Als ich 1977 einen Schüleraustausch in Lyon gemacht habe, war ich baff, wie viel den Schülern auf dem Lycée abverlangt wurde. Die hatten damals schon Ganztagsunterricht und kamen mit HA locker auf einen 9-Stundentag.
Ja, klar. Hier gibt es auch Ganztagsschulen.
Irgendwie nervt mich grade, dass ich schreiben kann, was ich will, lesen tut es keiner.
Ich habe mich wirklich nicht über Ganztagsunterricht ausgelassen, sondern im Detail darüber, wie der hier nach Einführung umgesetzt wurde.
Es gibt hier bei uns Ganztagsgymnasien und es gibt Gesamtschulen, und bei beiden gehört das zum Konzept und wird bei der gesamten Planung berücksichtigt. Diese Schulen haben Mittagessen, eine Mittagspause, Bewegungsangebote für die Kinder, und Hausaufgaben sind in die Unterrichtszeit integriert.
Wenn es so läuft - kein Problem. An sich bin ich unter diesen Bedingungen sogar Fan von G8.
An sehr vielen konventionellen Schulen im Westen wurde das aber damals so nicht umgesetzt.
Da wurde einfach der Lehrplan von 13 Jahren in 12 gequetscht, und es wurde überhaupt nicht geplant, wie das vom Konzept her umzusetzen ist.
Wer da Schuld hat?
Keine Ahnung. Fakt ist: Es war damals so.
Die Tochter meines Chefs hatte jeden Tag bis auf einen Nachmittags Unterricht, an 2?Tagen 10 Stunden, 20 Minuten Mittagspause und abends noch Hausaufgaben. In der 5. Klasse.
Das war das erste oder 2. Jahr G8.
Und hat sich sicher nachher noch geändert.
Aber die Grundprobleme sind vielerorts geblieben.
@Rudi456
„Der Osten“ hatte ja von Anfang an G8 - auch als es im Westen noch G9 gab.
Alle meine Mitstudenten von dort waren ein Jahr jünger.
Diese Bundesländer hatten also direkt ein vernünftiges Konzept - und im Westen hatte man vielerorts keines.
Darum ging es mir. Hätte ich vielleicht dazu schreiben sollen.
Darum meinte ich ja: Ich bin sicher, G8 hätte super funktionieren können.
Wenn man es vernünftig angegangen wäre.
Ich bewege mich jetzt seit fast 40 Jahren mal mehr, mal weniger im Umfeld von Gymnasien, erst G9, dann G8, jetzt wieder G9, und kann ganz klar sagen: Dass der größere Teil der Schüler mit weniger Bildung und mehr Praxis glücklicher wäre, und es also auch eine andere Schulform täte, ist kein neues Phänomen.
Und es hat letztlich nichts mit G8 zu tun.
Die Schüler, bei denen das so ist, wären auch mit G9 woanders glücklicher.
Und die Eltern, die das nicht einsehen, tun das auch unter G9 nicht und finden dann andere Gründe, warum es nicht funktioniert.
Jedenfalls ist das nicht der Punkt, den ich angesprochen habe, und das jetzt zu diskutieren, verschleiert den Blick auf meine eigentlich Aussage:
Unabhängig davon, dass schon vor 40 Jahren ein großer Teil der Gymnasiasten auch auf der Realschule gut aufgehoben gewesen wäre, und unabhängig davon, dass es auch heute noch so ist, wurde G8 zumindest im Westen vielerorts so schlecht umgesetzt, dass es für die persönliche Entwicklung der Kinder fatal war.
Weil es an vielen - aber nicht an allen - Schulen kein sinnvolles Ganztagskonzept gab und teils sehr lange nicht gegeben hat.
Und das traf dann alle Schüler. Die Begabten und die Unbegabten.