WTF...?
Liebenswürdigkeit des Tages:
6.15 Uhr: nach längerer Anreise planmäßige Ankunft in der Klinik zur stationären Aufnahme um 6.30 Uhr.
Wie uns vorgestern im Termin-Erinnerungstelefonat geheißen ward, tippeln wir zur Anmeldung, die jedoch nicht besetzt ist. Ich also zurück zum "Empfang", dem gläsernen Kasten am Eingang, in dem eine gelangweilte, ältere, graumelierte, etwas vergilbte weil gut durchgeräucherte Dame sitzt.
Ich recke den Kopf ein wenig vor in Richtung der zur Kommunikation vorgesehenen Aussparung in der Glaswand - ein leichtes Bouquet von kaltem Zigarettenrauch weht mir entgegen...
"Verzeihung, nur eine kurze Frage: die Anmeldung ist nicht besetzt. Muß man sich da irgendwo bemerkbar machen?"
Die Empfangsdame hebt den Kopf - in Zeitlupe. Grimmig, mit herunterhängenden Lefzen schaut sie mich an. Dann knurrt sie:
"Die fangen da ja erst um Sieben an! Da is JETZT NATÜRLICH keiner!"
Ich: "Ah, okay. Wo müssen wir uns dann stattdessen anmelden? Denn wir wurden telefonisch extra nochmal gebeten, spätestens um 6.30 Uhr hier zu sein."
Die Geräucherte - schnippisch: "Ja, woher soll ICH denn das wissen? Das müssen SIE doch wissen, wo sie hin müssen!"
"Nein, sonst würde ich Sie nicht belästigen. Wir sollen uns an der 'Anmeldung' melden, wurde uns gesagt. Von dort würden wir auf die Station geschickt. Vielleicht können Sie einfach mal in Ihren Computer schauen? Daraus geht doch bestimmt hervor, wo wir hin sollen."
Ewige Diskussionen, hin und her, schließlich beginnen sich ihre Finger mit den bunten, künstlichen Fingernägeln zu bewegen und sie hackt missmutig den Namen des Patienten in die Tastatur.
"Der ist hier für heute nicht drin zur stationären Aufnahme."
"Das kann nicht sein. Wir wurden doch sogar von Ihrem Klinikmanagement noch angerufen und an den Termin erinnert. Also muß da doch was im System sein."
Knurren aus dem Glaskasten.
Ich beginne erste Teile meiner Contenance zu verlieren und raune meinem Liebsten leise zu: "Ich krieg' gleich 'n Anfall.", da bellt es prompt aus dem Glaskasten: "Hab ICH schon längst!" und schickt sich endlich an, ein Telefonat zur Aufklärung des Sachverhaltes zu führen.
Tatsächlich brachte das Telefonat Aufklärung, die Empfangsdame erklärt uns gerade widerwillig und unfreundlich, wohin wir uns begeben sollen - da erhellt sich plötzlich ganz unerwartet und unerklärlich ihr Gesicht, sie hebt die hängenden Lefzen zu ihrem strahlendsten Lächeln, unterbricht ihre Wegbeschreibung, nickt einem vorbei eilenden älteren Herrn mit Aktenköfferchen zu und flötet zuckersüß: "Schönen guten Morgen, Herr Professor Schulte-Dingenskirchen!"