst mal ist das hier ein Forum in erster Linie für Kampfis. Das bedeutet, hier treffen sich die Leute, die gesellschaftlich besonders "unter Beobachtung" stehen und die allein aufgrund gesetzlicher Vorlagen ein viel höheren Anspruch an ihren Hund haben müssen, da sie sein Wesen und Gehorsam ständig unter Beweis stellen müssen. Da ist nicht viel Spielraum für grobe Erziehungsfehler.
Die KSG versteht sich ausserdem als eine Plattform für "echte" Hundefreunde. Das "echt" verstehe ich so, daß diese Hundefreunde (die Stammuser) sich sehr viel mehr Gedanken um das Wohl und die Ansprüche ihrer Hunde machen, als der normale Halter von der Hundewiese.
Aaaaber...das ist nicht die Realität "da draussen". Der "harte Kern" hier, der sich regelmäßig zu Verhaltens-oder Erziehungsfragen äußert, sind Leute, die viel Zeit auf Hundeplätzen verbringen und dort in der Regel auf Gleichgesinnte treffen, die ähnlich wie sie selber denken. Das ist imho aber eine eigene, kleine Welt, die mit der Realität da draussen nicht viel zu tun hat.
Nehmen wir nochmal OdinBaby: Ich war wie viele sehr überrascht über die Videos. Nicht mal so sehr über "Sitz" und "Bleib" und so, sondern darüber, wie fixiert Odin auf sein Frauchen ist. Okay, sind nur paar Minuten, aber ohne Schnitt, und er schaut sie fast die ganze Zeit an.
Ich kenne hier bei meinen verschiedenen Gassirunden etwa um die 30 Hunde, die meisten davon sogenannte Moderassen, und glaubt mir bitte, von denen hört keiner so gut wie Odin und keiner ist so fixiert auf sein Herrchen/Frauchen, wie Odin. Ich weiß, das klingt schlimm, aber es ist (zumindest hier bei mir in der Gegend) einfach so. Die Hunde führen ihre Menschen komplett an der Nase rum (ich tip mal, um die 80% lassen sich nicht abrufen) und ich bin hier mit einem momentan wirklich nicht einfachen pubertären SoKa-Flegel beinah der Erziehungsgott, nur, weil er sich abrufen lässt und den Ball apportiert.
Das ist die Realität., zumindest hier bei mir.
Worauf ich hinauswill: Obwohl die erzieherischen Zustände der Hunde hier in meiner Gegend gruselig sind, funktioniert das halt trotzdem "irgendwie".
btw: wenn ich mir vorstelle, die Halter dieser Hunde müssten, wie im Holland-Thread gefordert, ihre Sachkunde nachweisen, kommt mir das kalte Grausen. Die müssten fast alle ihre Hunde abgeben, also auch die Köpfe hinter dieser "Idee" haben offenbar kaum Sinn für die Realität.
Ich stelle hier halt manchmal einen leichten Hang zum Drama fest, wenn immer vom Worst Case ausgegangen wird. Es wird immer wieder mal was "passieren", auch mit "perfekten" Hunden, das war schon immer so und unsere Gesellschaft kann damit umgehen, mal mehr, mal weniger gut.
Es ging tausende Jahre auch ohne Hundeschulen oder Calming Signals, und plötzlich ist es unverzichtbar ? Hmm...
Okay, ich schreib das natürlich aus meiner ganz eigenen Sicht, hier in einer Kleinstadt mit vielen Feldern und Wiesen, fast nur verträglichen (wenn auch ungehorsamen) Hunden, kaum Vorurteilen gegen meinen Kampfi und fast ohne negative Erfahrung, abgesehen von ein paar Raufereien. Also ´ne ziemliche Idylle und sicher kaum vergleichbar mit einer Großstadt, wo doch andere Ansprüche an einen Hund gestellt werden.
Aber das ist meine Welt, meine Realität, in der ich mit meinem Hund klarkommen muss. Man muss sich eben an die äußeren Umstände anpassen, in der Stadt ist es sicher wichtig, daß ein Hund
wirklich bei Fuss läuft und sich
wirklich sofort abrufen lässt. Da darf man sich nicht auf die eigene Intuition verlassen, oder die des Hundes. Ich aber fahre seit 12 Jahren ganz gut damit, mich darauf verlassen zu können, daß mein Hund einfach fühlt, wann ich es wirklich ernst meine.
Da kann ich gut mit leben, wenn er halt 2 oder 3 mal gerufen werden muss, um das Buddeln zu stoppen oder 10 Meter vorm Feld anfängt, sich in die Leine zu hängen, weil er´s nicht abwarten kann. Wenn ich dann auf den ersten herrenlosen Retriever treffe, dem es völlig egal ist, daß irgendwo in 100 Metern Entfernung sein Herrchen verzweifelt ruft, weiß ich, daß ich doch ganz zufrieden sein kann mit meinem Hund, den ich (im Zweifelsfall mit dem Ball, den ich so routinemäßg wie den Schlüssel einstecke) immer abrufen kann (das ist einfach wichtig).