dumpfbacke, ich seh es wir matty,
es muss jemand auf den Hund schauen, und zwar jemand, der nicht mit Pauschalrezepten kommt.
Ich kenn es gut, dass bei Hunden, die nicht "ganz easy" sind, nach meinem Geschmack zu viele Trainer gern als erstes die "der ist zu dominant, das geht alles über den Grundgehorsam, der darf nicht zu viel dürfen"-Schiene fahren.
Meiner persönlichen Erfahrung nach geht das aber viel zu oft am konkreten Problem vorbei.
Bei uns war es zB so, dass wir dem Hund im Haus sämtliche Freiheiten nehmen sollten, weil er draußen so problematisch war, dass er da aus Sicherheitsgründen eh keine haben durfte (wobei er schon in der Regel pinkeln durfte, wann er wollte - er war aber auch kein Hund, der jeden Grashalm markiert hätte. DAS wäre dann auch für mich ein Grund gewesen, die Pinkelfreiheit einzuschränken, aus Eigeninteresse.*
)
So. Nun war unser Hund aber im Haus in der Regel unproblematisch, abgesehen davon, dass er klaute.
Für den Umgang mit Kindern war sein Nervenkostüm ein Problem, aber man konnte ihn wegschicken, er hat wenig (und wenn, dann wenig ernsthaft) getestet.
Sprich: Für unsere Probleme draußen war es völlig unerheblich, wie wir drinnen mit ihm umgegangen sind. Ob wir ihm Privilegien gestrichen haben, ob er wir ihm dieses, jenes oder welches haben durchgehen lassen - völlig egal, draußen war es immer mehr oder weniger gleich, mal besser, mal schlechter, aber unabhängig davon, wie "dominant" wir zu ihm waren oder nicht.
Ähnliches habe ich auch beim ersten Hund meiner Kindheit erlebt. Der zeigte ausgesprochen territoriales Verhalten und war darum Besuchern gegenüber nicht immer freundlich. Auf Spaziergängen hingegen buk er eher kleine Brötchen, und wie man sich ihm gegenüber dort verhielt, hatte keine Auswirkungen darauf, dass er meinte, im Haus müsse er aufpassen.
Bei euch scheint es mir ähnlich zu sein. Der Hund ist draußen mehr oder weniger normal, da auch beschäftigt, und macht drinnen Probleme - die Situationen haben aber wenig miteinander zu tun. Und Maßnahmen, die den Hund draußen einschränken, gehen unter Umständen am konkreten Problem im Haus absolut vorbei.
Was hier übrigens noch gar nicht zur Sprache kam, sind gesundheitliche Probleme. Hattest du nicht geschrieben, dass der Hund bereits Arthrose hat?
Ist sein kompletter Gesundheitszustand mal überprüft worden?
Ich schreibe das darum, weil wir, gerade als mein Sohn zu laufen begann, ja einige Probleme mit Hund und Kind hatten, die wir erstmal auf die üblichen Konflikte zwischen Hund und Kind in dieser Phase geschoben haben - Kidn wird mobil, Hund ist gestresst.
Es kam dann ein paar Mal zu Situationen, die ich grenzwertig fand, und wo der Hund sehr gereizt auf's Kind reagiert hat, auch im Sinne von Ressourcenaggression (in dem Fall u.a. um mich).
Zu derselben Zeit hatte der Hund eine Fettgeschwulst, die rasend schnell gewachsen ist und angeblich nach Aussage unserer TA völlig schmerzlos und nur etwas störend war. - Ich nehme mal an, dass das bei der ersten Untersuchung auch noch der Fall war.
Nur lag die eben so blöd (und wurde dann so schnell so groß), dass das irgendwann wohl doch nicht mehr stimmte.
Ich hatte den Hund eigentlich nicht operieren lassen wollen, weil er ein Herzproblem hatte. Hab mich irgendwann aber doch dazu entschlossen, weil eine andere >TÄ sagte, der habe eindeutig Schmerzen, wenn man das anfasst.
So. Die OP war nicht leicht, die Heilung auch nicht, die Kosten enorm, weil halt das Ding in kürzester Zeit nochmal enorm zugelegt hatte und die Narbe riesig war.
Aber: Schon mit riesiger frischer OP-Narbe (bestimmt 10, 15 cm an der Seite) einen Tag nach der OP war jede Gereiztheit dem Kind gegenüber wie weggeblasen und auch die Nachbarn wurden nicht mehr ignoriert, sondern vorsichtig-freundlich begrüßt.
Wir hatten nach der OP bis zum Ende kein einziges Problem mehr mit Kind und Hund. Sprich, keinen einzigen kritischen Vorfall.
Damit will ich sagen: Dass ein Hund unduldsam wird, "kiebig", meint, bestimmte Situationen kontrollieren zu müssen, auch durch Maßregeln - muss nicht unbedingt durch Dominanz kommen.
Es kann auch daran liegen, dass der Hund Schmerzen hat, sich einfach unwohl fühlt und dadurch bestimmte Situationen gern schon im Vorfeld vermeiden will. Außerdem ist es bei Hunden wie bei Menschen - auch wenn sie Schmerz nicht offen zeigen oder der gar nicht so groß ist, kann es sein, dass die Toleranzgrenze deutlich sinkt und sie einfach viel schneller sauer oer wütend werden, schlicht "gereizt" erscheinen, wie oben schon gesagt. Schmerzen machen schlechte Laune.
Das solltet ihr, bei allen Trainingsansätzen, unbedingt auch prüfen, denn ansonsten trainiert ihr schlicht vergebens. Die eigentliche Ursache für das Verhalten kriegt ihr auch durch noch so strenge Regeln in diesem Fall nicht in den Griff.