herzenshund schrieb:
ich versuche mir einfach vorzustellen, dass ich einen Schüler vor mir hab, wenn ich das nächste Mal mit Chico unterwegs bin, mal schauen, wie das wirkt!
Arrgh, nein!
Ein Hund ist ein Hund ist ein Hund!
Ein Schüler hat einen Anspruch darauf, als Mensch für voll genommen zu werden und seine Meinung sagen zu können!
Ein Hund kann seine Meinung nicht sagen und ist mit diesem Anspruch an ihn
völlig überfordert.
Du sollst nicht "witzig, gewinnend und verständnisvoll" sein . Bzw. kannst du das natürlich gern,
aber das hat auf die Hundeerziehung keinen Einfluss, bzw. ist dafür wenig von Bedeutung, weil ein Hund ein Hund ist, und schonmal ganz andere Prioritäten hat als ein Mensch.
Und weil der sich auf dein Verständnis ein Ei pellt, und daraus nur mitnimmt: "Boah, toll, wenn ich schwimmen will,
darf ich das!" - ohne zu erkennen, dass du ihm das ermöglichst und dafür vielleicht sogar so etwas wie "Entgegenkommen" erwartest.
So denkt ein Hund nicht, und darum kann er darauf auch nicht wunschgemäß reagieren!
Also, stell Regeln auf, und sei gemein und trickse ruhig: Frag die nur ab und setze sie durch, wenn du das
kannst.
Lernziel: Wenn X sagt, ich soll das machen, sollte ich das besser tun, denn daran führt am Ende doch kein Weg vorbei!
Ein Hund, der nicht hört und mit dir bei jedem Freilauf Fangen spielt, weil er nicht wieder an die Leine will - kommt halt nicht mehr von der Schleppleine, außer im umzäunten Auslauf.
Oder wenn du geeignete Wurfgeschosse dabei hast (Badelatschen eignen sich zB hervorragend), um Hund zu vermitteln, dass man auch ohne Arme eine große Reichweite hat. (Nein, nicht unbedingt den Hund bewerfen, der Einschlag direkt daneben wirkt manchmal auch schon Wunder!)
Fahr eine klare Kante.
Zeig dem Hund auch mal, dass du eben NICHT mit ihm zufrieden bist. Auf eine Weise, die ein
Hund versteht, also
nicht durch einen langen, argumentativ ausgefeilten Vortrag. Oder tröstend-verständnisvollen Tonfall.
[Edit: Sorry, da bin ich jetzt vielleicht gerade durch meine Freundin etwas vorgeprägt.
- Wenn Schuh nicht passt, nicht anziehen, bitte!
]
Positive Verstärkung und Motivation sind etwas Wunderbares, aber manchmal
muss man auch eingrenzen.
(Das wiederum ist bei Menschen und Hunden gleich, nur die Art und Weise unterscheidet sich wieder erheblich!)
Meiner Meinung nach ist ein guter Lernerfolg nur dann gewährleistet, wenn beides geschieht, Lernen am Erfolg und Lernen am Misserfolg.
Beides gehört zum Lernen dazu, und für beides bist du zuständig, wenn du deinen Hund erziehen willst.
Und das ist vollkommen in Ordnung so. Dein Hund wird dich darum nicht weniger mögen.
Ein ganz wichtiger Unterschied zu pubertierenden Schülern ist mir übrigens dabei gerade noch eingefallen: Ein Jugendlicher in der Pubertät löst sich gerade von zuhause ab. Darum können solche Streitigkeiten auch gelegentlich bis zum völligen Bruch mit den Eltern führen.
Ein Hund in der Pubertät wächst aber dabei gerade in den Familienverband
hinein und lernt, welche Aufgaben er dort hat und was von ihm als "vollwertigem Mitglied" erwartet wird.
Vielleicht spielt auch das dabei eine Rolle. Der Jugendliche ist gerade darauf gepolt, herauszufinden, wen er alles nicht braucht - und der Hund, wen er alles braucht und wofür.