Birgit
Alexis schrieb:Natürlich ist das wichtig, aber anfangs Medikamente einzunehmen wie ich es beschrieb hat absolut nichts mit einem 'vernebelten Kopf' zu tun. Was ich nahm war z.B. schlicht angstlösend und etwas stimmungsaufhellend. Hat meine kognitiven Fähigkeiten in keiner Weise beeinträchtigt.
Alexis
Da muss ich noch anmerken, dass die ganze Sache 1988 in der DDR gelaufen ist. Hervorragend ausgebildete Ärzte mit wenig Möglichkeiten der Medikamentierung!
Von der ersten Psychiaterin (1977) bekam ich Haloperidol (schreibt man das so? Ist lange her.)
Sie sagte zwar, dass das nicht genau das Richtige sei, aber sie hatte nichts anderes in ihrer Palette.
Der nächste Psychiater (198
In der Klinik waren Medikamente auf dieser Station, die nur für solche Patienten wie mich da war, total verpönt!
Am Morgen um 07:00 Uhr war Aufstehen, danach runter zum Frühsport, danach ins Bad und Anziehen, gemeinsames Zubereiten des Frühstücks, nach dem Frühstück gemeinsames Abwaschen des Geschirrs und Aufräumen der Küche und Station.
Es gab nur eine Schwester und zwei Ärzte auf der Station. Am Vormittag Gesprächstherapie, erst als Gruppe, später bei Bedarf Einzelgespräche. Dann Mittagessen mit Ablauf siehe Frühstück. Danach Arbeitstherapie. Dann Picknickkörbe geschnappt, Kaffee und Kuchen eingepackt und ab in die Natur (für manchen von uns schon fast nicht machbar, aber außer Bea hielten alle durch).
18:00 Uhr zurück zur Station und Abendbrot zubereitet. Ich erinnere mich noch sehr gerne an die Kreation einer riesigen Pizza mit allem was der Kühlschrank hergab, wir nannten sie immer "Pizza a´la Klapper"
Wie schon erwähnt, ab 18:00 Uhr waren wir allein auf der Station, nur die Schwester von der Nachbarstation war natürlich jederzeit erreichbar.
Nach dem Abendbrot gemeinsames Fertigmachen zum Ausgehen, Täschchen geschnappt und jeden Abend in eine andere Kneipe oder auch mal ins Kino.
Kino!!!! Eine der schlimmsten Hürden! So manche von uns lief da anfänglich panisch raus und wurde dann von denen, die sich grad am Besten fühlten draußen getröstet und gestärkt wieder reingeholt!
Im Laufe des Nachmittags gelang es uns natürlich auch mal Einkaufen zu gehen und wenn wir dann gegen 22:00 Uhr zurück auf Station waren, wurde es echt lustig. Wir hatten nämlich meist ein paar Flaschen billigen Obstwein besorgt und feierten mit den Neurosen von der Nachbarstation wilde Party´s
Freitag vormittags gab es bei der Gruppentherapie immer das, was "Der Heiße Stuhl" genannt wurde.
Einer nach dem anderen musste sich in die Mitte auf einen Stuhl setzen und die anderen durften denjenigen aufs übelste kritisieren.
Das tat weh! Aber die Ärzte waren ja dabei und halfen demjenigen, der auf dem heißen Stuhl saß, sich richtig zu artikulieren und sich effektiv zu wehren.
Da floss zwar manche Träne, aber irgendwie half es DOCH!
Alles in Allem eine sehr harte Therapiezeit, es ging drei Monate lang.
Aber ich muss wirklich sagen, es half eben, ich bin wirklich geheilt, seit 1988 keine Panik mehr.