Ich kenne mich mit derlei Problemen nicht aus. Das Folgende sind jetzt daher auch alles weitgehend Vermutungen.
Aber aus dem Bauch heraus kann ich mir nicht vorstellen, dass ein Hund das Pinkeln sozusagen aus Respektlosigkeit benutzt um “einem eins auszuwischen” - so wie diese ganze Geste vielleicht rüberkommen mag.
Soviel Tücke und Berechnung trau ich dem Hund nicht zu.
Sie ist auch noch recht jung mit 6 Monaten.
Da finde ich so ein Verhalten auch noch nicht komplett unnormal. Wenn Ihr da was vermutet, würde ich natürlich auch körperliche Probleme erstmal ausschliessen.
Erzieherisch würde ich an so einen Fall schon deshalb nicht mit Bestrafung/ Verboten/ Sanktionierung/ Schimpfen oder so herangehen. Ich glaube nicht, dass das als Ansatz viel helfen würde, egal was die Ursache ist, sondern maximal im schlechtesten Fall dazu führt, dass der Hund sich dann heimlich entlastet und man's nichtmal mehr mitbekommt.
Dass der Hund es vor Euren Augen tut, ist in meinen Augen eher ein Zeichen dafür, dass sie damit entweder nichts Schlechtes verbindet - also nicht damit rechnet, dass sie Euch damit verärgert. ODER der Druck ist so hoch in dem Moment, dass sie einfach nicht anders kann, als sich zu entlasten.
Coony’s Einwand erscheint mir schon plausibel. Aufmerksamkeit wäre eine Variante.
Eine andere Erklärung, wie Stress oder eine sehr niedrige Frustrationsschwelle als Auslöser für diesen Drang sich zu lösen, erscheint mir ebenfalls naheliegend. Vielleicht sogar Angst vor dem Allein sein, was das Geschehen erklären könnte, wenn sie draussen bleiben muss, während jemand auf dem Klo sitzt.
Es kann auch sein, dass sie Aufregung einfach generell nicht so unter Kontrolle hat.
In jedem Fall denke ich nicht, dass eine "böse Absicht" dahinter steckt und ich denke auch nicht, dass es was damit zu tun hat, ob der Hund wirklich muss oder nicht.
Ich denke, mit sechs Monaten ist es durchaus noch denkbar, dass der Hund seinen "Mechanismus" noch nicht so unter Kontrolle hat, selbst wenn er sonst schon stubenrein ist.
Bei Welpen erlebt man ja auch oft, dass die spielen, bis sie müssen. Ja, und dann müssen sie eben - an Ort und Stelle, weil sie es nicht mehr weiter schaffen.
Vielleicht läuft bei Eurem Hund durch Stress z.B. etwas Ähnliches ab, dass der Drang dann halt urplötzlich so überwältigend ist, dass sie es nicht halten kann.
Bei solchen Vorfällen, wie wenn jemand auf dem Klo sitzt etc. würde ich - wenn man das vorausahnen kann - vielleicht mal versuchen, den Hund vorher schnell nochmal rauszulassen “leer machen”.
Kann aber sein, dass das nur wenig bringt.
Denn aufgrund des vermuteten Mechanismus kann es sein, dass trotzdem noch ein paar Tropfen rausgedrückt werden, wenn eben nicht "Gassi müssen", sondern andere Auslöser eine Rolle spielen.
Also würde ich während ich auf dem Klo sitze dem Hund auf jeden Fall auch keinen Zugang zu Raum mit Teppich geben sondern nur irgendwo, wo ich leichter wischen kann.
Die Teppichstellen, wo der Hund schon gemacht hat, müssen auch extrem gut gereinigt werden. Denn der verbleibende Geruch lädt sonst immer wieder dazu ein, als “Stress-Entladung” zu dienen.
Beim Training/ Spielen würde ich darauf achten, dass negative/ Misserfolgerlebnisse kurz sind und bevorzugt Spiele spielen/ Übungen wählen, die dem Hund ein hohes Erfolgspotenzial garantieren oder ggf. ein bisschen nachhelfen - und vorerst vielleicht einfach erstmal einen Platz wählen, wo die "Ooopsies" nicht so viel Schaden anrichten, wie auf dem Teppich.
Das kann man ja im Lauf der Zeit alles ein bisschen steigern und die Latte höher legen. Damit kann man dann vielleicht gleichzeitig auch ein bisschen an der Geduld und der Frustrationsschwelle des Hundes arbeiten.
Wenn es wirklich wieder passiert, und ich bemerke schon den Ansatz, würde ich Unterbrechen durch lautes Geräusch, “NEIN” o.ä. vielleicht mal versuchen. Oder schnell anleinen und raus mit dem Tier zum Gassi.
Ist es schon passiert, oft sind die Hunde ja zu schnell damit, würde ich den Hund so gut es geht ignorieren. Passiert ist es eh.
Richtig gut sauber machen und am besten erstmal ein paar Minuten lang ganz neutral verhalten ohne Interaktion und Aufmerksamkeit.
Falls es wirklich der von Coony vermutete Mechanismus ist, dann kann man dem Hund so zumindest auf eine vollkommen stressfreie Art zeigen: Aufmerksamkeit auf DIE Weise klappt nicht.
Ich denke, es ist am hilfreichsten, wenn ihr durch Beobachten und Testen verschiedener Taktiken, wie oben beschrieben und vielleicht noch mit Tipps von anderen evtl. versucht, dem Auslöser noch ein bisschen gezielter auf die Spur zu kommen.
Generell vielleicht auch wirklich mal drauf achten, ob der Hund grundsätzlich schnell gestresst oder frustriert ist und vielleicht noch andere Stressreaktionen zeigt. Und wenn ja, verstärkt daran arbeiten, Frustrationsschwelle zu schulen und den Hund sicherer zu machen, Vertrauensspiele, viele Erfolgserlebnisse usw.
Die Kleine ist noch jung. Das darf man einfach auch nicht vergessen. Kinder machen auch in die Hose.
Ja, und ansonsten - im Zweifelsfall mal nen Profi (Trainer) fragen.