Hallo Ninchen u. Lekoratte
irgendwie habt Ihr ja auch recht, aber schon allein der Gedanke.
"Nix zu reißen und zu beißen aber Handy´s klingeln"
Ja, und? Was hat das jetzt mit den Hundekämpfen zu tun?
Ihr dürft Euch auch nicht aufregen, wenn Hundebesitzer so denken.
Hehe - ich dachte, jeder hier dürfte seine Meinung haben?
Hier in Deutschland soll es doch auch noch Hundekämpfe geben u. darüber regen wir uns ja auch auf und die Freude ist groß, wenn so ein Sündenpfuhl ausgerottet wird.
Ja, in der Tat.
Hier in Deutschland. Da, wo wir gelernt haben (können), dass Tiere mehr wert sein sollten als billige Unterhaltung.
Wo nicht 20 Jahre oder mehr Dauerkriegszustand und kultureller Verfall und Fundamentalismus das Leben bestimmen, jedenfalls das Leben der meisten!
Wo es einen weit verbreiteten Tierschutzgedanken gibt, auch wenn der in unserem Land ab und zu mal paradox ausgelegt wird.
Wo Hundekämpfe wie Gladiatorenkämpfe nicht zum Volkssport zählen und bei Beerdigungen nicht jedes zweite Mal irgendwelche Trauergäste durch Querschläger sterben, weil jeder Mann ein Gewehr braucht und in die Luft schießen muss, um zu beweisen, dass er - naja, nen Abzug ziehen und Krach machen kann. (Dafür geht unser einer zur Formel 1 oder zum Fußball...)
Hier, im Rest von Nord- und Mitteleuropa und auch in den USA
erwarte ich, dass die Leute empört reagieren, wenn so etwas stattfindet. Sie haben die Chance gehabt, es besser zu wissen, und wenn sie trotzdem sowas tun, oder alte Leute in der U-Bahn verprügeln, oder... oder... oder nach Tschechien fahren, weil's "im P:uff dort billiger ist " - dann ist das für mich das Allerletzte.
Dort... dort ist das Leben so anders, dass wir alle uns vermutlich gar nicht vorstellen können, WIE SEHR. Und WAS DIESE LEUTE ALLES NICHT WISSEN.
Außerdem frag ich mich, warum solche armen Menschen sich noch Hunde halten die kosten doch nur Geld. Sollen doch anfangen zu Boxen, aber dazu sind sie zu feige und sollen das Geld lieber für ihre Kinder ausgeben.
Wer sagt, dass die viel Geld in ihre Hunde investieren?
Und wer sagt, dass dieselben Leute nicht auch boxen?
Und wer sagt, dass die, die ihr Geld durch Hundekämpfe verdienen, auch Kinder haben?
Klar, das mit dem Wetten (egal auf was), und Geld fürs Vergnügen ausgeben, auch wenn das Hemd auf dem A.llerwertesten schon arg dünn wird, IST ein Problem. In manchen Kreisen auch hierzulande, und je weiter nach Süden und Osten man kommt, desto schlimmer wird es. (Ich hab ja Verwandte in Ex-Jugoslawien, und mein Mann in der Türkei, und ich hatte beruflich ne ganze Weile sehr intensiv mit der arabischen Welt zu tun. Bin also nicht völlig planlos, was das angeht.)
Das finde ich weder hier noch dort gut oder sinnvoll, aber Fakt ist: Das wird sich nicht ändern, bloß weil ich es nicht gut finde. Die Leute sind jetzt so, wie sie sind. Es gehört für sie dazu und ist nichts Böses.
Heute stand übrigens in der Zeitung, dass der Anschlag wohl einem hochrangigen Milizenführer galt, der dort anwesend war. Hätte der sich, sagen wir, Auto- oder Pferderennen angesehen, dann wäre der Anschlag dort passiert. Und es wären auch "vergnügungssüchtige Leute" im Publikum gewesen, die ihr Geld besser für etwas anders hätten ausgeben können.
Sach übrigens hier mal einem HartzIV-Empfänger, er dürfte aber nicht mehr auf Schalke gehen, oder zum Vfl, oder er solle gar das Rauchen und das Schnäppsken am Abend aufgeben, weil er sein knappes Geld gefälligst für was Sinnvolles ausgeben soll - da kocht aber Volkes Seele, das kannst du aber glauben.
Ich weiß was jetzt kommt, durch die Hundekämpfe verdienen sie ihr Geld.
Geld verdienen damit wohl nur sehr wenige. Ebenso wie hier beim Fußball. Oder bei Konzerten oder sonstwo. Die meisten Zuschauer dürften ihr Geld für's Zusehen und für Wetten
ausgegeben haben.
Und das wäre auch nicht mein Argument gewesen.
Die verdienen damit kein Geld, das ist für sie "ganz normale Unterhaltung". Die mir selbst übrigens keineswegs zusagt. Aber jemand, der von klein auf so aufgewachsen ist, der gelernt hat, dass seine Umgebung das toll findet, und der auch Hunde nur "so" kennt - als Kämpfer, als reißende Bestien, als "Sportler" oder Wettobjekte - der gar nicht weiß, was man mit einem Hund sonst noch alles machen, was ein Hund einem geben kann,
wie Hunde sind... - warum sollte der diese Veranstaltung "von Natur aus" schlimm finden?
