Ach eine Sache noch - aus eigener Erfahrung, aber auch mit anderen jungen Müttern abgestimmt:
Alle diese Gründe, die hier genannt wurden - von den sehr egoistischen wie "keine Lust auf Schwangerschaft und Geburt" über "Will Geld für mich ausgeben" und "Will ausschlafen können" bis zu den sehr altruistischen Gründen wie "Ich kann einem Kind keine perfekten Bedingungen bieten, darum verzichte ich" und "In diese Welt will ich keine Kinder setzen" werden schlagartig unbedeutend, wenn sich wirklich und ernsthaft ein Kinderwunsch einstellt!
Daher ist es vermutlich gar nicht schlecht aus diesen Gründen keine Kinder zu bekommen, denn so lange diese noch so präsent sind, WILL man nicht WIRKLICH welche
Und wenn man sich nicht mit vollem Herzen drauf einlassen kann und nur die negativen Aspekte und eigenen Defizite sieht, ist's vielleicht auch besser, es nicht drauf anzulegen...
ALLE die oben von mir zitierten Gründe, waren auch mal "meine Gründe". Wörtlich! Und alle diese Gründe sind nach wie vor da - aber hinter den Wunsch nach einem Baby in den Hintergrund getreten. Die Prioritäten verschieben sich ganz einfach. Im Prinzip klingen alle diese Gründe "logisch" aber eigentlich sind es Ausreden für die schlichte Aussage "Ich möchte (noch) gar nicht" - einige Frauen sagen das auch ganz klar (meist die mit den egoistischeren Gründen), aber auch hinter den altruistischen steht meist schlicht der Fakt, dass man nicht wirklich WILL.
Übrigens noch eine Sache, die offensichtlich missverständlich war und die damit zusammenhängt:
Nicht für alle Dinge kann man sich bewusst entscheiden. Bei mir war es keine bewusste Entscheidung. Niemanden hat sie mehr überrascht als mich selbst
naja, aber dann gibt es immer noch Möglichkeiten, dass man das Kind nicht austrägt (wenn zB ein Missgeschick passiert). Entscheiden kann man sich in so einer Situation schon, aber will man das dann noch? Das ist wohl eher die Frage
Ich meinte nicht, dass ich mich nicht bewusst entschieden hätte, schwanger zu werden. Das war sehr wohl so bei uns. Es ist ein absolutes Wunschkind, geradezu ein Plan-Kind
Nein, was ich meinte war schlicht, ich habe mich nicht bewusst dazu entschieden, ein Kind zu wollen. Aus rein rationalen Gründen würde ich mich auch heute noch jederzeit dagegen entscheiden. Ich finde mich in vielen Contra-Gründen wieder. Und ich hätte mir vielleicht sogar GEWÜNSCHT, dass es so geblieben wäre - einfacher wäre es bestimmt gewesen als das, was mich jetzt erwartet
Aber wenn du eines Tagen beginnst, grenzdebil zu lächeln, wenn du ein Baby siehst, versuchst in jeden Kinderwagen, der auch nur schnell an dir vorbeifährt, einen Blick zu werfen und (im Enstadium) neidisch auf Schwangerschaftsbäuche schaust, musst du dich nicht bewusst dazu entschlossen haben. Es kann dich selbst eiskalt erwischen und überraschen. Ich erinnere mich noch, wie schockiert ich selbst war: Es ist etwa 1,5 Jahre her, da kam uns draußen eine Frau entgegen mit einem Hund an der Leine und einem Baby im Tragetuch vor dem Bauch. Und ich habe losequiekt - das erste mal in meinem Leben nicht wegen des Hundes, sondern wegen des Babies. Und ich habe hinterher zum Basti gesagt: "Was passiert mit mir?"
Und wenn das passiert, halten deine rationalen Gründe dich noch eine Weile am Vorsatz, keine Kinder zu wollen, fest - aber nicht mehr ewig... Das tritt mehr und mehr in dne Hintergrund. Natürlich habe ich nach wie vor Angst. Furchtbare Angst, es nicht zu schaffen, keine gute Mutter zu sein - aber man kann auch nicht vor allem Angst haben und ja - man wächst mit den Aufgaben!
Und dann, wenn die Angst ganz fies wird, denke ich daran, dass ich auch eigentlich nie einen Hund wollte. Und zwar aus ganz ähnlichen Gründen, wie ich kein Kind wollte: Ich bin faul. möchte ausschlafen, bei schlechtem Wetter und Kälte nicht raus, habe Angst vor Verantwortung, möchte verreisen und Geld für mich haben und ich wäre keine gute Hundehalterin, weil ich kein Bock auf konsequente Erziehung habe etc. Und dann war Shiwas Einzug das BESTE, was mir je passiert ist! Und ich habe all das nicht als Belastung empfunden, sondern nur als Bereicherung und ich habe freiwillig und gern noch viel mehr investiert, als nötig und anfangs geplant war. Warum sollte das bei einem Kind anders sein?
Und darum stehe ich auch der Aussage sehr kritisch gegenüber, dass Kinderlose alles Egoisten sind und Paare mit Kindern ja nicht, weil sie Verantwortung tragen etc. Das ist Unsinn. Für oder gegen ein Kind entscheidet sich niemand aus sozialer Verantwortung. Egal wie die Entscheidung ausfällt - sie ist IMMER von Egoismus getragen. Man tut das, was man denkt, was einen glücklicher macht. Niemand bekommt ein Kind, nur um sich für die Gesellschaft auftzuopfern, sondern weil er bzw. sie sich das wünscht, darin ihre Lebensperspektive sieht, Angst hat sonst etwas essenzielles zu verpassen oder schlicht die eigenen Gene weitergeben will. Diese Gründe sind nicht mehr oder weniger egoistisch als sein Geld nur für sich ausgeben zu wollen...