Hunde sahen Kind als Beute
Hunde sahen Kind als Beute
Ursache für schlimme Biss- Attacke in Meitingen geklärt
Polizei gibt Tipps zum Verhalten
Von unserem Redaktionsmitglied Klaus Utzni
Augsburg/Meitingen.
Die Hunde wollten spielen. Doch aus dem harmlosen Spiel wurde bitterer, fast tödlicher Ernst: Die Polizei hat jetzt die Ursache der schlimmen Biss- Attacke zweier Kampfhunde-Mischlinge auf ein vierjähriges Mädchen und seine Stiefschwester (25) in Meitingen (Kreis Augsburg) geklärt. Durch eine Verkettung unglücklicher Umstände waren das Kind und die Frau zu Boden gestürzt. Dies sei für die Hunde das Zeichen gewesen, die Menschen als ihre Beute zu betrachten, ist sich ein Experte der Polizei sicher. Beamte der Gersthofer Polizei konnten den Grund für den Zwischenfall klären. Inspektionsleiter Werner Bachl gibt das Ergebnis der Ermittlungen wieder. Die beiden später von der Polizei erschossenen Mischlinge hätten mit dem Kind spielen wollen. Als sie es ablecken wollten, habe sich das Mädchen dagegen gewehrt und geschrien. Die Stiefschwester, Lebensgefährtin des abwesenden Hundehalters, sei hinzugekommen. Werner Bachl: "Sie nahm das Kind auf den Arm, hob es hoch. Doch die Hunde sprangen hoch, schnappten nach dem Kind." Schließlich sei die Frau mit dem Mädchen zu Boden gestürzt. Daraufhin attackierten die Tiere Frau und Kind.
Das vier Jahre alte Mädchen befindet sich noch immer in kritischem Zustand in der Augsburger Kinderklinik. Es hatte einen Schädelbruch sowie schwere Quetschungen der Lunge und der Milz erlitten. Die 25- Jährige Frau war durch Bisse an Armen und Händen verletzt worden.
Hunde haben keinen Verstand und richten ihr Verhalten nach ihren Instinkten. Selbst gut erzogene Hunde können aber gefährlich werden dann vor allem, wenn sich Menschen unwissentlich falsch verhalten. Polizeihauptmeister Peter Praschivka, seit 24 Jahren Hundeführer bei der Polizeidirektion, glaubt, dass viele Vorfälle verhindert werden könnten, würden Menschen mehr über das "Innenleben" von Hunden Bescheid wissen.
Stehen bleiben, Ruhe bewahren
Läuft ein fremder Hund auf einen zu, sollte man ruhig stehen bleiben und beruhigend auf das Tier einreden, rät er. "Keinesfalls darf man davonlaufen, schreien, mit den Armen fuchteln oder mit den Beinen treten. Es darf keine Hektik entstehen." Man sollte dem Hund auch nicht direkt in die Augen schauen. "Dies empfindet das Tier als Provokation", weiß der Hundeexperte. Fremde Hunde sollte man auch nicht anfassen oder streicheln. "Sucht ein Hund aber den Kontakt, darf man ihm den Handrücken zum Beschnuppern hinhalten." ein Vierbeiner nur spielen will, oder ob er aggressiv ist, kann man an seinem äußeren Erscheinungsbild durchaus erkennen. Hunde, die mit dem Schwanz wedeln, sind in der Regel freundlich gesinnt. Aber Vorsicht: "Es gibt so genannte Angstbeißer. Sie wedeln, greifen dann aber von hinten an, zwicken und rennen davon."
Signale warnen
Zieht ein Hund seine Lefzen hoch, bellt und knurrt er, steht sein Schwanz senkrecht nach oben, dann heißt es aufpassen und absolut ruhig bleiben. "Das sind Signale, die besagen, dass das Tier angreifen könnte", warnt Hundeführer Praschivka. Das Problem sei, dass viele Menschen Angst vor Vierbeinern haben. "Das merken die Tiere sofort, denn sie riechen die Ausdünstungen. Hat jemand Angst, haben die Tiere sofort Oberwasser." Grundsätzlich falsch ist es, einem Hund den Knochen wegzunehmen, ihm in die Augen oder an den Schwanz zu greifen. "Dann beißt ein Hund zu, weil er sich bedroht fühlt, das hat nichts mit Aggressivität zu tun." Kinder sollte man deshalb nie allein mit Hunden lassen, rät der Polizist.
Die meisten schlimmen Zwischenfälle geschehen mit zwei oder mehr Tieren. Peter Praschivka: "Im Rudel fühlen sich Hunde stark, dann kann es sein, dass einer von hinten, einer von vorne angreift. Wenn der Jagdtrieb durchkommt, sind sie gefährlich." Alles was am Boden liege, betrachte der Hund als seine Beute, die nur ihm gehöre. Beißt ein Hund zu, sind es seine hinteren Zähne, die besonders schwere Verletzungen verursachen. "Bei einem Schäferhund entsteht beim Beißen ein dort Druck von 1,6 Tonnen pro Quadratzentimeter", verdeutlicht Praschivka. Bei einer Kampfhunderasse ist die Gefahr noch größer. "Sein Kopf ist ein einziger Muskel. So ein Tier kann zur Maschine, zur Bestie werden."
---------------------------------------------------------