Ja. Aber im Tanach gibt es wohl Hinweise auf eine mögliche Auferstehung. Es soll auch jüdische Gruppierungen geben, die an eine Reinkarnation glauben. Vor Jahren hatte ich mal eine Diskussion darüber. War spannend, weil ich bis dato nicht wusste, wie sehr sich die einzelnen Gruppierungen in einer so zentralen Frage unterscheiden.Aber im Alten Testament steht davon tatsächlich nichts. Da steht nur, dass die Toten von nichts mehr wissen und sich keiner Sache bewusst sind.
Darf ich mal so neugierig sein und fragen, welcher Gruppe ihr (also du, bzw deine Exfrau) angehört?
Manches was du schreibst erinnert mich an die Biographie von Deborah Feldman, die ja kürzlich verfilmt wurde. Geht das in die Richtung?
Ja. Aber im Tanach gibt es wohl Hinweise auf eine mögliche Auferstehung. Es soll auch jüdische Gruppierungen geben, die an eine Reinkarnation glauben. Vor Jahren hatte ich mal eine Diskussion darüber. War spannend, weil ich bis dato nicht wusste, wie sehr sich die einzelnen Gruppierungen in einer so zentralen Frage unterscheiden.
Interessant. Meinem, zugegebenermaßen schon älteren Kenntnisstand nach hat sich der Glaube an die Auferstehung der Toten (in welcher Form auch immer) doch weitgehend durchgesetzt?
Einige Gruppierungen glauben meines Wissens an die Belohnung der Gerechten und die Bestrafung der Ungerechten.
Feldman und die lustige Netflix Serie sind Satmar. Das sind auch Chassiden, aber andere. Meine Exfrau, die Familie meiner Exfrau sind Lubawitscher. Chabad.
In dieser Theorie, die ich eben auch kenne, heißt Glauben sich blindlings fallen lassen. Gott fängt dich auf. Wenn du darauf nicht vertrauen kannst, ist dein Glaube nicht stark genug.
Natürlich darf man fragen, wenn man etwas nicht verstanden hat. Diskutieren im Sinn von Argument - Gegenargument war zumindest in meinem Fall der "Beweis", dass mein Glaube noch nicht stark genug ist.
Aber wozu?
Sie hatte recht, wenn man die geschriebenen Texte wörtlich nimmt und als direkt von Gott übermittelt akzeptieren kann. Ebenso die Worte der Geistlichen.
Da kann ich aber beim besten Willen nicht mitgehen. Die Texte sind von Menschen verfasst und interpretiert. Wie du schreibst: Menschen verstehen aber nun mal nicht alles, sie sind fehlbar. Ist nicht ihre Schuld, aber nichts desto trotz Fakt. Daraus ziehe ich für mich den Schluss: Auch ich darf interpretieren - das muss ich sogar, denn blinde Folgsamkeit ist zu einfach. Um seinen Glauben muss man ringen. Deshalb gehe ich auch mit deiner Theorie vom blinden Befolgen der Regeln nicht konform.
Wir hatten das schon und du meintest, meine Überlegungen dazu seien eben "weltlich"- sei's drum, ich versuche es noch einmal: Dass vor 3.000 Jahren bestimmte, sehr detaillierte Regeln aufgestellt wurden, heißt nicht, dass alle diese Regeln unverändert bis ans Ende der Menschheit gelten. Gott ist ein Schöpfer, der die kontinuierliche Veränderung (Stichwort: Evolution) mit eingebaut hat. Das nimmt uns Menschen in die Pflicht, die Regeln dem Sinn nach zu verstehen, mit den Veränderungen um uns herum abzugleichen (Stichwort: Kühlschrank) und ggf. anzupassen.
Blinde Folgsamkeit ggü. geistlichen Autoritäten (fehlbar wie du und ich) und blindes Befolgen von Regeln hat meiner Meinung nach mit Glauben nichts zu tun. Du hast selber geschrieben, dass Gott etwas von dir erwartet. Da stimme ich dir zu. Er erwartet wesentlich mehr als blindes Befolgen.
Nein. Der Bauplan des Menschen ist doch vor 3.000 Jahren nicht anders als heute. Es sind die gleichen Fehlungen und Sünden denen man verfallen kann. Und das was von Bedeutung ist, ist es damals wie heute.
Du gehst weltlich heran und sezierst jedes einzelne Gebot. Gebote die du glaubst zu verstehen veränderst du, bis sie in dein modernes Leben passen. Das ist Interpretation und es ist Assimilation von Geboten. Und es ist die punktuelle Betrachtung einzelner Bausteine. Du nimmst ein Bauwerk und ziehst Stein für Stein heraus, weil du glaubst den einzelnen Stein zu verstehen und nicht mehr zu brauchen. Was passiert also, wenn du dieses Spiel zu weit treibst?
