@pat_blue
Ich weiß nicht, wie es in der Schweiz ausschaut, aber hier geht der Unterschied im Einkommen auch mit einem Unterschied an Bildung einher.
Und damit an wirklich großen Unterschieden in der gesellschaftlichen Teilhabe.
Hier ist es so: Bekommt ein Schüler einen Verweis (oder eine zu schlechte Note), dann gibt es hier tatsächlich Leute (mit ausreichend Geld und Verbindungen), die lassen als erstes prüfen, inwiefern man Einspruch erheben kann - idR haben sie Rechtschutz und das nötige Kleingeld, aber meist brauchen sie die nicht mal, weil sie jemanden gut kennen, der das unverbindlich für sie macht (oder sie machen es gleich selbst).
Der Rest muss das halt so hinnehmen, oder begeht bei dem Versuch, es nicht zu tun, so viele Formfehler, dass nichts dabei rumkommt.
Wer wird nun besser wegkommen?
Der, der sich besser auskennt und keine Scheu vor Autoritäten
und außerdem die Mittel hat, seine Vorstellungen um- bzw. durchzusetzen.
Ich mache ja schon lange immer wieder mal Elternarbeit in der Schule (und kenne privat mehr Lehrer als Anwälte) - zumindest hier vor Ort sehe ich das immer wieder genau so.
Nicht, weil wohlhabendere Leute bessere Menschen sind, sondern, weil sie ganz andere Möglichkeiten haben.
Eine gute Freundin von mir ist Lehrerin für Haupt- und Realschule, und arbeitet jetzt in einer Brennpunktschule - vorher im Nachbarort.
Die sagte ganz klar: Vorher waren das größte Problem bei ihrer Arbei die Eltern, die oft keinerlei Einschränkungen und Disziplinierung ihrer Kinder akzeptieren wollten - im Mittelstand vor allem aus Angst, abgehängt zu werden, bei den Reichen aus Unverständnis.
Jetzt sind es die Schüler - sie hat mehr Elterngespräche, aber die Eltern
erscheinen entweder gar nicht erst, weil uninteressiert…
oder sagen zu allem Ja und Amen, weil die Schule für sie eine Autorität hat, gegen die sie sich gar nicht trauen, sich zu wenden, oder sogar hoffen, dass Disziplin ihre Kinder voranbringt.
Wessen Kinder werden also eher spürbare Konsequenzen für ihr Handeln erfahren?
Wie helki schrieb - das geht nicht gegen Reiche/Gebildete, das liegt einfach an der Art, wie alles organisiert ist.
Dass jeder theoretisch die gleichen Möglichkeiten hat, die eigenen Interessen zu vertreten, heißt nicht, dass diese auch praktisch bestehen.