Oh nein. Wie dooof.
Meine "Fremdschäm-Story" aus der letzten Woche ist eigentlich so ein Grenzfall. Da kam fremdschämen, Mitleid, Ungeduld und zwischendurch auch mal sowas wie eine Art "Wut" zusammen.
Bei der Urnenbeisetzung meines Patenonkels:
die Trauergemeinde ist um das offene Grab versammelt, die Pastorin spricht gerade äußerst warme Worte, Sturzbäche von Tränen fließen - dann der Moment, wo der Bestatter, eigentlich begleitet von den besagten warmen Worten der Pastorin, feierlich die Urne in's Grab senken soll...
Der Bestatter greift also nach den "Ketten" oder Schnürchen an der Urne, will sie etwas anheben, um sie in's Loch zu versenken - da fällt der Deckel ab...
Noch immer spricht die Pastorin leise und andächtig...
Der Bestatter setzt den Deckel wieder auf die Urne, ohne daß der Onkel herausgeweht worden wäre, hebt wieder die Bändel an... Plopp! Deckel wieder ab!
Nun wird der Bestatter etwas ungeduldig, drückt mit Nachdruck den Deckel fest, drückt nochmal - sicherheitshalber - hebt an... Plopp...
Der Bestatter wird hektisch, fummelt am Deckel herum, der Pastorin sind derweil die warmen Worte ausgegangen... neuer Versuch, Ploooohoooopp...
Bestatter zittert, wurschdelt wie verrückt herum, drückt den Deckel fest, drückt und drückt... hebt an... Plopp!!!
Inzwischen ist eine gespannte, unangenehme Stille entstanden, die nur noch vom nächsten "Plopp" kurz durchdrungen wird.
Ich kann gar nicht mehr sagen, wie lange das so weiterging, denn man kann in solchen Situationen ja die Zeit gar nicht mehr einschätzen. Jedenfalls wurde wohl uns allen klar, was gemeint ist, wenn von einer "kleinen Ewigkeit" die Rede ist.
Nass geschwitzt, zitternd und bebend gelang es dem Bestatter dann irgendwann, die Urne anzuheben und in das Grab zu senken. Mitsamt dem vollständigen Onkel drin.
Ich wußte nicht, ob ich lachen oder heulen sollte.