was ich mich allerding immer wieder Frage ist: warum ist immer nur das Tagesgeschehen im Fokus und nicht das seit Jahren hinsichende Flüchtlingselend rund um die Welt? Lager im Libanon, Lybien, Türkei usw usw, Syrien ist auch noch Aktuell usw usw......
Das frage ich mich auch schon länger.
Ich denke, das hat viele, viele Gründe.
Einige davon:
- Akutgeschehen erweckt mehr Aufmerksamkeit als ein Dauerzustand auf Dauer halten kann.
- Daraus folgt heutzutage durch die globale Vernetzung leider: Es gibt so viel Akutgeschehen, von dem wir hier erfahren, dass der einzelne Mensch kaum noch hinterherkommt. Ein "Newsflash" wird vom anderen abgelöst. Irgendwann wird man irre oder blendet alles aus.
"Moderne Medien" erwecken/fördern den Anspruch, immer zeitnah über alles informiert zu werden. Und versuchen, ihn zu bedienen, um keine Kunden zu verlieren. Dadurch leidet nicht nur die saubere Recherche - sondern es fördert auch den immer schnelleren Wechsel der Themen und verstärkt den Effekt, dass man gar nicht mehr alles erfasst.
- Gerade bei schlimmen Themen ist es auch einfach
bequemer, sie auszublenden. Manchmal muss man das, um geistig gesund zu bleiben. Aber ich glaube, viele Leute kommen da gar nicht hin, die schotten sich intuitiv schon vorher ab.
Im Gegensatz dazu ist es hier evtl. so, dass noch besonders zum Tragen kommt, dass es ja nicht nur "irgendwelche" Leute sind, die jetzt verständlicherweise vor den Taliban fliehen - sondern Leute, die "uns" geholfen haben. Und die jetzt,
weil sie "uns" geholfen haben, mit dem Tod bedroht sind. Für mich persönlich heißt das, dass wir als Land diesen Leuten
verpflichtet sind - über das hinaus, was man generell jedem Menschen in Not schuldet. Wir haben deren Misere aktiv mitverursacht und
nur wir könnten ihnen helfen.
Und tun es nicht, weil sie anscheinend für viele Verantwortungsträger "nicht besser" und "nicht weniger lästig" sind, als andere, die vor Kriegen oder Not in ihrer Heimat zu uns fliehen.
Vielleicht ist diese Einstellung genauso dumm und unlogisch wie die, sich um seine eigenen Haustiere gut zu kümmern und trotzdem nicht jedem Samstag vorm Putenstall in der Nachbarschaft zu demonstrieren... aber für mich haben wir für die Leute, die uns geholfen haben und wegen uns in Gefahr sind, noch eine größere Verantwortung als für alle anderen.
Und die so mies zu behandeln, so hängen zu lassen - das geht einfach gar nicht.
Und entschuldigt bitte, wenn ich "weisungsgebunden" unter den gegebenen Umständen eher als lahme Ausrede empfinde.
Nicht vor 3 Monaten, nicht vor 2en, aber jetzt in diesem Moment. Da schon. Da kannst du jemanden, der nachweisen kann, dass er Ortskraft gewesen ist und es durch den Zaun geschafft hat, nicht wieder nach Hause schicken, weil er auf keiner Liste steht. Weil es heißt, dass man ihn mit einiger Wahrscheinlichkeit samt allen Angehörigen, die er dabei hat, in den sicheren Tod schickt. Das macht man einfach nicht.