Meinst du das wir deshalb keine vollkommen unbeteiligte Opfer sind, weil wir am Klimawandel schuld sind?
Schuld ist so ein großes Wort. Ich hab schon mit Bedacht das Wort beteiligt bzw. unbeteiligt gewählt. Vieles hat man vielleicht vor vielen Jahren wirklich nicht besser gewusst,. Von daher würde ich nicht von Schuld sprechen. Beteiligt am Klimawandel sind wir (mich eingeschlossen) aber eben durchaus - und das seit vielen Jahren auch wissentlich.
Letztendlich machen die Politiker ihren Job und liefern (zumindest zum Teil), was der Kunde bzw. Arbeitgeber bzw. die wählende Mehrheit bestellt, und dass das u.a. einen Wandel des Klimas zur Folge hat, wurde und wird in Kauf genommen. Sich dann hinzustellen und zu behaupten oder zu glauben man sei ja völlig völlig unbeteiligt und würde von denen, die die shice am Ende ausbaden müssen, völlig zu Unrecht in Geiselhaft genommen, halte ich für nicht gerechtfertigt oder wahlweise unüberlegt / unreflektiert.
Ich bin auch damit aufgewachsen, dass man es zu was bringen sollte. "Mein Haus, mein Boot, mein Urlaub" usw. usf. und wir lassen uns doch das Auto, den Grill, whatever nicht verbieten / wegnehmen. Das haben wir uns verdient. Mir ist diese Denke nicht fremd. Sich jetzt einzugestehen und klarzumachen, dass das eben (vor allem für andere) doch nicht so toll ist, was man da erreicht hat, ist schwierig. Dennoch kann man sich und diese Denkweise durchaus hinterfragen. Denn diese Denke und die damit verbundene Lebensweise führt mittlerweile bekanntermaßen mittel- bis langfristig eben nicht, wie lange gedacht und behauptet und von vielen wohl auch so geglaubt, dazu, dass es allen weltweit besser gehen wird. Stattdessen erleben wir gerade schon ein gigantisches Artensterben, die Ozeane sind so warm wie noch nie zuvor (seit Aufzeichnungsbeginn) - und ja, da hat unser Lebensstil in den Industrienationen direkt mit zu tun (viel mehr als die vielen Menschen in weniger entwickelten Teilen der Welt). Sich vor dem Hintergrund als völlig unbeteiligte Opfer der bösen (oder wahlweise dummen) sobetitelten Klimachaoten zu inszenieren oder auch tatsächlich zu sehen, wie es gerade in und durch die Medien, die Politik und nicht zuletzt auch die Gesellschaft geschieht, halte ich für falsch.
Nur mal um klarzumachen, was ich meine (und nicht als Vorwurf o.Ä. gegen Fleischkonsumenten gemeint). Ich hab auch lange gedacht bzw. mir eingeredet als Vegetarierin mache ich in Sachen Schutz der Nutztiere schon alles bzw. zumindest vieles richtig. Es war hart und äußerst schmerzhaft mir einzugestehen, dass ich durch den Konsum von Milchprodukten (und der Billigung dessen, was in dem Bereich geschieht) genau so ein Teil des Systems bin. Ich hab die vermeintlich extremen Veganer auch immer skeptisch / kritisch gesehen - u.a. weil ich es einfach nicht sehen und nicht hören wollte, mir meine Mitbeteiligung nicht eingestehen wollte. Und ich denke, so geht es vielen Boomern (mich nicht ausgenommen) bei der Klimakrise. Man hat sich doch bemüht und alles so gemacht, wie es die Gesellschaft als richtig betrachtet(e) und nebenbei auch im (bequemen) Rahmen auf die Umwelt geachtet und jetzt soll das alles falsch gewesen sein? Man soll nicht mehr jemand sein, der was aufgebaut hat, sondern jemand, der an einer Zerstörung von nicht weniger als den Lebensgrundlagen mitgewirkt hat und mitwirkt? Schwierige Situation - für jung und alt. Aber es muss halt was passieren. Auf technologieoffenen Feenstaub zu hoffen, der uns alle befreit, wird nicht reichen.