Bei meiner Mutter war es die Geheimzahl der Scheckkarte, die mir viel Freude bereitet hat.
Meine Mutter wurde in den letzten zwei Jahren ihres Lebens aufgrund ihrer Herzinsuffizienz immer unsicherer auf den Beinen. Ich holte sie zum Einkaufen ab und ging dann mit ihr am Arm durch die Geschäfte und zur Bank.
X Mal standen wir da, sie wollte bezahlen und hatte ihre Geheimzahl vergessen.
Ich hab dazu nichts gesagt. Es ist sehr schwer für den Betreffenden erkennen zu müssen, das er los lassen muß. Dinge nicht mehr kann, die er sein Leben lang konnte.
Meine Mutter hat mir dann etwa ein halbes Jahr vor ihrem Tod Kontovollmacht erteilt und auch ihre Geheimzahl mitgeteilt.
Ein Mitarbeiter der Bank kam zu ihr nach Hause und hat mit uns gemeinsam die Unterlagen ausgefüllt und ihren Willen bestätigt.
So schwer einem das fallen mag, aber wenn der Betreffende geistig nicht eingeschränkt ist, muß man abwarten bis er selbst eine Entscheidung trifft.
Ich habe meiner Mutter gegenüber immer auf mich bezogen argumentiert um ihr diese schweren Entscheidungen leichter zu machen.
Egal ob Hausnotruf, Rollator, Essenslieferung, ich war um ihr Wohlergehen besorgt und habe sie gebeten zu meiner Beruhigung diese Dinge in Anspruch zu nehmen.
Das hat gut funktioniert, auch wenn es Zeit gebraucht hat. Manches hätte ich mir für sie früher gewünscht, ab sie konnte bis zuletzt ihre Entscheidungen treffen, was ich für wichtiger gehalten habe.
Ich bin heute noch sehr glücklich diese letzten Jahre mit meiner Mutter erleben zu dürfen. Ich hab noch zwei Geschwister, die aber im Gegensatz zu mir, Kinder und Enkel haben. Zudem konnte ich mir meine Arbeitszeit so einteilen, das ich meine Mutter betreuen konnte.
Ich hatte bereits bei der Wahl meiner Wohnung an meine Mutter gedacht. Ich wohnte nur 300 Meter entfernt.
Meine Mutter war in meinen Augen die beste Mutter der Welt und ich bin unendlich dankbar ihr wenigstens etwas von all ihrer Liebe zurück gegeben zu haben.