Ja, man schraubt seine Ansprüche zurück.
Jede Sendung, die auch nur die eine Aussage macht, nämlich dass alle Hunde gefährlich sein können, ist ja schon besser als der übliche Bild-Mopo-RTL-Sat-Vox-Einheitsbrei.
Prof. Hansjochim Hackbarth kam glaubwürdig und einfach nur sachlich rüber und es war eine relativ einprägsame, wenig gekürzte (wenig verfälschte) Aussage. Sogar den Satz mit den auffälligen Golden Retrievern in der Vergleichsgruppe durfte er nicht nur sagen, das wurde sogar gesendet.
Sein Satz "Sachkunde für alle Hundehalter, bevor man sie mit ihren Hunden auf die Menschheit losläßt" kam zu negativ und zu platt rüber, eigentlich kann er sich differenzierter und gewählter ausdrücken.
Wenn ich mich nicht getäuscht habe, mal wieder das übliche: Foto von einem (gähnenden?)
Dobermann und dazu der Kommentar "ein
Rottweiler fiel diese Frau in Celle an" -- na ja, das übliche halt. Man schickt halt "sachkundige"
Reporter los.
Poggendorf war mal wieder unerträglich, irgendwie hatte ich den Eindruck, er weiß, dass er die Unwahrheit sagt. Und seine Aussage, "man weiß nicht, was in 3 oder 30 Sekunden passiert" das trifft meines Erachtens mehr auf seine unqualifizierten, sich widersprechenden Aussagen zu, als auf die freundlich wedelnde Sugar im Hintergrund, die den Pressefuzzis so gar nicht den Gefallen tun wollte, ins Gitter zu beißen, oder wenigstens mal beim Gähnen ihrer Zähne zu zeigen. "Sch*-"Kampfhund", der wedelt ja nur" konnte man als unausgesprochenen Konsenz von Poggendorf und Reportercrew in der Luft liegen ahnen.
Falsch war die Aussage, dass Thüringen das einzige Bundesland sei, in dem man keine Genehmigung für einen Listenhund braucht -- Niedersachsen und Sachsen-Anhalt sind dem guten Vorbild Thüringens gefolgt und verzichten inzwischen aus Überzeugung auf eine Rasseliste.
Falsch und polemisch war die Behauptung, die Bürger Thüringens seien schlechter geschützt. Gerade vorher war doch klargestellt worden, dass jede Hunderasse, auch als Waffe, mißbraucht werden kann.
Die Beweihräucherung der Höhn-Regelung, dass die Sachkundeprüfung für Halter aller (40/20-)Hunde vorbildlich sei, war unerträglich. NRW ist eines der schlechten Länder, die Haltungsverbote allein aufgrund der Rasse aussprechen und die den Maulkorbzwang mit dem (inzwischen nachgewiesen) negativen Einfluß auf den Hund für viele Rasse vorschreiben. Die Sachkundescheine sind m.E. oft das Papier nicht wert, auf dem sie gedruckt werden. Eine praktische Prüfung, wie z.B. beim BHV-Hundeführerschein, gibt es ja für z.B. Schäferhundhalter noch immer nicht.
Fazit:
Hackbarth durfte zwar die Wahrheit sagen, trotzdem kam es mir so vor, als ob die Moderatorin (und ihre Texteschreiber) das nicht verstanden oder nicht wahrgenommen hätten.
Der Einfluß der Bilder, Narben von Rottweilerbissen, schwere Verletzungen durch StaffBull, dürfte bei vielen (durchschnittlich unaufmerksamen und durchschnittlich vorurteilsbelasteten) Zuschauern im Sinne der Redakteure gewesen sein: "Richtig schlimm beißen tun jene Hunde, die in zumindest einem Bundesland auf der Rasseliste stehen." Und damit zurück zu Satz 1: Auch wenn man seine Ansprüche zurückschraubt, war dies kein Beitrag, der uns Hundehaltern geholfen hätte.
Wann kommt eigentlich ein Beitrag über 20 Tote pro Jahr durch Insektenstiche und wie viele Kinder ertrinken jeden Sommer im Planschbecken? Alles wichtiger, weil häufiger als Hundebisse, aber nicht so schöne blutige Bilder.