Jackie,
meine ehemalige Cheffin ist grad deswegen seit drei Monaten krankgeschrieben. Ich rede mir den Mund fusselig (ich arbeite noch im selben Amt aber in einer anderen Abteilung, man sieht sich also noch), dass sie die Therapie macht, die ich damals machte.
Aber dazu müsste man ja in die Klinik, und zwar in die wo es so Jacken gibt, du weißt schon!
Trotzdem es dieser Frau deeermaßen schlecht geht, in die "Klapper" will sie nicht.
Das ist schon mal der erste Teil, den du akzeptieren musst: es ist was Psychisches!
Und dann solltest du auch wissen, dass es in so Kliniken unterschiedliche Stationen gibt, eben jene, wo man manchmal so Jacken anbekommt, eventuell sogar Elektroschocks verordnet bekommt, das wird wirklich noch gemacht!
Und dann gibt es eben in solchen Kliniken auch Stationen, wo solche Sachen wie z.B. Agoraphobie behandelt werden.
Ich beschreibe mal, wie das hier gemacht wurde und noch gemacht wird:
Es gibt absolut keine Medikamente! (hört sich doch schonmal gut an, oder?)
Du kommst zusammen mit anderen Menschen, die das gleiche Problem haben in eine Therapiegruppe. Dazu ist m.M. die stationäre Aufnahme wirklich wichtig, den Alltag und die Familie solltest du hinter dir lassen!
Gruppentherapie ist sehr wichtig, damit du siehst, dass du nicht allein mit dem Problem bist.
In dieser Gruppe, die nicht nur während der Gesprächsstunden eine Gruppe ist, sondern den ganzen Tag und abends und je nach Laune auch nachts, erfährst du von den Problemen der Anderen und siehst dann automatisch irgendwann wo dein eigenes Problem ist. Bei mir war es das, was es meistens ist: ich wollte es jedem Recht machen und bin daran natürlich gescheitert. Grund ist meistens in der Kindheit zu suchen, auch das erfährst du dort direkt in den Gesprächen, musst eben alles aufarbeiten.
Zur Therapie gehört auch, sich den Situationen auszusetzen, bei denen die Angst hochkommt, in der Gruppe!
Gemeinsamer Besuch von Gaststätten zum Beispiel! Ich habe damals sämtliche Kneipen von Jena kennengelernt, wir durften vor 22:00 Uhr nicht zurück in die Klinik
Wir waren damals acht Weiber mit alle dem gleichen Problem und haben uns gegenseitig aus dem Dreck gezogen. Ich war damals knapp über dreißig und eine achtzehnjährige hat mir die besten Tipps zur Überwindung der Angst gegeben (wohlgemerkt, die hatte selber diese Angst!)
Bis auf eine haben wir es alle geschafft!!! Und diese eine, die seit damals eine meiner Freundinnnen ist (wie auch mehrere andere aus der Gruppe) hats dann später nochmal versucht und dann auch geschafft.
Lass dir von keinem niedergelassenen Psychiater Medikamente geben, das dämpft nur die Angst, genau wie Alkohol! Es bringt nichts, glaub mir bitte, es beseitigt nicht die Ursachen.
Meine Therapie fand 1988 statt, seitdem bin ich geheilt!
Allerdings habe ich mich auch verändert, ich kann heute ganz locker mal NEIN sagen und kann mit den Folgen davon leben! Ich bin ein wenig egoistischer geworden, auf eine durchaus gesunde Art