Ich habe mir das jetzt alles mal durchgelesen und tippe einfach nieder was meine Gedanken sind, wenn mir jemand seinen Hund so schildern würde.
Völlig wertfrei alles.
Es sind verschiedene (Denk) Ansätze, ich hoffe ich verhaspel mich nicht.
Ich sehe laut der Schilderung, vor meinem inneren Auge einen unausgelasteten Hund, der Frust schiebt und etwas "lost" im Alltag rumschwimmt. Sich dann Dinge sucht, diese gern auf die Spitze treibt oder sie nie gelernt hat adäquat zu lösen. Eventuell gepaart mit "Pubertät" und/oder vielleicht Schmerzen.
Es gibt Hunde, hier sitzen gar zwei davon, da reden wir von JAHREN die es brauchte um sie davon zu überzeugen das es schon cooler ist MIT Mensch. Platt gesagt, extrem hart erarbeitete Bindung.
Beide n richtigen "hau wech im Kopp", wegen ihrer Biographie. Nicht änderbar, unwissend also nicht nachvollziehbar (ihr Verhalten) und die Erkenntnis das es im hier und jetzt schnurzpiepegal ist. Das warum und wieso.
Mein ganz persönlicher erster Schritt wäre tatsächlich eine Rücken/Hüftdiagnostik. Experimentell gar Schmerzmittelgabe und beobachten, ob er darunter anders (also einfach anders nicht unbedingt "besser" ist). Zuhause würde ich Massagen, Bürsten einführen um auch an seinen Reaktionen zu sehen - zwickt es irgendwo wenn ich dieses und jenes anfassen -. Dann wäre mein Schritt TA und ist da cool, würde ich Ben zur Physio schlörren.
Ich persönlich würde KEINEN Raum suchen wo er rumrennen kann, "frei" ist. A la eingezäuntes Areal usw. Ich würde mir zur Auslastung Dinge suchen die Konzentration erfordern. EGAL ob sie das (schon) können oder nicht, es geht um das positive erleben im miteinander. Medical Training, Nasenarbeiten, kleine Tricks.
Erst danach würde ich Gassi gehen. Und zwar mit "geradem Kreuz", lieber kurz und knackig mehrmals. Spaßrunden stehen nach Zeit X an.
Ich würde meine gesamte Haltung diesem Hund gegenüber zu treten, reflektieren und hinterfragen. Und in saure Äpfel beißen. Und einer würde so aussehen das ich mit ihm Verhaltenstraining beginnen würde.
Ich hielt mich in der Hundehaltung auch für ziemlich versiert, aber man kommt dann irgendwann zu einem Hund wo NICHTS von allem was man je dachte oder halt kennt, fruchtet. Nichts. Man sich für den dümmsten Menschen auf Erden hält, unfähig und vielleicht sollte man echt nur noch Sand am Stand sammeln. Des kann man ja.
Ich filmte die ersten Jahre MICH in der Interaktion mit Hund und sah die Widersprüchlichkeiten, Unklarheiten aber keinen Hund der nicht wollte, sondern nicht konnte. Wir haben irgendwie sowas wie Denglisch geredet. Davor hatte ich persönlich wohl das Glück das alle Hunde so nett waren, mich trotzdem zu verstehen/verstehen zu wollen. Es liegt also an mir etwas zu finden wie wir zueinander kommen können. Das kann recht kreativ sein. Und hat nichts mehr mit klassischen Trainingansätzen etc. zu tun sondern dümpelt(e) in der Verhaltenstherapie rum.
Dafür musste ich viel an MIR arbeiten und auch offen für Menschen und deren Konzepte sein.
Stress bin ich beispielsweise begegnet, alternativ etwas in den Mund nehmen zu lassen. Vielleicht kennst du solche Gespannten sogar? Sehr selten sieht man Hunde die etwas im Mund tragen oder sich nehmen, wenn sie Stress spüren.
Sie beispielsweise hatte gelernt sich das explizit zu holen. Und ich habe immer was auf Tash gehabt um ihr das in die Kiemen zu schieben (Ball, kleines Kaffeeholz, weiß der Geier was). Es gab Zuhause, auch Garten wie außerhalb den verlängerten Arm in Form einer Schleppleine. Um mitzuteilen "ich bin da", zubbel da mal dran um Aufmerksamkeit zu bekommen. Ich habe das Kommando Schau installiert, erst seit nem 3/4 Jahr. Hätte ich mal eher machen sollen, klappt zu 99,99% um durch blöde Situationen gehen zu können.
Hundetrainer ganz klassisch, stießen mit uns ganz schnell an Grenzen und waren auch null das um was es irgendwie eigentlich ging.
Wir hatten kein Gehorsamsproblem etc. Sondern das Problem uns gegenseitig ernst zu nehmen, gepaart mit viel Unfähigkeit uns VERNÜNFTIG zu begegnen. Ich war sehr geprägt von der bisherigen Hundehaltung, sah gar nicht ihre Nöte und war sehr hart. Das führte in eine Spirale die (z.b. bei Crunch) brandgefährlich war. Und was hab ich geheult. Monate, jede Nacht. Ich war noch nie SO überfordert. Da war auch der Punkt, ich brauche jetzt Hilfe. Es geht so nicht.
Ich musste hart an meiner Präsenz arbeiten. Konsequent sein heißt ja nicht wie ne Schallplatte immer des gleiche zu fordern bis es klappt, sondern kann auch durch Umwege und Kreativität KONSEQUENT erreicht werden. Egal wie lang der Weg bis dahin sein mag.
Der Weg zum zueinander war nun letztendlich eine Alternative für das (ungewünschte) Verhalten anzubieten, einzufordern. Davor steht natürlich überhaupt des zu installieren. Bei Crunch, nur beispielhaft jetzt, habe ich den Vorteil das sie mega futteraffin ist. Habe ich die ersten zwei Jahre nicht genutzt. Es gab keine Leckerli etc. Nichts. Das ich mir dadurch echt viel nahm, das wir weiterkommen, sah ich nicht. Ich vertrat ja die Meinung "wenn ich des sag, musste auch machen, nä. Nix Leckerli, Pipapo. Wofür denn.".
Als dann n ganz anderer Bereich betreten wurde (bei uns war es übrigens Mirjam Cordt) um diesen sich immer mehr zugespitzten Zustand zu widmen, machte es Klick. Bei uns beiden.