Verhaltenstest in Baden-Württemberg und die furchtbare Konsequenz
Die Kampfhunde der Region Donaueschingen haben jetzt die Chance zur Bewährung. Seit gestern nimmt eine Kommission aus Amtsärzten und erfahrenen Hundeführern der Polizei Tiere der drei amtlich definierten Kampfhunde-Rassen unter die Lupe, begutachten deren Gehorsam und ihre Aggressivität. Insgesamt sind bei Kreisveterinär Michael Langer 60 Hunde aus dem gesamten Schwarzwald-Baar-Kreis zum Wesenstest angemeldet.
Für die Kampfhunde bedeutet dieser Test mehr als nur die Möglichkeit zur Rettung ihres guten Rufes. Seit den Attacken im Frühsommer auf Kinder und Erwachsene stehen bestimmte Rassen unter Generalverdacht. Auch das Land Baden-Württemberg erließ als Reaktion eine neue "Polizeiverordnung über das Halten gefährlicher Hunde". American Staffordshire Terrier, Pitbull und Bullterrier dürfen seither nicht mehr ohne Maulkorb auf die Straße. Für die Halter gelten strenge Auflagen. Werden sie nicht erfüllt, kann der Hund von Amts wegen eingezogen werden.
So kam Buddy ins Kreistierheim. Der einjährige Pitbull-Rüde tänzelt aufgeregt neben Tierpflegerin Sabine Kloschewski. Die stemmt ihn mit aller Kraft auf den Ecktisch im Heim des Vereins der Hundefreunde. Auf dessen Übungsplatz sollen alle 60 Hunde in den nächsten Wochen getestet werden. "Der Verein hat uns den Platz umsonst überlassen", sagt Langer. Dann zieht er sein Stethoskop über die Ohren und beginnt mit der amtsärztlichen Untersuchung.
Langers Kollegin Johanna Schwarzmeier notiert derweil Name und Alter des Hundes auf einem vorgefertigten Bogen. Das Innenministerium hat die zuständigen Stellen im Land nicht unvorbereitet gelassen und eine lange Liste von Tests ausgearbeitet. Erster Punkt: "Verhalten bei der tierärztlichen Untersuchung." Johanna Schwarzmeier kreuzt "neutral" an. Auch die Antwort-Kategorien hat das Land genau vorgeschrieben: Ängstlich · neutral · selbstsicher · aggressiv · gesteigert aggressiv. "Wir vermissen die Kategorie freundlich`", sagt sie. Derweil schleckt Buddy liebevoll an Langers Fingern.
Die Gehorsamsprüfung absolviert Buddy mit Leichtigkeit. Sitz, Platz, bei Fuß · Buddy folgt aufs Wort. "Das haben wir viel geübt", verrät Tierpflegerin Kloschewski. Doch dann kommt die Stunde der Wahrheit. Buddy wird an einem Pflock angebunden und mit verschiedenen Alltagsszenen konfrontiert. Ralf Hauger von der Villinger Polizeihundestaffel mimt den Betrunkenen, torkelt und hält dem Hund ein in Rum getunktes Taschentuch entgegen. Buddy zeigt kein Interesse. Haugers Kollege Walter Hör kreuzt im langen Mantel mit Schlapphut Buddys Weg, lässt plötzlich eine Edekatüte fallen und beginnt lauthals auf Buddy zu schimpfen. Doch der blickt nur verständnislos aus seinen rosa Augen.
Die Auftritte wechseln im Rhythmus eines Bauernschwanks. Ein Fahrrad, ein Mofa, ein Auto, Luftballons, ein Kinderwagen, ein Ball · alles rollt an Buddy vorbei, nichts kann ihn aus der Reserve locken. Erwachsene als Vorturner vor einem Hund · die Situation gewinnt etwas Komisches. Alle müssen schmunzeln. "Mit dem Hund gibt es keine Probleme", stellt Langer fest.
300 Mark an Gebühren kostet der Wesenstest den Hundehalter. "Ist es sinnvoll, was wir hier machen?" fragt Johanna Schwarzmeier in die Runde. Kopfnicken. "Alle Alltagssituationen sind abgedeckt", sagt Tierarzt Bernd Stang aus Triberg. Mit einer Ausnahme freilich: "Manche haben uns tatsächlich gefragt, ob wir auch den Besitzer angreifen", erzählt Johanna Schwarzmeier.
Dann holt Sabine Kloschweski Bodo aus seinem Zwinger. Der eineinhalbjährige Pitbull-Rüde ist ein wahres Kraftpaket und zieht seine Pflegerin förmlich hinter sich her. Dann wieder das gleiche Spiel. Untersuchung, Gehorsamsprüfung, Wesenstest. Hauger und Hör turnen in unterschiedlichsten Verkleidungen an Bodo vorbei und provozieren ihn. Doch der bleibt ruhig, blickt ab und zu zur Pflegerin. "Das wird noch ein langweiliger Nachmittag", atmet Langer auf. Plötzlich verbeißt sich Bodo an Haugers langem grünen Mantel. Hauger macht einen Satz nach hinten: "Entweder er reagiert überhaupt nicht, oder er geht ab wie s Messer", stellt er geschockt fest. Noch einmal geht er an Bodo vorbei, wieder schnappt der nach dem Mantel. "Erschreckend, wie schnell so etwas umschlägt", sagt Langer.
Bei der anschließenden Besprechung sind sich alle einig. Bodo hat den Test nicht bestanden. Das hat für das Fundtier tiefgreifende Konsequenzen: Bodo kann nicht mehr vermittelt werden. Also bis zum Lebensende im Zwinger im Haberfeld? "Ich denke, ich werde ihn demnächst einschläfern", sagt Langer.
