Natürlich kann man ein Kind nicht "umtauschen", aber manchmal (nicht hier, natürlich) tauscht sich das Kind auch selbst um, in einem gewissen Alter. Fehlt dem dann auch jede Sozialkompetenz?
Die Adoptiveltern sind genau so die richtigen Eltern für das Kind, wie es umgekehrt sein sollte. Das ein Kind nach den Wurzeln sucht, ist vollkommen normal. Aber das der biologischen Familie emotionaler oder sonstiger Vorrang gegeben wurde, habe ich noch nie gehört. Und ich habe in meiner engeren Familie einen Stall voll adoptierter Kinder (insgesamt 5 Stück, alle erwachsen mittlerweile). Das war NIE ein Thema.
Ich glaube,
wenn dem so ist, handelt es sich oft um eine Phase. Aus eigenem Miterleben kenne ich das nur von leiblichen Elternteilen, zu denen seit der frühen Kindheit oder über Jahre kein Kontakt bestanden hat. (IdR getrennt lebende Väter). Ich denke aber, die Motivation "Suche nach Wurzeln" ist dort im Grunde genauso gegeben.
In der Phase versteht man sich mit den "sozialen Eltern" (ich benutz das jetzt mal als Fachwort. Ich komm ja ursprünglich aus der Humangenetik, und da ist Vaterschaft (und seltener Mutterschaft) ein gar nicht so seltenes Thema, und da sagt man "biologische Eltern" und "soziale Eltern", was übereinstimmen kann, aber nicht muss), also den Eltern, die einen großgezogen haben, absolut gar nicht, und meint, dass das eben auf das "Nichtverwandtsein" etwa mit dem Stiefvater oder den Adoptiveltern zurückzuführen ist. Also zieht man sich von den einen zurück und wendet sich den anderen, also den biologischen Eltern zu.
Ich stimme dir allerdings darin zu, dass ich keinen Fall kenne, wo das dauerhaft funktioniert hätte - allerdings durchaus Fälle, wo die Kinder dann hinterher zu
keinem Elternteil mehr Kontakt hatten oder haben wollten... und das habe ich mit "sich selbst umtauschen" gemeint. Nicht unbedingt, sich den biologischen Eltern zuwenden, aber sich der Adoptiv- oder Stieffamilie entziehen und verweigern. Mit der Begründung, dass sie eben nur die Adoptiveltern sind und einen schon darum nie verstanden hätte usw usf etc pp.
Aber ich kenne eben auch Stief- oder Adoptiveltern, die ihre Kinder sicherlich nicht verstoßen würden... aber trotzdem die Tendenz haben, bei Unstimmigkeiten die Adoption und die Gene als Problem anzuführen.
Sorry - das geht gar nicht! Da die Adoptiveltern die einzigen richtigen Eltern des Kindes sind, gibt es überhaupt nichts auf Gene oder sonstiges zurück zu führen. Im stillen Kämmerlein meinetwegen, kein Thema. Aber nicht frei diskutiert und dem Kind unter keinen Umständen als Vorwurf gemacht!
Es war ein Gespräch unter Eltern (Müttern), und ich denke, es war auch kein
bewusster Vorwurf - eher ein hilfloses: "Ich weiß auch nicht, wieso das alles so schwierig ist. Manchmal denke ich..."
(Erstens war es in diesem Fall gar nicht so besonders schwierig und zweitens... naja. Manchmal sollte man das Denken einfach lassen.)
Seelische Grausamkeit ist das, psychische Folter. Das wäre so, als würde DEINE Mutter zu Dir sagen, das Du missraten bist, weil sie vom Postboten vergewaltigt wurde und Du so bist wie Du bist, weil Du den mieserablen genetischen Anteil Deines Vaters geerbt hast.
Alles auch schon mitgekriegt. Also, zum Glück nicht auf mich bezogen. Das finde ich auch ganz schrecklich, Luzia, ich bin da ganz bei dir.
Sorry Margit, ich wollte Dich nicht so anpampen und ich weiß ja auch, das Du es nicht so meinst. Durch die persönliche Nähe zum Thema reagiere ich da bisweilen sehr emotional.
Weiß ich doch.
Ich habe mal eine Sendung über Adoptionen gesehen, und da kam eine Frau vor, deren Geschichte mich sehr beeindruckt hat.
Die hatte in den 1950er Jahren ein kleines Mädchen adoptiert, weil sie wohl glaubte, keine Kinder bekommen zu können. Und als das Mädchen 5 oder 6 war, wurde sie doch noch selbst schwanger.
Da freuten sich natürlich alle sehr für sie, aber es haben wohl nicht nur einzelne, sondern diverse Nachbarn, Freunde, Verwandte usw. gefragt: "Na, und? Gebt ihr die (das Adoptivkind) jetzt zurück? - Jetzt habt ihr doch
eigene Kinder."
Und die Leute waren völlig verständnislos, als sie darauf mehr als nur ein bisschen angefasst reagiert hat. (Tatsächlich war sie am Boden zerstört. Für sie war das adoptierte Kind natürlich auch ihr Kind!)
Das hat mich total geplättet. Ich wäre
nie im Leben auf diese Idee gekommen...
aber der Gedankengang scheint zu gewissen Zeiten durchaus verbreitet gewesen zu sein.