Und du glaubst, dass der (politische) Islam nicht genauso gefährlich für die Grundstruktur unseres Staates und den Zusammenhalt unserer Gesellschaft ist, wie die äußerste Rechte?
Das ist eine interessante Frage, und weil ich heute früh keine Zeit hatte, sie ausführlich zu beantworten, versuche ich es jetzt mal.
Meine spontane Antwort wäre gewesen: "Nein, denn die Veränderungen, die radikale Islamisten durchsetzen wollen, wollen sie ja oft in
anderen Ländern umsetzen." - Allerdings hattest du ja die Kalifats-Demonstrationen erwähnt, und spätestens bei denen, eigentlich aber auch schon früher, muss man ja klar sagen, dass
das so nicht stimmt. Die wollen ja auch Veränderungen "hier", im "Westen".
Vielen kann man ja auch nicht sagen: "Geh doch dahin, wo du zuhause bist und es als normal gilt, wie du leben möchtest", weil sie ja "im Westen" geboren und aufgewachsen sind.
[Ich bin mal - auf der Suche nach einem arabischen Kochrezept - in so einer Art Forum gelandet, wo strenggläubige Muslime (die im Westen lebten) irgendwelchen ebenso gläubigen Imamem Fragen dazu stellten, wie sie nach Koran mit Nicht-Muslimen umgehen sollen.
Einer lebte in Kanada, und der fragte, ob er erwarten dürfe, dass seine Kollegen und Nachbarn XYZ beachten. Und was er tun soll, wenn nicht. Und die ANtwort war, sinngemäß: "Nein, kannst du nicht, aber wenn sie das nicht tun, ist es deine Pflicht als aufrechter Muslim, mit deiner Familie in ein Land auszuwandern, indem du nicht dauernd gezwungen bist, gegen Allahs Gebote zu verstoßen." (Es folgten ein paar Vorschläge wie Algerien oder Pakistan.)
Gut möglich, dass der eine oder andere dann lieber seine Heimat verändern würde, als das auf sich zu nehmen....
]
Nach weitere Überlegung würde ich trotzdem immer noch sagen: "Nein, ich finde, die konkrete Gefahr des politischen Islam für unsere
Gesellschaft ist kleiner als die durch Rechtsextremismus", weil die Überschneidung der Grundiee des politisch extremen Islam mit der Mehrheitsgesellschaft gegen Null geht. Da gibt es eher keine schleichende Unterwanderung und Aushöhlung "unserer" Werte (und plötzlich wird nach dem 19. Jahrhundert auch bei Nicht-Muslimen in Westeuropa das Kopftuch für verheiratete Frauen wieder ein Ding).
Wenn man sich die absoluten Zahlen anschaut...
Dann hat die AfD bundesweit 43.000 Mitglieder (CDU rund 363.000 )
Und würde laut verschiedenen Instituten bei Wahlen am nächsten Sonntag zwischen 15 und 18% der Wählerstimmen holen:
Zahl der Wahlberechtigten für die Bundestagswahlen in Deutschland 2021 waren 60,4 Millionen
Bei 15% Wählerstimmen sind das ca. 9 Millionen absolute Sympathisanten.
Und dazu, hier nicht erfassbar, so und so viele Leute, die die Partei nicht soo schlimm finden, aber derzeit lieber etwas anderes wählen.
Zahl Islamistischer Extremisten in Deutschland:
2022: 27.480 Personen - das sind Mitglieder und Anhänger verschiedener Verbände und Bewegungen.
Zahl der bekannten politischen Gefährder in Deutschland 2023 waren 505.
Die
Gesamtzahl aller Menschen muslimischen Glaubens (einschließlich Aleviten, die ich als relativ liberal kenne) in Deutschland 2020 war 5,5 Millionen. Davon sympathisiert aber nur ein Bruchteil mit religiösen Extremisten.
Doch selbst wenn man davon ausgehen würde, dass jeder in Deutschland lebende volljährige Mensch muslimischen Glaubens mit Extremisten sympathisieren würde (und wir wissen, dass das nicht der Fall ist) - wäre ihre Zahl immer noch etwa bei der Hälfte der wahlberechtigten Sympathisanten der AfD.
Realistisch sind allerdings eher Zahlen darunter.
Und da es kaum bis keine Überschneidung der Sympathisanten mit der Mehrheitsgesellschaft gibt, wie oben schon ausgeführt - sehe ich die Gefahr für unsere Gesellschaft tatsächlich immer noch geringer.
Muslimische Anschlänge spalten bisher unsere Gesellschaft nicht... die führen nicht, wie Impfkampagnen oder der Ukrainekrieg, dazu, dass sich Teile der politischen Mitte fragen, ob die dem IS oder der Kalifatsbewegung nicht weiter entgegenkommen müssten, damit die sich nicht so aufregen und "mitgenommen werden".
Das tun nichtmal die Teile der Linken und Grünen, die eine grundsätzliche Gefahr durch ein islamisch geprägtes Weltbild komplett abstreiten und real vorhandene interkulturelle Probleme übergehen oder übersehen. Auch die wollen dem Islam ja nicht entgegenkommen, die wollen sich oftmals nur nicht damit auseinandersetzen.
Also, Fazit:
Aufgrund meiner oben angestellten Überlegungen sowie der mir heute bewusst gemachten Statistiken halte ich den politischen Islam
nicht für "ebenso" gefährlich für unsere hiesige Gesellschaftsstruktur wie die äußerste Rechte.
Aber ich halte ihn trotzdem, wie bereits geschrieben, auch nicht für "harmlos" oder "irrelevant."
Wen ich definitiv nicht für eine größere Gefahr für unsere Gesellschaft halte, sind die Grünen und die Klimakleber.
Die Grünen hatten zwar 2022 rund 126.500 Mitglieder, also gut dreimal so viele wie die AfD. Aber sie lagen in denselben Wahlumfragen wie oben bei 12-14% (wenn man den niedrigsten Wert annimmt, also 7,2 Mio Sympathisanten) - und selbst wenn sie kontroverse Forderungen erheben, rütteln diese doch mehr an unser aller Wohlbefinden als an unseren demokratischen Gesellschaftsstrukturen.
Kurz gesagt: Die freiheitlich demokratische Grundordnung wird nicht durch Aufforderungen zum Heizungstausch ausgehebelt.
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Das ist natürlich nur meine Meinung, und möglicherweise kommen andere Leute unter Berücksichtigung anderer Sachverhalte zu ganz anderen Schlüssen!