Einen guten TA zu finden ist wirklich ein Dilemma. Ich bin mit Malle (und auch mit (fast) allen anderen Tieren, die ich mal so hatte) inzwischen wieder bei dem TA meiner Eltern gelandet, obwohl es nicht einfach ist, dort hinzukommen, da ich kein Auto habe und ohne Auto ein Hinkommen zu ihm schon fast unmöglich ist. Eigentlich ist er Großtierarzt, hat mittlerweile aber auch eine Kleintierpraxis, die nebenbei läuft. Dh er vergibt nur Termine abends (außer natürlich in Notfällen), was ich aber sehr angenehm finde.
Als Malle hier dazukam habe ich versucht hier in der Gegend einen TA zu finden. So bin ich bei einem gelandet, den ich heute meinen "absoluten Nottierarzt" nenne, da er locker zu Fuß zu erreichen ist, was mir in Notfällen sehr entgegen kommt. Bei allem anderen bin ich bei meinem "Stammtierazt".
Mein Nottierarzt ist ein "kommischer Kautz", wenn ich das mal so sagen darf. Es vergeht keine Behandlung, in der er nicht sagt: "Das Medikament schmeckt nicht, die Spritze brennt usw, das habe ich schon an mir selbst getestet". Der hat schlicht alle Medikamente, die er vergibt an sich ausprobiert.
Ich halte das ehrlich gesagt für ein wenig merkwürdig. Klar, ich hab mich damals bei meinem Praktikum bei oben genanten "Stammtierarzt" auch selbst gegen Kälbergrippe geimpft-aber das war ein Versehen und ist auf meine grobmotorische Veranlagung zurück zu führen.
Aber mal abgesehen davon, dass dieset TA mir unheimlich ist, weil viele Medikamente in ihm stecken, bin ich auch mit seiner Behandlung nicht wirklich zufrieden.
Ein Beispiel ist eine Jahresimpfung von Malle gewesen. Er hat minutenlang mit besorgtem Gesicht sein Herz abgehört, sich dann umgedreht und die Spritze aufgezogen. Daraufhin habe ich dann "Stop" gesagt und erklärt, dass ich zum Einen wissen wolle, woher der Gesichtsausdruck kam, zum anderen es schon nett fände, wenn er vor einer Impfung dem Hund vielleicht auch nochmal in die Augen oä guckt und mich auch mal fragt, ob er irgendwelche gesundheitlichen Probleme hat.
Auch die Wartesituation ist dort königlich. Letztes Jahr hat Malle sich von einer Wespe ins Augenlid stechen lassen, das komplette Auge war zugeschwollen, ein Stachel war nicht zu finden.
Nun gibt es dort keine wirkliche Sprechstundenhilfe, nur ein Wartezimmer, in das ab und an die Tierarzthelferin reinschneit, um zu rufen: "Der Nächste bitte". Als sie das das nächste Mal tat, hab ich sie angesprochen und kurz erklärt was los ist. Lapidare Antwort: "Warten wie die anderen".
Außerdem mit anwesend im Raum waren, neben vielen, vielen anderen Tieren, ein Weimaranerrüde mit Husten sowie ein kleiner Welpe, der zur Impfung dort war. 2,5 Stunden haben wir gewartet. Kurz vor uns kam der Weimaraner dran, zu dem die Tierarzthelferin sagte, als sie ihn reinrief: "Ach ja, das wird Zwingerhusten sein, der geht ja gerade um". Ich dachte ich hör nicht richtig! Sie vermutet schon, dass er Zwingerhusten hat und lässt ihn lustig zweieinhalb Stunden mitten im Wartezimmer sitzen? Die Anweisung: "10 Tage keinen Hundekontakt" hätte sie sich danach sicher schenken können...boah, war ich sauer (übrigens, Folge des Ganzen: Auch Malle bekam den Zwingerhusten ab).
Mir wurde dann übrigens, bei der Suche nach dem Stachel, so nebenbei noch erklärt, wie supergefährlich es sein könnte, dass sie ihn ins Auge gestochen hat. TA fing dann schon an mir zu sagen: "Den müssen wir in Narkose legen, der Stachel muss da unbedingt raus, aber so geht das nicht". Ich dachte nur: Und warum, wenn das so dringend ist (was ich ja gar nicht bewzeifel) dauert es über 2 Stunden, bis wir drankommen? Was die Narkose angeht habe ich mich einfach geweigert und gesagt, es wäre wohl sinnvoll es erstmal so zu probieren, bevor wir das Tier narkotisieren (gerade dieses Tier). Was soll ich sagen? Es ging auch so, er hat furchtbar stilll gehalten und an sich rumdoktorn lassen (und sich nebenbei zwei Wimpern rausreissen lassen, bevor TA den Stachel hatte).
Mein Stammtierarzt hat meiner Meinung nach genau die richtige Nischung zwischen Professionalität und Einfühlungsvermögen. Er ist nicht derjenige, der vorher stundenlang mit dem Tier scherzt, was meiner Meinung nach auch nicht sein muss. Er geht individuell auf die Tiere ein (so muss die Hündin meiner Eltern, die beim TA stets beinah 1000 Tode stirbt) bei ihm eigentlich nie auf den Tisch, er robbt lieber vor ihr auf dem Boden rum.
Und die Tiere fühlen sich (mal abgesehen von der Hündin) bei ihm sehr wohl. Ich werd nie vergessen, wie Malle mit seinem steifen, frisch operiertem Bein bei ihm (etwa alle zwei Tage) auf dem Tisch saß. Es war echt ein Bild für die Götter: Der hund saß da, TA sprach ihn an ("Na, Malle?") und Malles kaputtes Pfötchen sauste in seine Hand. Er konnte in Ruhe den Verband abziehen, die Wunde besichtigen usw, mein Hund ließ sein Bein ohne Murren in siener Hand. Besonders schön war das beim Fädenziehen. Das gesamte Bein war ja eine Naht und es dauerte lange, bis die Fäden alle gezogen waren. Malle streckte eisern sein Bein aus, TA hatte nur Angst irgendwann ein Küßchen zu bekommen.
Meiner Meinung nach ist es schon ein gutes Zeichen, wenn ein Tier derart vertrauensvoll bei einem TA ist (wenn natürlich die fachliche Behandlung auch stimmt).
Mein TA ist manchesmal ein wenig wortkarg, sehr direkt (was ich sehr gut finde) und neigt dazu mich doch noch zu überraschen. Er ist zB bis jetzt nicht über die Tatsache hinweggekommen, dass meine Pflegehündin von der Seite kastriert wurde- das hat ihn mehr als umgehauen (den genauen Wortlaut, den er den KollegInnen, die das gemacht haben, zugedacht hatte, geb ich besser nicht wieder).
Nur die Rechnungen bei denen enden immer im heillosen Chaos *g*
LG
Sina