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merlin
Die Kampfhunde der Region Donaueschingen haben jetzt die Chance zur Bewährung. Seit gestern nimmt eine Kommission aus Amtsärzten und erfahrenen Hundeführern der Polizei Tiere der drei amtlich definierten Kampfhunde-Rassen unter die Lupe, begutachten deren Gehorsam und ihre Aggressivität. Insgesamt sind bei Kreisveterinär Michael Langer 60 Hunde aus dem gesamten Schwarzwald-Baar-Kreis zum Wesenstest angemeldet.
Für die Kampfhunde bedeutet dieser Test mehr als nur die Möglichkeit zur Rettung ihres guten Rufes. Seit den Attacken im Frühsommer auf Kinder und Erwachsene stehen bestimmte Rassen unter Generalverdacht. Auch das Land Baden-Württemberg erließ als Reaktion eine neue "Polizeiverordnung über das Halten gefährlicher Hunde". American Staffordshire Terrier, Pitbull und Bullterrier dürfen seither nicht mehr ohne Maulkorb auf die Straße. Für die Halter gelten strenge Auflagen. Werden sie nicht erfüllt, kann der Hund von Amts wegen eingezogen werden.
So kam Buddy ins Kreistierheim. Der einjährige Pitbull-Rüde tänzelt aufgeregt neben Tierpflegerin Sabine Kloschewski. Die stemmt ihn mit aller Kraft auf den Ecktisch im Heim des Vereins der Hundefreunde. Auf dessen Übungsplatz sollen alle 60 Hunde in den nächsten Wochen getestet werden. "Der Verein hat uns den Platz umsonst überlassen", sagt Langer. Dann zieht er sein Stethoskop über die Ohren und beginnt mit der amtsärztlichen Untersuchung.
Langers Kollegin Johanna Schwarzmeier notiert derweil Name und Alter des Hundes auf einem vorgefertigten Bogen. Das Innenministerium hat die zuständigen Stellen im Land nicht unvorbereitet gelassen und eine lange Liste von Tests ausgearbeitet. Erster Punkt: "Verhalten bei der tierärztlichen Untersuchung." Johanna Schwarzmeier kreuzt "neutral" an. Auch die Antwort-Kategorien hat das Land genau vorgeschrieben: Ängstlich · neutral · selbstsicher · aggressiv · gesteigert aggressiv. "Wir vermissen die Kategorie freundlich`", sagt sie. Derweil schleckt Buddy liebevoll an Langers Fingern.
Die Gehorsamsprüfung absolviert Buddy mit Leichtigkeit. Sitz, Platz, bei Fuß · Buddy folgt aufs Wort. "Das haben wir viel geübt", verrät Tierpflegerin Kloschewski. Doch dann kommt die Stunde der Wahrheit. Buddy wird an einem Pflock angebunden und mit verschiedenen Alltagsszenen konfrontiert. Ralf Hauger von der Villinger Polizeihundestaffel mimt den Betrunkenen, torkelt und hält dem Hund ein in Rum getunktes Taschentuch entgegen. Buddy zeigt kein Interesse. Haugers Kollege Walter Hör kreuzt im langen Mantel mit Schlapphut Buddys Weg, lässt plötzlich eine Edekatüte fallen und beginnt lauthals auf Buddy zu schimpfen. Doch der blickt nur verständnislos aus seinen rosa Augen.
Die Auftritte wechseln im Rhythmus eines Bauernschwanks. Ein Fahrrad, ein Mofa, ein Auto, Luftballons, ein Kinderwagen, ein Ball · alles rollt an Buddy vorbei, nichts kann ihn aus der Reserve locken. Erwachsene als Vorturner vor einem Hund · die Situation gewinnt etwas Komisches. Alle müssen schmunzeln. "Mit dem Hund gibt es keine Probleme", stellt Langer fest.
300 Mark an Gebühren kostet der Wesenstest den Hundehalter. "Ist es sinnvoll, was wir hier machen?" fragt Johanna Schwarzmeier in die Runde. Kopfnicken. "Alle Alltagssituationen sind abgedeckt", sagt Tierarzt Bernd Stang aus Triberg. Mit einer Ausnahme freilich: "Manche haben uns tatsächlich gefragt, ob wir auch den Besitzer angreifen", erzählt Johanna Schwarzmeier.
Dann holt Sabine Kloschweski Bodo aus seinem Zwinger. Der eineinhalbjährige Pitbull-Rüde ist ein wahres Kraftpaket und zieht seine Pflegerin förmlich hinter sich her. Dann wieder das gleiche Spiel. Untersuchung, Gehorsamsprüfung, Wesenstest. Hauger und Hör turnen in unterschiedlichsten Verkleidungen an Bodo vorbei und provozieren ihn. Doch der bleibt ruhig, blickt ab und zu zur Pflegerin. "Das wird noch ein langweiliger Nachmittag", atmet Langer auf. Plötzlich verbeißt sich Bodo an Haugers langem grünen Mantel. Hauger macht einen Satz nach hinten: "Entweder er reagiert überhaupt nicht, oder er geht ab wie s Messer", stellt er geschockt fest. Noch einmal geht er an Bodo vorbei, wieder schnappt der nach dem Mantel. "Erschreckend, wie schnell so etwas umschlägt", sagt Langer.
Bei der anschließenden Besprechung sind sich alle einig. Bodo hat den Test nicht bestanden. Das hat für das Fundtier tiefgreifende Konsequenzen: Bodo kann nicht mehr vermittelt werden. Also bis zum Lebensende im Zwinger im Haberfeld? "Ich denke, ich werde ihn demnächst einschläfern", sagt Langer.
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