Lucie, deinen Beitrag kann ich nur voll und ganz unterstreichen. Die meisten von uns haben einfach nur Glück, dass ihre vielen kleinen alltäglichen Unaufmerksamkeiten, Fehler und Nachlässigkeiten aus Routinen keine gravierenden Folgen für irgendwen haben. Wenn wird große Glückpilze sind, bleibt das unser Leben lang so. Wenn nicht, denken wir vielleicht in der Folge eher darüber nach, wie verurteilend wir anderen gegenüber auftreten.
Ich werde hier NICHT sagen, wie Shiwa gestorben ist. Ich würde es inzwischen prinzipiell sogar tun, da der Abstand nun groß genug ist, aber nicht nach so einer Aktion hier. Wo hier so viel Bösartigkeit schlummert. Da wird jedes Wort nur seziert und jeder hätte es natürlich besser gemacht und gewusst. Das muss ich mir nicht geben. Aber was ich sagen kann ist, dass es korrekt ist, dass es in der Obhut meines Mannes passierte. Ich kam erst dazu, als es zu spät war. Er hat mich nicht angerufen, weil er seine Zeit und Energie darauf verwendet hat, zu versuchen sie zu retten. Ich hätte eh keine Möglichkeit gehabt rechtzeitig dort hin zu kommen. Sie ist NICHT im Auto gestorben, sondern in seinem Arm. Es war eine unfassbare Verkettung unglücklicher Umstände. So etwas habe ich nie wieder erlebt, dass wirklich so viel auf einmal schief geht. Er hat sie NICHT im Auto zurück gelassen, nicht eine Minute!
Und ja, trotzdem habe ich ihn danach dafür gehasst. Habe immer wieder gedacht, dass MIR das nicht passiert wäre. Selbst als ich ihm vom Kopf her verziehen habe, weil ich wirklich weiß, wie leid es ihm tat, wie sehr er alles versucht hat, was er zu tun wusste (und für etwas, was jemand schlicht nicht weiß, kann man ihn nicht verantwortlich machen), blieb da ein kleiner Rest Vorwurf in meinem Herzen. Denn ICH hätte es bestimmt besser gewusst (und das natürlich auch in der Notsituation und in Panik, is klar...) - das wurde ich nie ganz los...
Bis... ja bis meine TOCHTER fast in meiner Obhut gestorben ist. Und ich war weiß Gott eine übervorsichtige bis hin zu fast paraniode Mutter, die jede Gefahr versucht hat zu antizipieren und dafür von den meisten als "Glucke" ausgelacht wurde. Ich habe schon in der Schwangerschaft so eine Herztonüberwachungsmaschine gehabt, nach der Geburt Atemüberwachungsmatten. Ich habe Erste Hilfe Kurse für Babys besucht, alle Giftpflanzen ums Haus ausgerissen. Und kann von mir wirklich sagen, dass ich niemals eine auch nur erahnbare Gefahr für mein Kind eingegangen wäre. Keine Sekunde ohne Hand am Baby vom Wickeltisch abwenden z.B., Eckenschutz, Steckdosenschutz, Klemmschutz überall im Haus... Wenn ich nicht bei ihm war, war das Baby videoüberwacht in seinem Bett (natürlich kam nur eine Kame ohne Elektrosmog in Frage
![Zwinker ;) ;)](/styles/default/xenforo/smilies/wink.gif)
). Auch hier im Forum bin ich dafür teils ausgelacht und als hysterisch abgetan worden.
Und dann kam eine für mich nicht erahnbare Gefahr - und es war haarscharf. Haarscharf. Wir sind in die Klink, danach zum Arzt. Ich war völlig aufgelöst. ALLE Ärzte haben mir gesagt: "Man KANN einfach nicht ALLES vorhersehen und verhindern. Manches passiert einfach". Ich hatte noch Jahre später Alpträume davon... Es war DIESES Erlebnis - etwa 1,5 Jahre nach Shiwas Tod - was ich brauchte, um meinem Mann am Ende wirklich und aus ganzem Herzen zu verzeihen.
Niemand ist perfekt. Jedem passieren Dinge, die andere im worst case das Leben kosten können, wenn nur genug Pech dazu kommt. Meine Tochter und ich hatten Glück, dass wir noch knapp auf der einen Seite waren (und zum Glück auch keinerlei Schäden für sie entanden sind), Shiwa und mein Mann hatten Pech. Wer behauptet es sei anders und ihm könne so etwas nicht passieren, dem wünsche ich, dass er nicht eines Tages eines besseren belehrt werden muss. Wobei so ein "fast"-Erlebnis wie bei mir ganz heilsam für zu viel Überheblichkeit sein kann.