Und nicht immer die beste Lösung. Alle zwei Monate neue "Polinnen", oft schlecht deutsch sprechend und immer jemand Fremdes im eigenen Haus. Und gibt es nur eine Wohnung muss ein Raum abgetreten werden. Kunden mussten wegen Corona von "Polin" auf mobile Pflege wechseln und sind damit deutlich glücklicher.
Bei uns Zuhause ist das ganze Dorf "voller Polinnen" (die tatsächlich nicht immer Polinnen sind, sondern manchmal auch Rumäninnen, Bulgarinnen oder Albanerinnen, aber dieser Begriff "Polin" hat sich im Dorf fest eingebürgert für eine 24-Stunden-Pflegekraft).
Wenn ich mal schätzen müsste, sind wahrscheinlich mindestens 80% aller Erfahrungen mit diesen Pflegekräften positiv. Die Patienten und auch die Angehörigen sind mit dieser Lösung durch die Bank sehr zufrieden. Die Patienten sind vor allem glücklich, daß sie auf diese Weise in ihrem gewohnten Umfeld bleiben können.
Sicher ist es auch schon vorgekommen, daß eine Kraft ihren Dienst gar nicht erst angetreten hat z. B., aber dann hat die Agentur binnen 24 Stunden Ersatz organisiert.
Einige Patienten waren/sind charakterlich extrem schwierig oder äußerst anspruchsvoll, aber auch da hat sich immer eine Lösung gefunden.
Ein ziemlich mürrischer Nachbar meiner Eltern z. B. hat schon als junger Mann einen Arm verloren und hatte im hohen Alter einen Schlaganfall, nach welchem die andere Seite gelähmt blieb, also dann beide Arme nicht mehr einsatzfähig waren. Im Kopf noch topfit, auch noch imstande, ein paar Schritte zu gehen usw., aber schon das Öffnen des Reißverschlusses um mal auf die Toilette zu gehen, konnte er dann nicht mehr... Also kam das Thema "Polin" auf. Eine fremde Frau, die ihm jedes Mal die Hose aufmachen und seinen Pipimann rausholen sollte, war dem alten Mann aber eine unerträgliche Vorstellung. Also schlug die Agentur ihm einen Mann als Pflegekraft vor, was schon besser aufgenommen wurde. Bekommen hat er dann den "Jatzek", einen "älteren", fröhlichen, auch noch passenderweise gut katholischen Herrn, der gut kochte und ruckzuck mit der ganzen Nachbarschaft befreundet war.
Der Patient ist schon lange verstorben, aber der Jatzek schreibt bis heute Weihnachtskarten an die ganze Nachbarschaft und ruft zu den Geburtstagen die Leute an.
Ein anderer Nachbar hatte einen jungen Polen als Pfleger, der ebenfalls ganz schnell Kontakt zur Dorfbevölkerung hatte. Zu uns schon allein deshalb, weil er gern nachts auf meinem Grundstück schlief, daß an das Grundstück seines Patienten grenzt. Mein Vater entdeckte dort nämlich eines Morgens ein Kissen und eine Bettdecke im Gras... Es stellte sich heraus, daß der Pfleger es liebte, dort unter dem offenen Schlafzimmerfenster seines Patienten auf dem moosigen Rasen zu schlafen und den Sternenhimmel zu betrachten.
Wir selbst hatten auch eine Polin, die viele Jahre mit meiner Mutter zusammen meine Patentante gepflegt hat. Da es damals noch gar keine Agenturen gab, war sie über Mundpropaganda vermittelt worden und sprach tatsächlich kein Wort deutsch, als sie ankam. Aber sie war offen, fleissig und liebevoll zu meiner Tante, die da schon schwerst dement war. In Rekordzeit lernte sie deutsch (okay, natürlich kein Hochdeutsch, sondern Platt...
) und wurde für uns zum Familienmitglied. Bis heute besteht der Kontakt, (gerade heute besucht sie mit ihren Enkelkindern meine Eltern).
Wenn sie alle paar Wochen, später nur noch alle paar Monate, für 4 Wochen nach Polen fuhr, kam ihre Cousine als Vertretung. Wenn mal gar keine andere Lösung möglich war, war meine Mutter notfalls noch da oder die Tante ging für ein paar Wochen in die Kurzzeitpflege.
Was ich mit all den Geschichtchen sagen will: sicherlich gibt es, wie immer und überall im Leben, auch bei diesem Thema negative Erfahrungen. Will ich nicht abstreiten. Aber ich glaube aus den Erfahrungen, die wir in der Familie selbst gemacht und in unserem Dorf miterlebt haben, daß diese Lösung grundsätzlich eine hervorragende ist.