Ich schreib's mal hier rein, weil's glaube ich ganz gut unterstreicht, wie "Rücksichtlosigkeit" häufig aus Gedankenlosigkeit entsteht... zum Kopfschütteln ist es auch nicht aufregend genug...
Ich marschierte heute mit Kind im Buggy ins Dorf. Auf dem Gehweg.
Stadtauswärts kam mir eine Frau mit Hund an der Leine entgegen, die - sehr ungewöhnlich - nicht an einem gewissen Punkt auf die andere Straßenseite wechselte, wo sich am Grünstreifen das mit meistfrequentierte örtliche Hundeklo befindet. Links war ein Zaun, der zu einem Kindergarten gehört.
Ich dachte noch so bei mir: "Die kann jetzt gern mal auf die Straße ausweichen, denn eine gesunde Person in meinem Alter mit einem mittelgroßen Hund kriegt das eher gebacken als ich mit Buggy" - Denn merke: Der Buggy ist schon ein wenig altersschwach und bei seitlichen Fahrten den Bordstein hinunter blockieren gern mal die Bremsen. Steht nicht dran, klar.
Die Frau (und Mutter - sie hatte ein Kind dort im Kindergarten) sah mich wohl frontal auf sich zukommen, nahm mich aber offenbar nicht bewusst wahr, weil sie hinterm Zaun Kinder gesehen hatte, die sie kannte.
Ich hatte dennoch durchaus noch die Hoffnung, dass sie die Information rechtzeitig aufnimmt und sich und den Hund vom Gehweg befördert. Hätte vermutlich sogar geklappt, wenn nicht... der Hund im kritischen Moment rechts am Zaun etwas furchtbar Interessantes zum Schnüffeln gefunden hätte und scharf nach rechts gezogen wäre.
Und für sie als Hundebesitzerin war in dem Moment völlig klar, dass sie da nun passiv und im Standby-Modus hilflos verharren muss, bis der Hund ausgeschnüffelt hat. - Immerhin ist ihr den Bruchteil einer Sekunde später noch eingefallen, ihm das Hinterteil ein wenig beiseit zu schieben.
Zum Glück habe
ich das gerade noch rechtzeitig bemerkt - auch wenn ich in dem Moment total perplex war. Und zwar nicht als Mutter, sondern weil es für
mich als Hundebesitzerin in dem Moment das Selbstverständlichste von der Welt gewesen wäre, meinen Hund energisch an der Leine vom Gehweg zu befördern, ob er da nun gerade schnüffeln will oder nicht.
Ich dachte sinngemäß: Häh? - Urrgh...
Und habe kommentarlos den Kinderwagen vom Gehweg gewuchtet und bin vorbeigestiefelt.
Offensichtlich hat man mir meinen Widerwillen aber überdeutlich angesehen. Ich habe Frau, Hund und abgeholtes Kind nachher noch im Ort getroffen, und (dann wieder) freundlich gegrüßt - da kam aber nix zurück.
Ich denke, die Frau wollte bestimmt nicht bewusst rücksichtslos sein. Die hat es einfach nicht gerafft.
Ich glaube, es hat mich auch gar nicht so sehr angenervt, dass die mir keinen Platz gemacht hat - aber dass das so war, weil sie es nicht geschafft hat und offenbar für undenkbar und nicht im Bereich des Möglichen hielt, ihrem (sehr umgänglich und freundlich wirkenden) Hund das Schnüffeln zu verwehren - nee. Das fand ich irgendwie - irritierend. Obwohl ich denke, das ist eher der Normalfall. Das sieht man hier wirklich oft. Und ich habe das früher mit Sicherheit auch so ähnlich gemacht. Aber in dem Moment vorhin habe ich einfach nicht damit gerechnet.
Ist übrigens nicht so, dass ich ständig auf meinem Recht bestehe. Alten Leuten mit oder ohne Rollator weiche ich selbstverständlich aus, oder auch anderen Müttern mit Kinderwagen (weil ich idR schneller unterwegs bin), und wenn
mir einer Platz macht, bedanke ich mich. Hätte ich da auch. Brauchte ich dann aber halt nicht...