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Zitat von lektoratte
Tröste dich: Garri auf dem Hundeplatz war genauso.
Das ist in der Tat ein kleiner Trost.
Ich schwör dir, ich bin da weggegangen, und die haben gedacht, ich bin behandlungsbedürftig, nicht der Hund. Und ich kann es ihnen nicht mal verübeln.
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Zitat von lektoratte
Im Prinzip finde ich, du beschreibst eine Wurzel von Sambos Problem recht gut: Er hat Probleme mit der Kommunikation. Mir eurem Hundemädchen hat er jetzt so langsam eine Basis gefunden und scheint die Zweisamkeit richtig zu genießen.
Ja, ich glaub er mag sie. Wenn sie auch ganz schön nerven kann. Aber so sind die Kinder nun mal. Er packt sie auch manchmal an der Kehle, da krieg ich immer richtig Herzrasen. Aber immer ganz vorsichtig, sie quietscht nicht mal. Aus den Augen lassen darf man die beiden natürlich trotzdem auf keinen Fall.
Im übrigen hab ich das Gefühl, bald wird’s andersrum laufen. Die Becki scheint nämlich ganz schön dominant. Sie reitet jetzt schon bei Sambo auf und er lässts meistens geschehen. Auch wenn sie mit seinem Ball abhaut, holt er den nicht wieder, sondern fängt an zu winseln und guckt uns immer an wie „Hilfe, was soll ich machen?“
Ganz der Kavalier der alten Schule.
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Zitat von lektoratte
Ich vermute, er hat mal gelernt, dass andere Hunde in der Regel nichts Gutes bedeuten. Er ist durchaus in der Lage, sich vom Gegenteil überzeugen zu lassen, aber vielleicht ging das auch so gut, weil er vorher noch nie einem Husky begegnet ist.
Könnte es nicht auch einfach sein, dass er sie als „zum Rudel gehörig“ akzeptiert? Wir waren mit ihm bei meinen Großeltern, bevor Becki da war. Ihm gefällt es dort, er fühlt sich wohl und meine Großeltern mag er auch sehr gern. Dann kam Becki, anfangs hat er sie ja nur gerochen und von weitem gesehen. Dann haben wir sie zusammengelassen. Könnte es nicht so sein „hier sind alle nett zu mir und ich bin auch zu allen nett. Sie gehört dazu, also muss ich auch zu ihr nett sein“?
Das spielt sicherlich auch eine Rolle. Aber ich denke, das ist es nicht nur.
Garri liebt zum Beispiel meinen Nachbarn heiß und innig, und der ist während meiner Schwangerschaft und auch später oft mit ihm spazierengegangen. Aber wenn der mit seiner Hündin vor der Tür steht (die Garri ganz besonders nicht mag), oder wir die beiden treffen, hindert ihn das nicht daran, die erstmal massakrieren zu wollen.
Auch ein Hund im Garten meiner Eltern wäre ein Hund. Und ein Welpe wäre ganz, ganz schlimm, schlimmer als fast alles andere, wobei ich icht weiß, ob das an der eigenartigen Bewegung liegt, oder daran, dass Welpen sich eben durch nix abschrecken lassen und sich oft recht distanzlos verhalten.
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Zitat von lektoratte
Ich dachte, die Staff-Dame hätte er nur gepackt und festgehalten? Waren doch nur zwei Löcher, oder?
Ja, weil er die Mauli umhatte und straff in der Leine hing. Von allein hätte er nicht losgelassen. Ohne Mauli hättes bös ausgesehn. Was auch komisch ist, kurz vorher und nachher schien er nicht im Stress. Eher freudig erregt. Als wär das für ihn ein tolles Spiel. Er hat sich dann zu Hause voll und ganz zufrieden in seine Ecke gepackt und Ruhe war … Ich weiß ja, dass Aggression selbstbelohnendes Verhalten ist … Aber irgendwie hab ich das Gefühl dass das in seinem „Verständnis“ (sorry für die Vermenschlichung, ich kann grad nich anders erklären was ich meine) nichtmal Aggression ist, sondern so was wie Spiel … ich hoffe es wird verständlich was ich meine …
Ja, schon irgendwie.
