Namensgebungsfeier = nicht-religiöses Pendant zur Taufe
Hatten in meiner Familie alle Kinder.
So wie Jugendfeier/Jugendweihe zur Konfirmation/Kommunion.
Hatten wir auch alle. Wobei das nicht mal nur eine Feier war, sondern da auch - äquivalent zum Konfirmandenunterricht - Jugendgruppentreffen über einige Monate stattfanden und eine Abschlussfahrt. Aber statt religiöser Inhalte haben wir über Politik, Gesellschaft etc. diskutiert.
Und dann auch eine ganz offizielle Feier im großen Rahmen, nicht nur familiär, wirklich eben eine weltliche "Messe" mit Rednern etc. Als geschenk gab es für alle "Sofies Welt".
Es waren bei uns allen (mein Bruder, ich, alle meine Cousins und Cousinen) sehr große Veranstaltungen - SO wenig verbreitet scheint es nicht zu sein.
Organisatoren sind halt statt die Kirchen Freidenkerverbände oder humanistische Verbände.
Diese bieten auch Redner für nicht-christliche Hochzeiten, Beerdigungen oder eben Namensgebungsfeiern an. Wobei wir das so nicht in Anspruch genommen haben. Zur Beerdigung meiner Großeltern zwar schon, aber die Namensgebungsfeiern und Hochzeiten haben wir immer alle allein organisiert und das Programm aufgestellt.
Wir sind halt echt - sowohl auf Basti als auch auf meiner Familienhälfte - durch und durch atheistisch. Ich finde aber, dass es durchaus markante Punkte im Leben gibt, die es zu feiern gilt und bei denen ich es nicht gut finde, dass die Religionen das für sich "vereinnahmt" haben. Daher führen wir bewusst die Tradion weiter, das auch nicht-religiös zu zelebrieren.
Talinas Namensgebungsfeier war wunderschön, wie ich finde. Sehr emotional, ganz persönlich und alles auf Video aufgenommen, damit sie das später auch anschauen kann.
Ich beschreib mal ein bisschen, wird aber lang. Bei Desinteresse einfach überscrollen
Es war eine größere Feier in einem gemieteten Bootshaus mit Familie und Freunden, ca. 40 Leute. Nachmittags Kaffeetrinken mit großer Namenstorte und eben der Raupe (weil ich sie ja schon immer Raupe nenne). Abends grillen.
- Die ganze Raumdeko war aufs Thema Kind abgestimmt. An allen Wänden hingen und auf allen Tischen standen in so Cliphaltern verschiedene schöne Gedichte, Zitate und Aporismen zum Thema Kind/Baby. Und selbstgebastelte Namensgirlanden.
Einen "Leitspruch" gab es auch (eben wie der Taufspruch
Hier ist nochmal ein Bild mit der Torte und einem Teil der Deko (Spruch
- Als Hintergrundmusik zum Essen habe ich wochenlang alle möglichen Lieder zusammengetragen zum Thema Kind/Baby/Geburt/Schwangerschaft, aus allen möglichen Musikrichtungen. Da war dann echt alles von Reinhard Mey, Phil Collins und Herbert Grönemeyer über Stephan Weidner, Kim Wilde und Eminem bis Stevie Wonder, Chris Rea und Creed, Sinhead O`Connor, Thomas D., Bette Middler u.v.a.
(Die Arbeit hat sich aber echt gelohnt, denn diese Zusammenstellung höre ich noch immer wahnsinnig gerne!)
- Dann gab es ein knapp 1-stündiges Programm nach dem Kaffetrinken gestaltet von der Familie.
1. "Hallo Welt" von Rolf Zuckowski abgespielt, während alle ihre Plätze einnahmen.
2. "Die erste Stunde" von Reinhard Mey auch noch von CD abgespielt als Einstieg, da das Lied wie ich finde extrem gut beschreibt, was man fühlt, wenn man ein Kind bekommt.
3. Mein Papa hat dann mit der Gitarre "Menschenjunges" von Reinhard Mey gespielt/gesungen
4. Mein Papa hat ebenfalls mit Gitarre ein selbst geschriebenes Lied für Talina gespielt/gesungen
5. Basti und ich haben ein paar Worte dazu gesagt, warum wir diese Feier machen, warum und wie wir den Namen Talina ausgesucht haben, was der Name bedeutet und warum ich den Spitznamen Raupe gewählt habe
6. Basti hat ein Gedicht, was er für Talina geschrieben hat, vorgelesen
7. Ich habe das Gedicht/die Kurzgeschichte "Mein Sohn liegt in meinem Arm" - abgewandelt als "Mein Kind liegt in meinem Arm" von Astrid Lindgren vorgelesen (und Rotz und Wasser geheult...)
...Dann war Pause...
8. Dann wurde ein Video gezeigt, in dem ich chronologisch Fotos aus Talinas bisherigem Leben zusammengestellt hatte mit passender Musik unterlegt. Vom Babybauch bis zum Foto kurz vor der Feier (da war sie 6 Monate alt). Das Video dauerte 10 Minuten und ermöglichte so den Gästen, die Talina bis dahin noch nie oder nur selten gesehen hatten, ihr Aufwachsen ein wenig nachverfolgen zu können. Dazu habe ich 10 Lieder auf die schönsten/passendsten Textabschnitte zusammengeschnitten, damit Bild und Ton immer gut zusammenpassen. Auch das war eine Arbeit über 2 Wochen, hat sich aber als Erinnerung auch wirklich gelohnt.
9. Dann haben Basti und ich die Paten vorgestellt und etwas dazu gesagt, warum wie sie ausgewählt haben.
10. Dann haben mein Papa und mein Bruder mit 2 Gitarren zusammen "Keine ruhige Minute" von Reinhard Mey gesungen
11. Als Abschluss habe ich "Kleines Mädchen" von Reinhard Mey gesungen, von meinem Bruder auf der Gitarre begleitet (und wieder Rotz und Wasser geheult...)
Ach eine Lebenskerze gab es auch noch, die dann entzündet wurde
Ich finde das ja nicht freakig, sondern einfach nur schön!
Und ich sammel im Kopf schon Ideen für ein Programm für ein evtl. zweites Kind.