Dingo schrieb:
Amy, Du hast beschrieben, wie Du es mit Bandit gemacht hast - ohne Tele. Bist Du sicher, dass Du das heute ebenso machen würdest, obschon Du mittlerweile um die Möglichkeiten und Vereinfachungen der Arbeit mit dem Tele weisst?
*lach* Ich bin absolut sicher, das ich es heute nicht mehr so machen würde wie damals. Aber das hat mit dem Tele als Hilfsmittel an sich nichts zu tun, sondern mit meinem heutigen Wissenstand und meiner Erfahrung mit Hunden durch diese 9 Jahre.
Bandit ist mein erster eigener Hund, ein Hund mit schlimmer Vorgeschichte. Ich habe sovieles an ihm lernen und verstehen lernen dürfen und bei ihm habe ich mir ja auch kaum Hilfsmittel gestattet oder für ihn wären es keine gewesen. Ich habe sovieles gelernt und gesehen und erkannt in dieser Zeit - ich würde heute sicher vieles anders machen. Nicht gefühlloser dehalb, das habe ich mir bewahrt, aber schon anders und effektiver für uns beide halt.
Schon die erste Trainerin bei der ich nach 6 Wochen war wollte einen Stachel drauf tun - ich hab mir ihren eigenen Hund angesehen und bin gegangen
).
Tu nie etwas oder lass niemals etwas zu, wo Dein Herz dagegen ist - und so handhabe ich das heute auch noch.
Andere Hilfsmittel waren von seiner Seite aus gar net drin - vom gegenseitigen Respekt musste ich diesen Hund erst überzeugen, sowas kannte er nicht - und mit dem Vertrauen und mit den Jahren kam das von selbst mit und mit, aber da wäre mit Zwang, so wie ich ihn kannte damals, gar nix gegangen. Allerdings fehlte es mir auch ein wenig an Sicherheit.
Er brauchte keine körperliche Nähe, er kannte kein Spielzeug, er spielte nicht, er schmuste nicht. Eher ignorierte er mich, als das ich ihn mit Ignorieren unter Druck hätte setzen können...
Nur Futter bzw. Leckerchen, da kriegte ich ihn mit. Aber ich bin nie soweit gegangen, ihn mit Futter unter Druck zu setzen. Ich habe zwar mit Leckerchen gearbeitet dann - mehr blieb ja erst mal nicht, aber seine Existenz Futterabhängig zu machen, das kann ich nicht - meine Hunde bekommen immer morgens und abends ihr Futter. Amy vorm Fährten zwar nur die halbe Portion, aber trotzdem, gar kein Futter gäbs net hier.
Das finde ich einfach zu heftig. Einen Hund gefügig und seine Kooperationsbereitschaft wirklich abhängig zu machen, ob durch Futterentzug oder durch Schmerz, das ist nicht meine Philosophie.
Und ich habe bisher keinen Hund kennen lernen müssen, dem nur so beizukommen gewesen wäre - mögen mich die Futterbeutel-Spezis jetzt dafür steinigen - aber nur weils net so weh tut, ist es trotzdem genauso schlimm finde ich. Da ist dieselbe Schiene - willst Du schmerzfrei leben oder essen dann mach was ich will - wenn nicht tuts weh oder Du hungerst. Und auch Hunger kann seeehr weh tun
. Das ist für mich Psycho aufs Härteste. Wer mal wirklich Hunger gehabt hat weiß was ich meine.
"Normale Arbeit" bau ich net auf etwas auf, das mit Existensdrohung gleichzusetzen ist. Und wirklicher Hunger ist da das selbe wie Schmerz so gesehen.
Aber ich kenn deren Hunde auch net, also steht mir kein Urteil dahingehend zu.
Bandit war kein Hund, dem ich so hätte kommen müssen. Er war nicht leicht, aber wir haben uns einigen können, ohne uns ans Leben zu gehen.
Er hat mein Leben net bedroht solange ich ihn in Frieden ließ und ich seins nicht. Den Rest haben wir durch ein gesundes Mittelmaß gefunden.
Zum Bürsten z. B. hatte er meinen linken Arm im Fang und hat den gehalten. Hätte ich gezubbelt oder ihm wehgetan hätte er zudrücken können. Das war Kooperation und Verständnis auf beiden Seiten und das würde ich heute im Tausch genauso handhaben - wenn der Hund es anbietet. Aber ich bin auch kein Profi und man kommt zu mir nicht mit Hunden, die eine Frist gesetzt bekommen haben.
Durch ihn habe ich einen großen Teil der Palette der Zwangfreien Möglichkeiten kennengelernt - ich habe 6 Jahre nur so gearbeitet.