Also, ich kann es mir zumindest grob vorstellen, und finde es auch sehr eigenartig.
Vielleicht meldet sich Darla hier nochmal, ihre Alina (und die war als Kampfhund missbraucht worden) hat sich ganz ähnlich verhalten.
Übrigens fällt mir grade nochwas ein:
Wir hatten hier schon zweimal Fälle im Forum - beides Staffs allerdings - von Hunden, die im Tierheim dadurch auffielen, dass sie sich bei großem Stress in irgendwas verbissen und das nicht wieder losgelassen haben. Die waren dann wie in Trance.
Eins war ein Staff, der sich einmal sogar in eine Eisenschaufel verbissen hat, und zwar auf dem Weg an allen anderen Tierheimzwingern vorbei in den Auslauf (und dann zurück) - was halt enormen Stress für ihn darstellte. Der war von seinem "Anker" dann kaum zu trennen.
Und den zweiten Fall hatte Dennis E. hier eingestellt: Einer "seiner" Hunde verbiss sich regelmäßig in Flaschen, Steine, irgendwas beliebiges, wenn ihm der Stress zuviel wurde - und dem konnte man die Gegenstände dann zT erst wieder wegnehmen, wenn er geschlafen hat.
Der beschrieb das in etwa so: Plötzlich hakt da was aus, der Hund schnappt sich "etwas" und ist dann geistig wie auf einer anderen Ebene, bis man ihn irgendwie von seinem Beißziel wieder getrennt hat. Genau das Verhalten: Packe, halten, dann wie bedöselt glückselig durch die Gegend laufen. Steine als Drogen quasi.
Könnte es sowas gewesen sein? - Nur dass Sambo sich eben den anderen Hund schnappt?
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Zitat von lektoratte
Vielleicht kennt er diese Situation von früher. Und kann sie so halbwegs einschätzen. "Dauert so und so lange, dabei passiert das und das, bin nie länger als eine Stunde hier und muss mich in der Zeit benehmen."
Vielleicht wars im Tierheim auch so, dass es seinerseits ein Zweckverhalten war … ich weiß ja nicht, inwieweit so was für Hunde anerkannt ist, aber dass er nach dem Motto gehandelt hat „das ist hier alles beängstigend, wenn ich mich möglichst unauffällg verhalte, merkt keiner dass ich da bin, ich bekomm keine Dresche und vielleicht isses dann bald alles vorbei“
Kann ich mir durchaus vorstellen.
Ich denke, bei Garri wars zumindest zum Teil auch so, der war komplett reizüberflutet. Der hat dann einfach zugemacht - Motto: "Augen zu und durch!"
Und sowie er da raus war, und etwas runtergekommen ist - wobei wir ihm nicht viel Chancen gegeben haben, wir waren Ersthundebesitzer und haben gleich alles auf einmal so gut wie möglich machen wollen - hat er eben angefangen, jeden Hund auf Distanz zu halten, und schon von weitem zu brüllen: "Geh weg, das will ich nie wieder erleben, hau ab!"
Dann einmal in traumatischer Situation "Erfolg" gehabt, mich damit halb zu Tode geängstigt, ich dann all das durch mein panisches Verhalten noch bestärkt und unwissend den falschen Erziehungsansatz gewählt - und da saßen wir dann mit dem Ergebnis.
Nein. Auch weil ich irgendwie keinen Tierarzt finde, bei dem sich alle wohlfühlen. Der eine hat zu großen Respekt vor Sambo, beim anderen fühle ich mich abgefertigt … und so weiter. Aber dünn ist er nicht mehr. Sieht gut aus, der Spinner.
Das freut mich.
Aber wegen der Schilddrüse könntet ihr bei Gelegenheit nochmal schauen. Sollte man einfach mal machen, so teuer ist das ja nicht.
