Pat, ich habe nun seit gestern überlegt, was ich dir schreibe.
Vorab mal eines: Ich persönlich finde es überhaupt nicht schlimm, wenn nicht jeder, der Abitur hat, auch studiert. Nicht jeder, der Abi macht, ist auch fürs Studieren - oder für einen "akademischen" Job zu haben, und wenn man das
nicht ist, kann man seine Lebenszeit wahrlich besser nutzen als für ein Studium. Das ist zwar ganz nett, aber wenn man nachher ohnehin eher in der Praxis arbeiten wird, hätt man die Zeit auch anders nutzen können. "Produktiver" irgendwie, denn auf's Leben vorbereiten tut einen die Zeit an der Uni meiner Erfahrung nach (allerdings je nach Studienrichtung) nur bedingt.
Umgekehrt würde ich es nie für "Zeitverschwendung" halten, vor dem Studium eine Ausbildung zu machen - oder erst eine Ausbildung, und nachher noch ein (zeitlich überschaubares) Studium. Weil man dort Erfahrungen sammelt, die einem nicht nur im Studium weiterhelfen, sondern eher dafür sorgen, dass man auch in der Uni nicht endgültig ins Wolkenkukucksheim zieht.
Das ist so meine ganz persönliche Meinung, teilweise basierend auf eigenen Erfahrungen. (Ist ja kein Geheimnis, dass ich selbst auch studiert habe, und nicht gerade kurz...).
Andererseits kann ich deinen Ex-Mann als
Vater durchaus irgendwo verstehen. Viele Eltern wünschen sich ja die bestmöglichen Ausgangschancen für ihre Kinder, und für gar nicht so wenige gehört da "irgendwo" ein Studium einfach dazu. (Für mich wie gesagt nicht unbedingt, dafür kenne ich zu viele positive Gegenbeispiele.)
Den Flyer mit dem Studiengang finde ich daher noch nicht so dramatisch. Ja, ich als junges Mädchen hätte mich davon auch bevormundet und gegängelt gefühlt... hätte das doof gefunden, mich unter Druck gesetzt gefühlt und das Ding erstmal beiseite gepackt.
Aber ich hätte es auch nicht vergessen.
Und ich denke, vielleicht geht es irgendwann auch deiner Tochter so. Dass sie eben merkt, dass sie auch für andere in ihrem Job mehr erreichen kann, wenn sie noch besser ausgebildet ist, und beschließt, doch noch ein Aufbau-Studium dranzuhängen. Und dann weiß sie immerhin schonmal, in welche Richtung das überhaupt möglich ist und wohin man sich wenden kann!
Immerhin interessiert ihn doch, was sie macht, und er macht sich Gedanken. Ob die nun so hilfreich sind, ist ja ne andere Frage, aber besser als "Mach doch, was du willst, mir doch egal!" finde ich das so aus der Ferne allemal.
Die Bemerkung ihrer Stiefmutter spricht allerdings schon von einiger Gemeinheit... und definitiv nicht für die Dame.