Der Tano
Eben galoppierte er fröhlich durch das Wohnzimmer in den Flur, seinen Strumpf schlenkernd. Das dachte ich zumindest, sah dann aber aus den Augenwinkeln, dass der Strumpf plötzlich blau statt schwarz war und überhaupt quadratisch. Da hat sich der kleine Italiener wieder mal heimlich am Wäscheständer bedient und ein Mikrofasertuch erwischt und schlug es sich um die Ohren
Die Angewohnheit, sich irgend etwas anzueignen, hatte er von Anfang an. Deswegen haben wir unsere offenen Wäschekörbe im Hauswirtschaftsraum auf geschlossene Körbe umgestellt, weil er da gerne was rausgefischt hat. Es war anfangs auch gar nicht so einfach, ihm das wieder abzunehmen, weil er dachte, dass das jetzt ein ganz tolles Spiel sei und wie ein Derwisch durchs Zimmer fegte, wenn ich ihm näher kam und dabei über Tische und Bänke ging.
Mittlerweile haben wir uns für solche Situationen ein Procedere erarbeitet, mit dem wir beide gut leben können: Ich säusele in sanften Ton, was der Tano da denn Schönes hätte und schaue mich gleichzeitig um, wo er seinen Strumpf hingepfeffert hat. Tano beobachtet sehr aufmerksam und folgt mir auf der Suche nach dem Strumpf, sein geklautes Objekt im Maul haltend. Wenn ich den Strumpf habe, werfe ich ihn und Tano saust hinterher, wobei er das, was er grade in der Schnauze hat, fallen lässt. Ich kann es dann einsammeln und er vergnügt sich mit seinem Strumpf weiter. Eine Art Abtausch in mehreren Akten
Ich bin froh, dass wir die Tiere haben. Sie bringen so viel Freude in den Alltag. Ich weiß nicht, ob Chris und ich das letzte Jahr ohne Tiere so gut durchgestanden hätten. Der lange Spaziergang mit den Hunden ist immer wieder ein Aufatmen, in dem es Corona nicht gibt. Die Lebensfreude der Hunde ist einfach zu ansteckend.
Chris ist nun schon 11 Monate im Homeoffice und das bleibt auch noch einige Zeit so. Es sieht so aus, als würde er auch später viel mehr im Homeoffice arbeiten können als vor Corona, was ihm richtig gut gefallen würde. Ich bin hier der Risikofaktor bezüglich Corona. Ich könnte mich auf meiner Arbeit freistellen lassen, die Eltern haben es mir angeboten. Ich weiß aber, dass die Kids dann jeden Tag lange in der Daycare sein müssten und auch ihre Hobbies (Schwimmen bzw. Basketball) nicht mehr ausüben könnten, weil die Eltern sie nicht bringen oder abholen könnten. Ich habe mich gegen die Freistellung entschieden und Chris hat mir zugestimmt. Ich liebe die Kids sehr und die Zeit mit ihnen ist immer schön und irgendwie möchte ich sie auch nicht im Stich lassen. Sie machen das so toll, obwohl sie ihr früheres Leben sehr vermissen. Wir haben vereinbart, dass, wenn Corona "im Griff" ist, wir unsere Masken zu einem kleinen Berg auftürmen und daraus ein Lagerfeuer machen.
An der Haussuche arbeiten wir noch. Am Samstag haben wir einen Termin für eine Besichtigung von einem Haus mit eigenem Windrad, Solarpaneelen und einem schönen großen Grundstück. Das Haus klingt interessant und der Arbeitsweg wäre kürzer als jetzt. Von der Aufteilung her könnten wir irgendwann nur noch im Erdgeschoss leben und hätten dennoch viel Platz, auch für ein paar alte Hunde
Eigentlich wollte ich ja zukünftig nicht mehr mitfahren, sondern Chris vorschicken, aber das klingt so interessant, dass ich überlege, ob ich doch mitfahre. Das Ganze würde ca. drei Stunden dauern (Hinfahrt-Besichtigung-Rückfahrt). Mal schauen...