Ich habe den Film gesehen und fand ihn gut gemacht. Ich war damals 23 als das passierte und man hat sofort alles wieder vor Augen. Das die Polizeiführung so unfassbar versagt hatte, hab ich persönlich damals nicht so mitbekommen, zumal Schnorr ja weiterhin im Amt blieb. Aber nun nach dem Film und der anschliessenden Doku muß ich sagen das ich teilweise kopfschüttelnd und fassungslos vor dem TV gesessen habe ob dieser Unfähigkeit.
Eine unnötige Festnahme, abgebrochene Schlüssel, Verbot zum schießen trotz freiem Schußfeld, keiner der ans Telefon ging etc.pp.
Chris hatte den zweiten Teil aufgenommen und nach einigen Tagen Abstand zum ersten haben wir ihn gestern doch noch angeschaut.
Ich fand den zweiten Teil wesentlich schlimmer als den ersten. Beim ersten war ich schon fassungslos und wütend, aber beim zweiten standen mir zeitweise Tränen in den Augen.
Als die Situation kam, in der sich die Polizei darum stritt, ob ein finaler Schuss gesetzt werden darf und ich die Begründung dagegen hörte, hätte ich schreien mögen. Täterschutz trifft es ziemlich genau. Welche PC hat zum Teufel dazu geführt, dass man die Entführer nicht erschießen durfte? Ein gezielter Schuss in den Kopf bei allen Entführern hätte viel Leid verhindern können.
Ich bin absolut gegen die Todesstrafe. Aber hätte ich die Fähigkeiten wie die Scharfschützen und wäre in der Situation damals gewesen, hätte ich kein Problem gehabt, genau zu zielen und zu schießen. Da hätten schon alleine die Bilder von Silke mit der Waffe am Hals gereicht, um mir jegliche moralische Bedenken zu nehmen.
Ganz schlimm wurde es bei der anschließenden Dokumentation, als deutlich wurde, wie sehr die Überlebenden noch heute leiden.
Ich hatte beim Film schon überlegt, wie das kleine Mädchen das verarbeiten soll. Als ich sie dann in der Dokumentation sah, wie sehr sie ihr Leben lang gelitten hat und heute noch leidet, ebenso wie die mit entführte Freundin von Silke und die Mutter von den zwei Kindern, tat mir das in der Seele weh.
Nach beiden Teilen fehlt mir jegliches Verständnis dafür, dass ein asozialer Krimineller entlassen werden konnte, solange seine Opfer noch so leiden.
Nach der Entführung konnten sie kein normales Leben mehr führen und werden das auch nicht mehr können, wenn die Folgen nach 30 Jahren noch so schlimm sind.
Wie wirkt es auf die Opfer, dass der eine Täter nun unter neuem Namen sein Leben in Freiheit leben kann, während für jedes Opfer das Leben heute noch so schwer ist?
Und da wiederhole ich überzeugt und gerne noch mal die "Stammtischparole" Täterschutz statt Opferschutz.
Die Familie von Emanule hat nie eine finanzielle Entschädigung bekommen und auch keinerlei Hilfe in anderer Form.
Sie mussten allein mit all dem Leid fertig werden. Während der Täter jede Menge Hilfe bekam und noch bekommt.
Meines Erachtens müssten die Opfer entscheiden, ob jemand nach so einer Tat in die Freiheit zurück kann. Für die, die täglich mit den Erinnerungen kämpfen müssen, ist es ein Hohn zu wissen, dass der Entführer sich nun ein schönes Leben machen kann. Wenn auch nur ein Opfer es nicht ertragen kann, dass der Täter draußen frei herumläuft, darf er nicht entlassen werden.
Der Täter war zu mindestens 24 Jahren verurteilt, Warum wurde dem Gnadengesuch stattgegeben?
Der Staat hat in dem Fall völlig versagt, sowohl während der Entführung als auch danach.
Er hat offensichtlich auch nichts daraus gelernt, wie am Breitscheidplatz in Berlin zu sehen war.