Schrecklich wie Kinder dastehen und sich fühlen, wenn die Eltern NUR am diskutieren und streiten sind und keine Zärtlichkeiten mehr austauschen.
Wenn Kinder keine Küsse und Umarmungen zwischen den Eltern sehen, finde ich schrecklich.
Das finde ich auch.
Ich finde es nicht so schlimm, wenn Kiner auch mal einen Streit mitbekommen. Streit gehört zum Leben dazu und sie können ja so auch sehen, dass man sich wieder versöhnt und ein Streit eben nicht bedeutet, dass man sich nicht mehr lieb hat. Aber die Gesamtatmosphäre muss schon stimmen.
In unserem Geburtsvorbereitungskurs sagte die Hebamme zu uns, dass es eine wichtig Grundregel gäbe: Im ersten Jahr nach der Geburt des Kindes wird nicht über Trennung/Scheidung nachgedacht. Da sei man so überlastet, dass mehr Streit normal wäre und nicht rational genug, weitreichende Entscheidungen zu treffen.
Ich halte das prinzipiell für einen guten Hinweis, denn ich kenne tatsächlich eigentlich kein Paar, wo es nach der Geburt des (vorallem ersten) Kindes nicht häufiger geknallt hätte als vorher. Die Nerven liegen wegen Schlafmangel oft blank, man muss sich erst neu in die Rollen finden, jeder muss Abstriche machen, man muss so viel neu organisieren... Sicher gibt das Reibereien. Basti und ich streiten uns seit Talina da ist auch mehr als vorher - weil es viel mehr Gründe gibt. Deshalb werde ich nie begreifen, wie man ein Kind bekommen kann "um eine Beziehung zu retten", denn eigentlich muss eine Beziehung schon recht stabil sein (unabhängig von der zeitlichen Dauer meine ich das!), um ein Kind überleben zu können
Aber natürlich keine Regel ohne Ausnahme! Es gibt sicher Fälle, wo nach der Geburt des Kindes grundlegende Eigenschaften des Partners zu Tage treten, mit denen man eben nicht gut leben kann und die man vorher so nicht gesehen hat. Es kann sein, dass die Beziehung eigentlich vorher schon nicht so toll war und durch die Belastung mit dem Kind nur den "Gnadenstoß" bekommt.
Oderoderoder... etliche Gründe sind denkbar, die eher zufällig in die Zeit nach der Geburt des Kindes fallen, die eine Trennung sinnvoll erscheinen lassen, die eben nichts mit der normalen dünnhäutigkeit und den normalen Anpassungsproblemen, die ein Baby mit sich bringt, zu tun haben.
An sich denke ich, solange man sich "nur" mehr streitet ist der Tipp der Hebamme nicht schlecht. Dann sollte man darauf vertrauen, dass es sich schon wieder einpendelt wenn wieder mehr Ruhe einkehrt und man sich aufeinander eingespielt hat. Aber wenn die Stimmung grundsätzlich vergiftet ist, man sich eben auch gar nicht mehr in den Arm nehmen mag, keine Nähe mehr suchen möchte oder aber selbst schon möchte, aber von der Gegenseits diesbezüglich nichts mehr zu erwarten ist, die Grundpfeiler einer Beziehung also nicht mehr bestehen, dann ist eine Trennung sicher auch besse für die Kinder. Niht nur weil sie von mehr Ruhe und Gelassenheit profitieren, sondern eben weil ich Ellen absolut zustimme, dass man auch Vorbild ist und die Vorstellungen der Kinder von Liebe und Beziehung durch Vorleben mitformt. Und eine leidenschaftliche Beziehung mit viel Streit und Versöhnung ist denke ich kein per se schlechtes Vorbild (wenn auch nicht das Ideal), aber eine ständig kalte, angespannte und lieblose Atmosphäre zwischen den Eltern ist ganz schlimm, finde ich. Dann lieber ein sauberer Cut.