Dingo schrieb:
In Deinen Augen bietet das Tele doch viele Vorteile. Es fiel auch das Stichwort Kosten-Nutzen-Rechnung. Du schreibst, für ein bißchen Hetzen würdest Du es nicht einsetzen. Du gehst wohl überlegt an den Einsatz eines Teles heran, aber ziehst Du es nicht heute viel früher in Erwägung als noch vor z.B. zwei Jahren?
Das Tele ist nur eines von 1000 Hilfsmitteln (positiv wie negativ), die ich zur Verfügung habe. Je nach Hund und Situation würde ich immer wieder neu entscheiden, was oder welche Kombination gerade möglich und die Beste ist. Auch im Extremfall vom Kosten/Nutzen-Faktor abhängig, ja. Nur Tele gibts net, es ist genauso wie ein anderes Halsband, eines von vielen Hilfsmitteln, die ich je nach dem kombiniere. Aber ja doch, es erleichtert vieles.
Ich sehe im gesamten Kontext, was wir brauchen und sehe auch, was der Hund in dem Moment wegestecken kann und ob man damit auch wirklich dorthin kommt, wo man letzendlich hin will - d. h. in erster Linie, ob der Hund damit das erwünschte lernen und erreichen kann.
Amy hat niemals brachialen Zwang kennengelernt - und deshalb kann ich ganz easy mit ihr mit Tele oder auch mit Stachel streßfrei arbeiten. Es unterstützt unsere Arbeit, aber es ist kein Zwang für sie. Ich unterstütze unsere Kommunikation damit, aber das ist etwas völlig anderes, als mit einem Hund der misshandelt wurde zu arbeiten oder einema agressiven Hund oder einen Hund aversiv zu arbeiten.
Ein, das selbe Hilfsmittel, aber viele verschiedene Möglichkeiten in völlig anderen Leveln.
Das Lernen, der Erfolg steht doch im Vordergrund für beide, den Hund und mich - weil es uns beiden einen Vorteil bringt, und je nachdem, was angemessen ist, und auch immer ob es richtig verarbeitet werden kann, entscheide ich, wie ich es angehe.
Der Vorteil für uns beide steht immer dabei im Vordergrund. Hätte der Hund keinen tatsächlichen und langfristig zu sehenden Vorteil wäre es für mich auch keiner. Und ich würde niemals für einen kurzfristigen Erfolg einen Vertrauensverlust oder - bruch riskieren wollen. Meine Hunde sind bei mir 10 Jahre und länger
.
Dingo schrieb:
Versteh' mich bitte nicht falsch, ich denke nur, Ihr übernehmt da auch eine große Verantwortung, den Hunden, anderen und auch Euch selbst gegenüber.
Eine größere Verantwortung, als auf das Lernen und das Verhalten eines anderen Lebewesens (sei es Mensch oder Tier) Einfluss zu nehmen gibt es für mich eigentlich nicht.
Dingo schrieb:
Und ja - meine Sichtweise ist subjektv und nach wiederholten Erlebnissen und Gesprächen mit Jägern, Schutzhundlern und Hundesportlern negativ geprägt.
Ich würde mich riesig freuen Dir mal unsere, die wohl andere Seite zeigen zu können. Die Idee vom KSG-workshop ist hoffentlich noch nicht gestorben.
Dingo schrieb:
Wenn ich versuche, mich in Eure Situation zu versetzen, wäre mir ein Pauschalurteil auch nicht lieb, aber eine gesunde Skepsis gegenüber beiden Methoden - aktivierend und aversiv - ist doch eigentlich begrüssenswert, oder?
Skepsis selbstverständlich, aber rein theoretisch solle schon Verständnis im Ansatz stattfinden können. Akzeptanz gerne erst wenn man es selbst gesehen hat - ging mir ja selbst nicht anders
.
The Martin schrieb:
War leider bei den wirklich harten Fällen nicht selbst dabei und kanns deshalb nicht sagen. Ich habe nie alle Schritte für speziell einen Hund komplett gesehen.
Ich habe aber gesehen, wie Hunde, die mit Maulkorb geführt werden mussten am Ende zu "Lämmchen" wurden.
Ohne Tele heißt automatisch streßfrei ja??? Und Tele heißt automatisch Streß ja?
Sorry, Blödsinn...
Und was war nun dazwischen, wo Du net dabei warst???
Aber es war 100% streßfrei für den Hund ja, das kannste garantieren, wo Du doch net dabei warst ?
1 ganzes Jahr was auch immer, 365 Tage lang, um Lämmchen aus diesen Hunden zu machen? Sorry aber wenn das
solche Hunde waren, dann versch*** Dich selber...
Das tät mich wirklich mal interessieren WIE, detailliert - und vor allem warums solange gedauert hat