Trauerfeiern sind immer schwierig, weil eben jeder eine andere Art hat, mit seiner Trauer umzugehen. Ich würde auch niemandem absprechen wollen, zu trauern, nur weil er anders damit umgeht, als ich es machen würde.
Ich finde, das trifft es eigentlich sehr gut. Zudem ist man in der Regel angespannt - es ist ja nunmal grundsätzlich kein
freudiger Anlass. Manchmal trifft man auch Leute wieder, die man seit Jahren mit gutem Grund nicht gesehen hat, und das macht alles noch schwerer.
Und dann hat ja auch jeder seinen ganz eigenen Blick auf den Verstorbenen, was wieder Anlass zu Konflikten bietet.
Meine Oma z.B. war ein ziemlich fideles Haus, sie konnte aber auch sehr bissig und und durchaus schadenfroh sein, und hat Sprüche geklopft, die teils ihresgleichen suchten (aber meist den Nagel auf den Kopf trafen).
Wenn sie den Eindruck hatte, jemand sei ihr ebenbürtig, konnte sie aber auch gut einstecken (bei
anderen dagegen nur gut einschnappen).
Es war mit ihr jedenfalls nie langweilig.
Nun gibt es aber durchaus ein paar Leute in meiner Verwandtschaft, die sie partout nicht so in Erinnerung behalten wollten (z.B., weil sie unter dieser Seite von ihr doch oft leiden mussten und sich nicht recht wehren konnten) - die verbreiteten schon auf der Beerdigung, und mittlerweile mit immer größere Überzeugung die Geschichte, sie sei ja so ein gutherziger (was durchaus stimmte), geduldiger (najaaa...), lammfrommer (häh?) und vor allem
selbstloser (definitiv im Leben NIE!!!) Mensch gewesen... machste nix dran. Ich kenne die Betreffenden, ich weiß, warum sie das machen und dass sie so glücklicher sind - aber als ich noch jünger war, oder in einem anderen Zusammenhang, hätte ich mich möglicherweise über so viel "Dummheit" oder "Heuchelei" oder "Planlosigkeit" aufgeregt. - Was natürlich völlig überflüssig ist.
Ich mochte meine Oma
auch - aber ich meine eben, dass ich ihr gerechter werde, wenn ich sie so in Erinnerung behalte, wie ich sie gesehen habe. Das muss ich aber keinem aufdrängen.
Leider sehen das aber nicht alle Leute so, und allein dadurch gibt es bestimmt viele Unstimmigkeiten, gerade auf und nach einer Trauerfeier.
Weil es ja mancherorts immer noch heißt, man dürfe über einen Toten ja nix Schlechtes mehr sagen. Oder solle das nicht tun.
Erstens halte ich das grundsätzlich für nicht sinnvoll, und zweitens ist das gemeinte meiner Ansicht nach noch nichtmal was "Schlechtes" - sondern eben etwas, das sowohl eine Stärke als auch eine Schwäche meiner Oma war, sie aber in meinen Augen ganz entscheidend
ausgemacht hat. Dürfte man darüber nicht mehr reden, würde man in meinen Augen gar nicht mehr von
ihr reden.
Aber auch das sieht natürlich nicht jeder genauso.
Man sollte immer darauf achten, niemand anderen in seiner Trauer zu stören.
Aber auch das ist schon wieder schwierig, weil jeder sich an anderen Dingen stört (bzw. oft auch stören will - mir fallen da die Damen aus dem Dorf ein, die nicht direkt was mit den Verstorbenen zu tun hatten, aber trotzdem zu jeder Beerdigung gehen...).
Jaja - ich glaube, die Leute, die sich daran gestört haben, waren auch eher von
diesem Kaliber.
Meinem Bruder hat das gut getan. Meinem Vater nachher auch, als ich ihm davon (bzw. von meiner Erinnerung) erzählt habe. In dem Sinne kann es so falsch nicht gewesen sein.
Bissele vor sich hin zu kichern, wie z.B. Lekto geschrieben hat, weil einem eine lustige Anekdote zu dem Verstorbenen einfällt, finde ich persönlich jetzt beispielsweise nicht dramatisch. Anders wäre es gewesen, hätte sie mit ihrem Bruder lauthals losgelacht.
Stimmt. So schlimm war es nicht.
Das ist mir bzw. uns (in dem Fall zu dritt) allerdings bei der Hochzeit unseres Cousins passiert, als die Pastorin den Bräutigam unerwartet (und ich denke auch unbabsichtigt) treffend charakterisierte. Hat auch ein paar Leute etwas befremdet, nicht zuletzt die arme Pastorin, die merklich verunsichert war - aber immerhin war der Anlass insgesamt ein freudiger, da war es nicht so schlimm.
Da wäre ich allerdings vor Lachen (bzw. beim Versuch, dieses zu unterdrücken) tatsächlich beinahe von der Bank gefallen.
Aber ich möchte betonen: ich war
immer ordentlich angezogen...