Was G-tt von mir erwartet kann ich schwarz auf weiß nachlesen.
Was G-tt von mir erwartet kann ich schwarz auf weiß nachlesen.
Warum nicht?
Weil es dann keiner mehr machen würde?
Ich meinte es aber tatsächlich anders.
Die Zeugen argumentieren ja mit einem klaren "Aktion - Klick - Belohnungs-System": "Mach aus freiem Willen das richtige, dann freut sich Gott und du darfst nach dem jüngsten Tag wiederauferstehen." - Das ist so simpel, das verstehe sogar ich, mit einer absoluten Nicht-Begabung auf dem weiten Feld der Philosophie.
Du schreibst, wenn ich es richtig verstehe:
"Gott gab den Menschen einen freien Willen, um ihn nicht zu benutzen. Und damit es ihnen leichter fällt, ihn nicht zu benutzen - führt man Regeln ein."
So weit, so gut.
Aber was passiert, wenn man die Regeln einhält? Mit einem selbst und ansonsten? - Was hat Gott davon? Was hat die Welt davon? Was bewirkt das?
Und was passiert, wenn man die Regeln nicht einhält oder ändert?
Was sind die Konsequenzen und gibt es irgendeinen Effekt?
Warum ist es das Richtige und das andere ist das Falsche?
Nur, weil Gott es so gesagt hat? Oder soll damit irgendetwas erreicht und gewährleistet werden?
Wenn man nach dem Tod sowieso quasie wieder im Nirwana aufgeht, egal, was man getan hat - warum (wozu - zu welchem Zweck) muss es auf der Welt im Leben dann überhaupt Regeln und ein Richtig geben?
Im Christentum ist das richtige Verhalten ja generell stark durch den Jenseitsglauben bedingt: Tue das Richtige, und es wird dir nach dem Tod gut ergehen. Tu das Falsche und - hmmh, ja, an der Stelle scheiden sich die Konfessionen.
Aber wenn das wegfällt - wo ist die Motivation oder die Begründung für das Judentum? Warum ist das Richtige das Richtige?
Und warum machst du nicht was er von dir erwartet? Oder tust du es schon?
Danke für deine Antwort.
Das musste ich natürlich erstmal googeln.
Ich hoffe ich darf das schreiben, ohne dir zu nahe zu treten, aber dazu findet man online sehr kritische Beiträge.
"Die weltweite jüdische Organisation Chabad Lubawitsch ist auch hierzulande sehr aktiv – und nicht unumstritten: Ein Segen für die Juden, weil sie Traditionen pflegt, loben die einen. Eine machtbewusste orthodoxe Sekte, die Einfluss auf jüdische Gemeinden nimmt, sagen die Kritiker."
"Dem Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Pinneberg bereitet der wachsende Einfluss der orthodoxen Chabad-Bewegung Unbehagen. ...
Es gibt auch sehr viele orthodoxe Juden, die Chabad ablehnen. Es ist in der Tat sehr schwierig, mit Chabad klarzukommen: Sie sind so überzeugt von ihrer Sicht, dass sie Argumenten nicht zugänglich sind."
Das weiß ich nicht und das muss ich nicht wissen. Das erfahre ich entweder nach meinem Tod oder nie.
Es sind Regeln, die befolgt man.
Weil es das Richtige ist.
Ich tue nicht was er erwartet. Ich kann es nicht mehr.
Im Grunde kannst du schwarz auf weiß nachlesen, was vor 3000 Jahren heute unbekannte Leute meinten zu wissen, dass er es von ihnen erwartet.
Und heute könntest du nachlesen, was heutige Leute meinen zu wissen, was er von ihnen erwartet.
Ich denke, wir wissen es heute so viel oder so wenig wie damals. Aber einige Bedingungen, die damals galten, gelten heute nicht mehr. Viele, was vor 3000 Jahren funktioniert hat, funktioniert auch heute. Aber alles eben nicht.
Aha, okay. Kann ich mit leben.
Diesbezüglich werden der Chabad und ich keine Freunde werden. So kann ich nicht (mehr) denken.
Dafür sehe ich auch zu viel schief gehen, was in so einer unverbrüchlichen Einstellung begonnen wurde.
Aber ich bin auch sozusagen anti-religiös (und querulantisch - wir sind dafür, dass wir dagegen sind!) geprägt aufgewachsen. Ich denke, an dieser Stelle spätestens merkt man das.
Edit: Das ist für mich so wenig schlüssig, dass ich bei dem Versuch, es zu denken, permanent das Gefühl habe, einen Knoten ins Hirn zu kriegen. Es geht für mich auch nicht ansatzweise auf.
Das muss nicht heißen, dass es falsch ist. Aber für mich funktioniert es nicht.
hmm, ungünstig oder?
Also hört sich irgendwie konfliktbehaftet an, oder bist du damit im Reinen, mit dir ?