Original geschrieben von Andreas
Ebenso wie eine TÜV-Plakette bescheinigt ein Wesenstest einen Zustand zu einem bestimmten Zeitpunkt. Während beim ersten Termin, drei Jahre nach Erstzulassung, fast alle Autos bestehen, ist trotzdem klar, dass die selben Autos zehn Jahre später eine größere Durchfallquote haben werden.
Hm, Andreas, der Vergleich hinkt aber. Dass die technische Zuverlässigkeit eines Autos mit zunehmendem Alter geringer wird, ist selbstverständlich. Bei einem Hund ist aber eher das Gegenteil der Fall.
Außerdem muß bedacht werden, dass der Begriff "Wesenstest" ebenso wenig geschützt ist wie z.B. "Hundetrainer" oder "Sportschuh".
Jeder Volltrottel kann eine sog. "Hundeschule" aufmachen, den Hunden eine sog. "Wesens-Verbesserungs-Erziehung" angedeihen lassen und am Ende des Kurses eine Prüfung machen, die er "Wesenstest" nennen kann. So ähnlich scheint das wohl in NRW zu funktionieren.
Ich halte den WT (Verhaltenstest) NW für ziemlich fair. Ich habe schon an mehreren Verhaltenstests teilgenommen, die meist von AmtsVets abgenommen werden, und konnte nicht klagen. Ist zwar etwas länger, aber ich stell die Regeln mal rein:
"Verhaltenstest zur Befreiung von der generellen Maulkorb- und Anleinpflicht ge-mäß § 5 (3) LHundG NRW
Geprüft werden soll in Gruppen von ca. 5 Hunden. Diese Gruppen sollen möglichst gemischt nach Geschlechtern, Rassen und Größen sein.
Die Prüfung soll im ersten Teil auf einem möglichst neutralen eingezäunten Platz (kein Hun-deplatz mit Scheintäterverstecken), im zweiten Teil in einer belebten Straße stattfinden.
Der dritte Teil sollte auf einer Freifläche erfolgen.
Prüfungsablauf
1. Teil
a) Arbeit in der Gruppe (Hunde an der Leine führen, ohne Maulkorb)
- hintereinander herlaufen im Abstand von ca. 2 Hundelängen, Richtungswechsel auf An-sage des Prüfers.
- der Letzte der Gruppe geht in 8-er Schleifen durch die langsam vor ihm gehenden Teams. Wiederholung bis alle einmal durch sind.
- Halten der Teams, Hunde werden neben dem Hundeführer abgelegt oder absitzen ge-lassen. Wiederum ein Team in 8-er Schleifen durch die Hunde.
- Ablegen der Hunde
b) Arbeit mit einzelnem Team
- Über einen andersartigen Belag (z.B. Plane „Blauer Sack“) gehen.
- Im Abstand von ca. 1 m an einer Person vorbeigehen, die plötzlich ein lautes Geräusch macht, einen Schirm aufspannt oder ein Tuch fallen läßt
- Aus einem Versteck kommt plötzlich eine Person mit einem langen Mantel oder ähnli-chem und Kopfbedeckung von vorn auf das Team zu. Die Person schwankt, hinkt, stol-pert und fällt nahe beim Hund hin.
- Jogger kommt dem Hund erst entgegen, wendet und überholt, auf Höhe des Hundes wird ein Sprint angesetzt.
- Das Team geht durch eine sich frei bewegende Menschengruppe. Das Team entfernt sich von der Gruppe und wendet. Gruppe bildet jetzt eine Wand. Team und Gruppe ge-hen aufeinander zu, im Abstand von 2 m öffnet sich die Wand und das Team geht durch.
- Gruppe geht bis auf Schrittlänge an das Team heran bzw. bewegt sich frei. Gespräche untereinander und mit Hundeführer, gestikulieren. Prüfer oder eine andere Person drän-gelt sich durch Gruppe und schlenkert mit Tasche gegen Hund.
- Evtl. Kreisbildung um den Hund. Der Kreis soll sich schweigend immer weiter verengen.
- Besitzer soll Hund sitzen lassen, ihm einmal das Maul öffnen und einmal auf den Rücken drehen.
c) Übungen des Teil a) in Freifolgen für Hunde, die ohne Maulkorb und Leine geführt werden sollen.
2. Teil Straßenverkehr
- Parkplatzsituation
Team geht um ein geparktes Auto. Türen werden geschlagen, der Motor angelassen. Hun-deführer wird von Fahrer angesprochen.
- Begegnung mit Personen und Fahrzeugen, u.a. Fahrrad (Klingeln).
- Ampelsituation
Hund sitzt am Straßenrand oder auf Verkehrsinsel neben Hundeführer größere Fahrzeuge, Lastwagen sollen vorbeifahren.
3. Teil freies Gelände / Spaziergang (für Hunde, die frei geführt werden sollen)
- freilaufende Hunde (mindestens 3), erst nach Kontakt an der Leine frei laufen lassen
- Begegnung mit Personen (auch Inlinern u.ä.) und Fahrzeugen
- Heranrufen der Tiere
- sicheres „Bei Fuß“ gehen
- Festmachen des Hundes an einen Pfahl, eine Bank oder ähnlichem. Vorbeigehen anderer Hunde mit Führer und auch von Einzelpersonen
Als Bestanden gilt die Prüfung, wenn der Hund, gemessen an der Reizstärke und der Situation nicht unangemessenes Aggressionsverhalten aufweist. Zeigt er in nur einem Prüfungspunkt Abweichungen, so gilt die Prüfung als nicht bestanden. Die Hunde müssen einen guten Gehor-sam zeigen, dies bedeutet, dass Kommandos, wie Sitz, Platz, Fuß oder gleichbedeutende, zügig und sicher befolgt werden.
Für die Befreiung von Maulkorb und Leine hat der Hund die verlangten Übungen unmittelbar, sicher und zuverlässig auszuführen.
Für die Befreiung von der generellen Maulkorbpflicht sind folgende Übungen zu bieten:
1 a) und b) und 2)
Für die Befreiung von der generellen Maulkorb- und Leinenpflicht sind alle Übungsteile zu be-stehen."