procten schrieb:
Vor allen Dingen verstehe ich nicht, was sich geändert hätte, wenn der Hund einige Zeit später eingeschläfert worden wäre, wenn man tatsächlich zur Erkenntnis gekommen wäre, dass es die einzige Lösung ist.
Siehst du, und genau das ist der Punkt, denn genau so kann man auch umgekehrt argumentieren.
Womit ich sagen will:
1. Ja, man kann darüber diskutieren, ob es gut, richtig und sinnvoll war, den Hund sofort und unmittelbar nach dem Vorfall (oder jedenfalls "zeitnah") einschläfern zu lassen.
Denn bei einer "Stress- und Panikreaktion" der Verantwortlichen bestünde in der Tat die Gefahr, dass eben nicht alles bedacht und im wahrsten Sinne des Wortes übereilt gehandelt wird.
Auch eine "Vertuschungsaktion" wäre selbstverständlich nicht gutzuheißen.
(Allerdings gehe ich persönlich nicht davon aus, dass es eine solche gegeben hat. Das kann jeder gern anders sehen, ich interpretiere die mir zur Verfügung stehenden Fakten eben so.)
Allerdings bleibt immer noch die Frage, ob angesichts der Umstände
2. die Entscheidung wirklich
anders ausgefallen wäre, wenn man noch einen Tag oder zwei und einen Gutachter abgewartet hätte.
Was, wenn die verantwortliche Person sehr schnell folgendes überlegt hat:
- Wir haben hier einen Hund, der, warum auch immer, total ausgetickt ist.
- Der Mitarbeiter, der hier, wenn überhaupt, solche Hunden händelt, liegt schwer verletzt im Krankenhaus, ob, wann und wie er zurückkommt, ist unklar.
- Es will kein anderer Mitarbeiter an den Hund mehr heran und ich kann im Grunde auch nicht verantworten, dass es jemand macht, und zwar egal, ob der Hund krank oder gesund ist.
- Wir haben die räumlichen Möglichkeiten, den Hund sicher zu verwahren, nicht.
(Eventuell noch: Es stellt sich heraus, dass der Hund schon zweimal schwer gebissen hat und dies der wahre Abgabegrund war. - Ich schreibe das in Klammern, weil mir hier nicht ganz klar ist, wer wann was gewusst hat und wie schwer die ersten beiden Vorfälle waren.)
- Wir haben auch die therapeutischen Möglichkeiten für so einen Hund nicht, schon allein aus Kostengründen. Falls es eine Therapie gibt, ist unklar, ob sie wirkt, oder sich am Anfang das Krankheitsbild nicht sogar verschlimmert - das ist den Mitarbeitern gegenüber nicht tragbar.
Fazit: Egal, was der Hund hat - ich sehe langfristig keine anderen Möglichkeit, als ihn einschläfern zu lassen, und will auch niemandem hier zumuten, länger als nötig mit ihm umzugehen.
Dann macht es in der Tat keinen Unterschied, ob man den Hund am selben Tag oder am nächsten einschläfert.
Die Leute hier, die "so bedenkenlos einer übereilten Einschläferung" zustimmen - das sind die, die für sich, aufgrund ihrer eigenen persönlichen Erfahrung im TH-Alltag - zu dem Schluss gekommen sind, dass, egal ob am selben, am nächsten oder am übernächsten Tag, die Entscheidung so oder so für die Einschläferung gefallen wäre.
Ich kann, bei Berücksichtigung der hier zu Verfügung stehenden Fakten - diesen Schluss nachvollziehen.
Das heißt nicht, dass ich nicht unter anderen Umständen anderer Meinung wäre - also, wenn mehr Fakten vorliegen würden, zB..
Es gab hier neulich einen anderen Fall von "Hund beißt Pfleger nicht unerheblich", bei dem ich anderer Ansicht war, und nach wie vor der Meinung bin, dass der Hund aufgrund einer Panikreaktion der Betroffenen
übereilt eingeschläfert wurde.
Da waren die Umstände, die zu dem Beißvorfall geführt hatte, aber andere (Pfleger hat in eine ernste Beißerei eingegriffen), und der Fall hatte auch eine längere Vorgeschichte, mit der ich etwas besser vertraut war, ich habe die Lage also anders bewertet.
Für mich ist jeder Hund, der beißt, eben nicht wie jeder andere Hund, der beißt.
Auch ein Hund, der nur "minimal warnt", ist uU ein Sicherheitsrisiko, weil eben nicht jeder ihn lesen kann. Und wenn sich niemand findet, der mit diesem Hund auskommt und ihn nimmt wie er ist, bzw.
dieses Risiko auf sich nimmt - dann hat der Hund eben leider Pech gehabt. So traurig wie es ist.
Und "Pech" kann eben beides heißen:
Lebenslange Sicherheitsverwahrung mit minimalen Sozialkontakten (sowas gilt bei anderen Haltern als tierschutrelevant!)
oder
Einschläferung.
Das eine wie das andere finde ich schlimm.