Apropos Muster … Begegnungen „Hund mit Mensch an der Leine“ sind viiieel schlimmer. Ganz arg wird’s, wenn der jenige mit seinem Hund stehen bleibt und auf diesen einredet. Einmal kam ein fusseliger größerer Hund der nicht auf seine Besitzerin hörte frei auf uns zu … das ging. Also nicht gut, aber war auch keine Katastrophe. Eine andere ähnliche Situation war ok, er hat sich gesetzt und wir haben gewartet bis die Omma ihren Hund endlich eingesammelt hat. Dauerte fast 10 Minuten, aber er war ruhig und hat keinen Mucks getan.
Bei uns ist es umgekehrt. Wenn auch nur irgendwie der Eindruck aufkommt, der andere Hund stünde nicht unter der Kontrolle seines Besitzers - au weia.
Selbiges erst letzte Woche erlebt. Ich geh auf der einen Seite vom Feld lang. Auf der anderen Seite (mehr als 50 m entfernt) erscheint Garris persönlicher Alptraum: Großer, stämmiger, schwarzer Hund am Fahrrad. Frei laufend, auch mal in unsere Richtung auf's Feld, aber uns eigentlich nicht beachtend.
Garri ist im Moment nicht so gut drauf, sieht also diesen Hund - normalerweise interessieren ihn Hunde auf dem Weg nicht mehr sonderlich - und fährt sein Stressprogramm auf.
Ich ihn rangerufen (ging!), Ge"klickschnalzt", Leckerli angeboten.
Hat er dankbar angenommen und war sehr begierig darauf, dass ich ihm noch eins anbiete, dafür hat er sogar freiwillig Männchen gemacht - alles sehr hektisch, aber immerhin.
Ich also das volle "tu was für deine Leckerlis"-Programm aufgefahren, auch schnell genug, dass er nicht mehr mit Fixieren anfangen musste, und er hat sich sehr drauf konzentriert, das auch zu machen. Ganz toll sogar.
Und ich sag noch zu ihm: "Siehst du, jetzt ist er weg!" - Da Hund und Radfahrer schon hinter einer Hecke verschwunden waren.
In dem Moment höre ich von irgendwo hinter uns (und hinter der Hecke) ein mörderisch lautes: "Hier! Und zwar sofort!" vom Hundehalter.
Ich seh noch aus den Augenwinkeln, wie der Hund durch die Hecke hinter einem Kaninchen herkommt, dann aber sofort wieder abdreht. (Entfernung: Wieder mindestens 50 m)
Garri hat den Hund nur noch umdrehen sehen, aber in dem Moment, wo er das "Hier!" gehört hat, war's vorbei und alles ist eingebrochen. Von da an musste er nur noch horchen, gucken, rumrasen, konnte kein Leckerli mehr nehmen, und war, bis wir zuhause waren, völlig neben der Spur, weil er immer schauen musste, ob der Hund nicht doch noch irgendwo steckt.
Das hat mir so leid getan, denn er hatte sich unglaublich angestrengt. - Und dann ein lautes "Hier" auf sich oder uns bezogen, und das war's.
Vielleicht hat Sambo ja seine schlechten Erfahrungen (oder ungünstigen Erfahrungen) immer mit Hunden an der Leine gemacht? Und meint, ohne Leine - und ohne Mensch, der dann noch dies oder das von ihm verlangt (oder ihn vielleicht noch prügelt und scharf macht oder sowas) kriegt er das schon geregelt, aber mit Mensch wird das ganze unberechenbar für ihn?
Bei uns sind es ganz klar freilaufende Hunde und Hunde, die irgendwie so wirken, als würden die Besitzer nicht mit ihnen fertig werden und könnten sie möglicherweise nicht halten.
Klar, die sind mir auch die "Liebsten" - wobei ich mittlerweile da echt abgebrüht bin. Aber vorher hab ich eben jahrelang in solchen Situationen das große Zähneklappern gekriegt, das verschwindet dann nicht so mal eben schnell wieder.
(Wobei: Das war von Anfang an so. Aber ich hab auch nix getan, um das besser zu machen.)