Joar...
Ich konnte heute mal erleben, was passiert, wenn ein fremder Hund unsere Gruppe stürmt
Wir waren mitten in der Pampa auf den Feldern, da kam von weit über das Feld ein brauner Labrador angestürmt.
Er wirkte sehr freudig, Kumpane gefunden zu haben und gab richtig Gas, um zu uns zu gelangen. Vielleicht fühlte er sich auch nur einsam, so ganz allein in der Wildnis.
Außer Tano, der an der Schlepp herumhüpfte, waren alle Hunde sowieso schon abgeleint. Kalle entdeckte ihn als erstes und lief ihm schon mal ein Stück entgegen, um sich zwischen uns und den anderen Hund zu stellen und dort erst mal abzuwarten. Das machte den Labrador aber nicht verhaltener. Er stürmte quasi mit einem "Juchuuuuu" zu Kalle, der ihn erst mal beschnupperte, leicht angespannt wedelnd. Mittlerweile hatte auch Lotta den Fremden entdeckt und sauste ihm entgegen, um ihm Hallo zu sagen. Was zu viel war für Kalle. Während er Lotta beschnuppern wollte, ritt Kalle auf ihn auf, wohl um ihm zu sagen, wo der Hammer hängt. Sicherheitshalber rief ich Lotta ab, die auch brav kam, während Tano an der Schlepp lauthals auf 2 Beinen stand und unbedingt mitmischen wollte. Krümel hatte mittlerweile gemerkt, dass da was abging und tippelte bellend in die Richtung, aus der er die verdächtigen Geräusche hörte. Er drehte netterweise aber sofort um, nachdem ich ihn rief.
Derweil überlegte ich, was nun meine Aufgabe sei. Immerhin war Kalle wieder abgestiegen und machte seine Dominanz nur noch deutlich, indem er dem freundlich lächelnden Braunen den Kopf auf den Rücken gelegt hatte und einfach so da stand.
Ich versuchte es mit Abruf von Kalle, der auch nach dem zweiten, etwas energischerem Rufen etwas unwillig und zögerlich kam und sich dabei immer wieder nach dem Labrador umsah.
Der Dussel dachte wohl: "Oh, schade, da gehen sie dahin". Und stürmte uns nach. Was Lotta ermunterte, doch noch mal nachzuschauen, wer er denn ist. Und Kalle auf der Pfote umdrehen ließ, um das Ganze unter Kontrolle zu halten.
Irgendwann gelang es mir dann doch, den Labrador aus der Distanz "nach Hause" zu schicken und er stürmte über das Feld zurück, von wo auch immer er gekommen war. Ich atmete durch. Meine Sorge war halt, dass es zwischen ihm und Kalle zu Problemen kommt, denn Kalle sah nicht so aus, als würde er ihn einfach in unsere Gruppe lassen wollen.
500 Meter weiter. Ich sah, dass von weitem über das Feld etwas Braunes heiter auf uns zu galoppierte. Kalle nahm ihn wieder in Empfang, ich schickte ihn wieder nach Hause und nach kurzem Überlegen sprang er zum zweiten Mal davon.
Kurz darauf sah ich ein Auto über einen Feldweg neben dem Feld rumpeln und wedelte mit den Armen. Eine Frau kam herangefahren, ich fragte sie, ob sie einen Hund vermisst, sie bejahte und führte genauer aus: "Es ist ein brauner Labrador"
Ich wies ihr die Richtung, in die er sich abgemacht hatte, sie wendete und fuhr ein paar Meter weiter, als der Labrador heranstürmte. offensichtlich hatte er das Auto gehört.
Die Besitzerin hielt an und lud den Hund ein, während meine Vier um mich herumstanden und aufmerksam zuschauten. Kalle sah besonders genau hin, wie der andere ins Auto verfrachtet wurde. Dann musste er noch genau beobachten, wie das Auto wieder losfuhr und hinter einer Kurve verschwand. Danach schaute er mich an und seine Miene sagte deutlich: "Das wurde ja auch Zeit"
Fand ich auch.
Ich finde, dass Kalle sich sauber verhalten hat. Es zeigt mir aber auch deutlich, wie erwachsen er geworden ist und wie er sich für die anderen Hunde verantwortlich fühlt. Da hat sich etwas bei ihm ganz stark verändert, nachdem Paco gestorben ist. Aus dem unsicheren Hund, der hier von Paco so viel lernen durfte, ist ein selbstbewusster Gruppenhund mit Führungsqualitäten geworden.
Man sieht das auch auf den Spaziergängen. Während Lotta und Tano fröhlich herumtollen und Krümelchen neben mir tippelt, muss er von Zeit zu Zeit mal ein ganzes Stück abseits des Wegs auf das Feld gehen, um von dort rundherum den Horizont abzuscannen. Er läuft auch selten vor Lotta, die immer ganz vorne ist, wenn sie zu zweit unterwegs sind. Entweder er ist neben ihr oder er läuft hintendran und hat die drei anderen im Blick.
Ich habe hinterher noch überlegt, ob ich die Situation anders hätte händeln können. Ich fand es sinnig, die anderen Hunde aus der Situation zu holen, damit da keine Eigendynamik entsteht. Es gab auch weit und breit keine Möglichkeit, die Hunde irgendwo anzubinden und zu Kalle und dem Labrador zu gehen. Kalle abzurufen bedeutete halt, dass Kalle zwar kommt, der Labrador aber auch *seufz*
Ich überlege auch noch, ob das Aufreiten von Kalle nicht ein bisschen sehr grob gewesen ist. Aber es hat ja funktioniert, der Labrador traute sich nicht an Kalle vorbei zu uns. Vielleicht dachte er sich, dass er einen Labrador vor sich hat und die halt eine deutlichere Ansage brauchen als ein Sensibelchen