Warum sollten in einem Land, wo
Menschenleben schon nicht allzu viel wert sind, wo Geiseln erschossen werden, wenn sie nicht mehr laufen können, weil sie ein Risiko darstellen - warum sollten da ausgerechnet
Hunde besser behandelt werden?
Dürfen wir das wirklich erwarten?
Sollen besser ihr Land mal aufräumen, jedem einen Besen in die Hand und nee Kelle damit sie mal ein richtiges Dach über´m Kopf haben.
Das sehe ich tendenziell genauso.
Könnte ich hier aber auch über so manchen sagen, und hierzulande haben wir nichtmal die Entschuldigung, dass wir ein "heiles" unzerstörtes Land, wo nicht das Recht des Stärkeren und desjenigen mit den besseren Waffen oder dem besseren Prediger gilt, nur noch aus Erzählung oder von Bilder kennen.
Wir können nicht einmal sagen, dass wir Angst vor einer Zukunft haben, die so aussieht, weil wir sie nicht kennen. Und dass wir Angst haben, dass für uns dort kein Platz mehr sein wird - weil wir nur den Krieg kennen. - Und gelernt haben, uns zu arrangieren, sonst wären wir nicht mehr am Leben.
Sicher ist das nicht der einzige Grund für die Misere in Afghanistan, aber sicher einer, den man nicht unterschätzen sollte.
Wenn ich meinen Hund nur unterhalten kann durch Hundekämpfe, laß ich ihn besser da wo er ist.
Ich glaube, du verstehst das einfach falsch (net böse sein). Hunde sind dort keine "Haustiere" in unserem Sinne. Solche "Haustiere" können sich auch nur die wenigsten leisten. Hunde sind Nutzvieh wie Kamele, Ziegen oder k.A. was da sonst noch so rumläuft. Sie müssen irgendwie Nutzen bringen, wenn sie nichts mehr nützen, kommen sie weg.
Ich glaube, die emotionale Bindung zum Tier, die hier bei uns ja schon bei vielen "Berufstierhaltern" weniger oder eher anders ausgeprägt ist, ist dort schlicht nicht so vorhanden wie hier. Hunde sind keine Familienmitglieder, sie sind, wie gesagt, Nutzvieh. Oder Statussymbol. Mehr nicht.
Ziegen oder Hasen oder Hühner werden beizeiten geschlachtet, Pferde dann, wenn sie zu nichts anderem mehr taugen, Hunde vielleicht in Hundekämpfen verheizt.
So. Das kann man finden, wie man will, aber es
ist so. Leute, die eine emotionale Bindung zu ihrem Tier (über Fanverehrung zB bei einem erfolgreichen Renn- oder Kampfhund hinaus) eingehen, sind dort vermutlich eher die Ausnahme als die Regel.
Aber darum können doch nicht alle Afghanen schlechte Menschen sein, die es verdienen, in die Luft gesprengt zu werden.
Bloß weil der Tierschutzgedanke dort nicht verbreitet ist? Die haben schon ein Problem mit dem, was wir hier
Menschenrechte nennen! Soll ich darum froh über jeden sein, den es erwischt - und der nie mehr lernen kann, dass es vielleicht auch anders geht?
Ich finde nicht gut, was da abläuft. Muss ich auch nicht, ich lebe hier. Aber eben weil ich hier lebe, nicht dort, maße ich mir nicht an, die Leute dort zu verurteilen.
Anders wäre es, wie schon geschrieben, bei Hundekämpfen hier. Die Leute HIER sollten es besser wissen. Können es besser wissen. Die haben sich für mich einem anderen moralischen Maßstab zu stellen.
Aber Hauptsache die Kühe sind heilig.
Da sach ich nix mehr zu...
- Außer das hier: Alle mir bekannten Moslems essen ausgesprochen gerne Rind. Es sei denn, sie haben Angst vor BSE...
Edit
Mayerengele schrieb:
Man lässt sich nur zu gerne ohne Nachzudenken zu solchen Gefühlen hinreißen, wenn man ohnehin nicht viel von der Menschheit als solche hält. (und ich nehme mich da nicht aus!)
Wer sagt, dass ich viel von der Menschheit als solche halte?
Ganz ehrlich, das tue ich nicht. Ich mache mir da sehr wenig Illusionen.
Aber genau darum kann ich diese Leute nicht so einfach verurteilen.
Sie sind nicht viel schlechter als die meisten anderen - sie haben nur unter Umständen bessere Gründe dafür. Die haben einfach ihr Leben gelebt, und nie nen Denkanstoß erhalten, der ihnen gesagt hat: "Es geht auch anders!" Vielleicht hatten sie Werte und haben sich viel Mühe gegeben, diese einzuhalten. Vielleicht waren manche, für ihre Verhältnisse, Helden, andere Gauner, aber alle "ganz normal" (für das Land, woher sie kommen.)
Außerdem: Wird die Welt wirklich besser, wenn ich mich hinstelle, und genau das auch tue, was mir missfällt?