Ich denke, es kann durchaus passieren, dass ich mich als Pflegestelle bewerbe (und auch genau das machen und nicht einen Hund komplett übernehmen möchte) und irgendwann - beim 1. oder beim 8. Hund - passiert es dann: *Klick* und ich werde schwach. Der Hund isses und der soll nun doch bleiben. Obwohl eigentlich alles ganz anders geplant war. Und wenn es dann wirklich passt...
Dann habe ich nicht willentlich einen Vertrag unterschrieben, den ich eh nicht einhalten wollte, sondern habe nur nicht die Möglichkeit in Betracht gezogen, dass es manchmal eben ganz anders kommt als man denkt oder als ich es mir vorstellen konnte.
Genau dann warst du nicht ausreichend auf das "Abenteuer Pflegestelle" vorbereitet. Denn genau das wird passieren, bei jedem Hund, der bei dir einzieht. Ich habe um jeden Hund getrauert, der ausgezogen ist. Eigentlich sogar um die schwierigen Fälle noch mehr gezittert, weil ich trotz vieler Gespräche mit den neuen Besitzern im Vorfeld nie wusste, ob sie genau soviel Ausdauer haben wie ich sie brauchte. Da mache ich dir nichts vor und du wirst dich nie daran gewöhnen, dass ein Abschied mit Schmerzen verbunden ist und du wirst jedesmal jede Möglichkeit prüfen, ob du den Hund nicht vielleicht doch behalten kannst. Wenn du dir also nicht sicher bist, dass du dann nicht standhaft bleiben wirst, unterschreibe keinen Vetrag, der die Übernahme ausschließt. Eigentlich ganz einfach.
Unabhängig davon, ob ich den Hund dann bekäme (weil der Verein eine Ausnahme macht) oder ob der Verein "nach Vertrag" handelt: Zuverlässige Pflegestelle wäre ich in beiden Fällen nicht mehr. Denn ich bin ja bereits einmal schwach geworden (beim wievielten Hund auch immer). Der Verein müsste mich aufgrund seiner Statuten also konsequenterweise in jedem Fall als Pflegestelle streichen.
Das stimmt. Genau deshalb ist es so schwierig, ein zuverlässiges Pflegestellennetz aufzubauen. Bei mir lag keiner der Gründe vor, ich hatte keine Probleme innerhalb des Vereins oder mit den Tieren. Es sind die Menschen drum herum, mit denen man zwangsläufig in Kontakt kommt. Es gibt unterschiedliche Gründe, weshalb man Pflegestelle sein kann oder nicht. So wie ein Verein meine Entscheidung akzeptieren muss, hätte ich die Entscheidung eines Vereins akzeptieren müssen, falls mich jemand als nicht oder nicht mehr geeignet empfunden hätte.
Mal andersherum gedacht: Es ist so geplant (und vertraglich geregelt), dass ein Pflegehund bis zur endgültigen Vermittlung in der Pflegestelle bleibt. Nun meldet eine Pflegestelle einem Verein, dass sie mit einem Pflegehund absolut nicht zurecht kommt. Würde der Verein dann darauf bestehen, dass diese als zuverlässig bekannte Stelle den Hund behalten muss oder würde er sie ernst nehmen und ggfls. einen anderen Pflegeplatz suchen? Ich hoffe mal Letzteres. Aber wenn es so rum geht (dass man also einräumen muss, dass es Situationen geben kann, in denen ein Hund entgegen der Planung nicht bis zur endgültigen Vermittlung in einer Stelle bleiben kann), dann müsste es zumindest denkbar sein, dass es auch anders herun geht (also, dass ein Hund entgegen der Planung auch in seine Pflegestelle endvermittelt werden kann).
Obwohl du beide Seiten beleuchten willst, betrachtest du es einseitig. Es wird verlangt und ist üblich, dass in Vereinen bzw. von den Verantwortlichen ein Hund meist umgehend woanders untergebracht wird, wenn die Pflegestelle nicht mehr will oder kann.
Entscheidet aber ein Verein, dass der Hund aus der Pflegestelle geht (wie das hier beim eigentlichen Thema der Fall ist), dann ist das Geschrei groß. Ruft die Pflegestelle um Hilfe, dann ist eine Umsetzung komischerweise von allen unbestritten im Sinne des Tieres. Zieht allerdings ein Verein die Notbremse, dann wird ohne die Hintergründe zu kennen gleich von Schikane und Machtgehabe gesprochen, dann kann sowas ja gar nicht im Sinne des Tieres sein. Kann man mal drüber nachdenken. In beiden Fällen wäre es besser, man könnte es vermeiden- geht aber eben nicht immer.
Das ist es, was nach meiner Meinung solche Verträge eher sinnlos macht. Man kann sich grundsätzlich mit ihnen identifizieren, man kann sie in dem festen Willen, sie zu erfüllen unterschreiben, aber niemand kann ausschliessen, dass sich die Situation irgendwann ändert und man sagt: Aber bei diesem Hund ist eben ganz anders.
Mir ist durchaus klar, dass ein vernünftiger Pool an Pflegstellen wichtig ist. Aber die bestehen eben aus Menschen mit Gefühlen... und da kann es immer anders kommen als (durchaus ernsthaft) geplant. Das kann nicht alles vertraglich wasserdicht geregelt sein bzw. ein Vertrag sollte da nicht (alleinige) Diskussionsgrundlage sein.
Gruß
Struppel
Was den ursprüngleichen Fall angeht, war es auch nie alleinige Diskussionsgrundlage. Für die Entscheidung wurden mehrere Gründe genannt, obwohl es gerade auf Grund der Klausel überhaupt keine hätte geben müssen.
Es ist schon sinnvoll, Veträge
möglichst wasserdicht zu machen, was aber nicht nur Pflegeverträge anbelangt. Ich finds eher verwunderlich, dass von einigen (angeblich gleich von mehreren TSVs), die es besser wissen müssten, diese Klausel moniert wird. Man hat oft genug Probleme, vermittelte Hunde zurück zu bekommen, wenn man feststellt, man hat sich bei der Vermittlung getäuscht. Liegt es daran, dass manche noch nie an die Falschen geraten sind.... oder es einfach nie geprüft haben?
Ganz sicher macht dieses Beispiel deutlich, dass Tierschutz kein Spässchen ist. Es ist nicht einfach, immer wieder Tiere aufzunehmen, die einem nicht gehören, denen gegenüber man sich aber genauso verpflichtet fühlt, als wären es die eigenen, um die man sich sorgt, die man hegt und pflegt..... und die man dann weiter geben muss. Von daher ist es sogar mehr als fair, wenn man nicht nur darüber spricht, sondern eine Pflegestelle unterschreiben muss, dass genau das ihre Aufgabe ist.