Letztes Jahr hatte ich zwei Jobs. An zwei Tagen ( jeweils nur vormittags ) konnte ich sie auf Arbeit mitnehmen ( ich habe für ein Nachhilfe-Institut gearbeitet und in "meiner" Familie gab es zwei Border Collies: während die Kinder mit mir deutsch lernten, tobten unsere Hunde stundenlang durch den Garten- danach waren alle rechtschaffen müde ); zwei weitere Tage in der Woche war das Mali-Tier je 8 Stunden allein. Da hiess es um 5 Uhr: aufstehen, schnell was übergeworfen, eine Stunde mit dem Hund raus und toben. Um 6 Uhr dann zurück nach Hause, Frühstück für alle, duschen und fertig machen, um 7 Uhr spätestens aus dem Haus aus sein. Mein LG war dann noch bis 8 Uhr bei ihr, zum Streicheln, Reden und Leckerchen geben, dann musste auch er los.
Unser Mali-Tier, ihres Zeichens Langschläferin ( normalerweise geht vor 8 Uhr gaaar nichts
), war nach dem doch sehr gemeinen, frühen Aufstehen äh aus-dem-Bett-geworfen-werden und dem anschliessenden Powerspaziergang mit viel Laufen und Spielen so müde, dass sie froh war, wenn wir gingen. So konnte sie in Ruhe die fehlenden Stunden Schlaf nachholen.
Anfangs hatten wir 'ne Cam in allen ihr zugänglichen Räumen installiert und haben geguckt, ob sie heult oder was kaputt macht. In den ersten drei Wochen jammerte sie ein bisschen vor sich hin und tigerte unruhig durch die Wohnung, aber nach einer halben Stunde gab sich das und seitdem hatten wir nie Probleme. Nie hat sie richtig geheult - finde ich Wahnsinn, da sie das Alleine-Bleiben erst bei uns gelernt hat und starke Verlustängste hatte; lag es daran, dass wir ihr immer gesagt haben, dass wir wiederkommen und es dann Action gibt und sie sich keine Sorgen zu machen braucht? Kann ein Hund das verstehen??? Scheinbar schon!
Nie hat sie Möbel angefressen, Blumentöpfe geleert, den Müll "richtig" getrennt, sich erleichtert oder den Kühlschrank geöffnet.
Um 16 Uhr war ich dann zurück, Tür auf, Begrüssungsansturm überleben, schnell ins "Hundegewand" schlüpfen und los ging's. Immer zwischen einer und zwei Stunden, je nach Witterung ( im Winter möchte das Mali-Tier nur bei schönem, sonnigen Wetter oder schönem Schneefall ohne Wind hinaus - verwöhnte Französin
). Dann Raubtierfütterung, gaaanz viel schmusen, streicheln, liebhaben.
Wenn mein LG dann nach Hause kam - schnell umziehen, irgendeinen Snack mitnehmen und nochmal raus mit dem Hund, je nach Jahreszeit und Witterung Fährte, Dummy-Arbeit, Fahrrad fahren, schwimmen...an diesen Tagen hatten wir fast keine Zeit für uns, weil für uns der Hund absoluten Vorrang hatte und hat. Gegen 22 Uhr sanken dann alle ermattet in die Federn.
Speziell im Winter krochen wir teilweise auf dem Zahnfleisch, da Kälte und Dunkelheit nun mal absolute Hass-Faktoren bei uns allen sind und sich Madame Malinois teilweise weigerte, mehr als 100 Meter zu gehen...na toll...Hund, du sollst jetzt laufen, nochmal Pipi machen, spielen, dich bisschen austoben...Nee, keine Lust...doch, komm schon, ich werf' dir die Beisswurst...dann hol' sie mal schön selber, mir pfeift der kalte Wind in die Ohren...na komm, ich jogge ein bisschen mit dir...Hehe, mach' mal, ich renne derweil zum Auto und belle dort so lange rum, bis du mich wieder nach Hause fährst.
Abends dann das gleiche Spiel. Malis sind soo gemein!
Aber wir haben es alle überlebt.
Im September entschied ich mich dann für ein Master-Studium und seitdem ist alles einfacher. Das Mali-Tier ist einen Nachmittag ( sprich drei Stunden ) und einen Vormittag ( vier Stunden ) allein, weil an zu diesen Zeiten Vorlesung/Seminar in hundeunkompatiblen Räumen ist. Ansonsten bin ich den ganzen Tag bei ihr, sie kommt mit in die Vorlesungen oder LG nimmt sich frei.
Hunde und Berufstätigkeit geht, wenn man sich damit arrangieren kann, deutlich weniger Zeit "für sich" zu haben und auch motivationslos dem Hund zuliebe noch rauszugehen und Programm zu machen. Sprich: nach einem 10 oder 12 Stunden-Tag noch einmal zwei, drei Stunden minimum an Zuwendung zu opfern. Ohne meinen LG wäre es unmöglich - gerade mit einem Mali ( un grand merci à toi ).
Und wenn die ganze Woche nicht viel los war, dann drehen sich auch die Wochenenden fast ausschliesslich um unseren Hund. Je nach Saison die ganze Palette an sportlichen und auch hundesportlichen Aktivitäten. Das ist nicht jedermans Sache, aber wir wollten wie gesagt einen sportlichen, aktiven, fordernden Hund und uns ganz darauf einstellen.
Denn Eines finde ich unmöglich: der Gebrauchshund, der bei gemütlichen Couch-Potatoes landet, ob nun berufstätig oder nicht. Aber auch für diese Menschen gibt's den perfekten Hund. Rasse: alles von Steiff bis No-name aus'm L*dl.