Die Mutter wird das niemals vergessen.
Das fände ich auch schwer vorstellbar, ehrlich gesagt. Also, dass man so etwas "vergessen" kann. Verdrängen vielleicht, aber vergessen?
Mir geht's allein mit der Vorstellung, sein Kind so spät zu verlieren, immer noch hundeelend. De facto: ich heule seit zwei Tagen beim bloßen Gedanken daran.
Bei meiner eigenen FG war ich gefühlt kaum schwanger, da war ich es schon wieder nicht mehr (und war ja vorher auch nie schwanger gewesen). Da kann ich kaum um etwas trauern, was hätte sein können, da ich den Eindruck hatte, dass es nie richtig
gewesen ist. Bevor es dazu kommen konnte, hat es einfach wieder aufgehört. "Vergessen" werde ich das ganz sicher auch nicht.
Trotzdem ist es noch etwas anderes, wenn man das Kind schon gespürt hat und bei sich hatte.
Beim ersten Kind waren meine Ängste um die Schwangerschaft geschätzt zu 80 Prozent selbstverschuldet. Okay, die FG vorher war kein beruhigender Faktor, aber mit dem Spacko habe ich schwangerschaftstechnisch teilweise wirklich auf Risiko gespielt. Irgendjemand von den netten Helfern auch hier aus der KSG sagte damals zu mir: "Naja, zum Glück ist dein Körper ja dran gewöhnt!" - Vielleicht war das wirklich so. Jetzt würde ich das so sicherlich nicht nochmal machen. Ich habe unverschäntes Glück gehabt, dass da nichts Ernstes passiert ist, und kann das bis heute selbst kaum fassen. - Das ist die eine Seite.
In der zweiten Schwangerschaft war es anders, "solche" Risiken und Belastungen hatte ich da keine mehr. Trotzdem hatte ich bis zum Schluss die wirklich tief sitzende Befürchtung, mir würde ganz genau so etwas passieren, vielleicht noch kurz vor dem Ende, oder sogar unter der Geburt. Ich kann nichtmal sagen wieso, aber ich war
überzeugt davon (und bin es
immer noch - natürlich gibt es überhaupt keinen Anhaltspunkt dafür...), dass beim wieder vergeblichen Versuch einer natürlichen Entbindung Kind 2 von der Fahne gegangen wäre. Oder das jedenfalls nicht unbeschadet überstanden hätte.
Vielleicht, weil er eh schon so eine komische Kopfform hatte. Weil irgendwas an diesem Kind bei der Entwicklung so anders verlaufen ist, dass der Pränataldiagnostiker mir Brief und Siegel darauf gegeben hätte, dass das Kind Trisomie 21 hätte. Was zum Glück ja nicht der Fall war. Weil aber völlig unklar war, woran das nun gelegen hätte. Weil das Kind groß war und mein Becken mutmaßlich eng (bzw., wie sich mittlerweile herausgestellt hat, nicht eng, aber komisch geformt, zu steil und nicht dehnbar). Oder... weiß der Geier.
Ich stelle fest: Das Kind ist just zwei geworden, es wurde ruhig und komplikationslos per KS entbunden, etwaige Herzanomalien haben sich komplikationslos und schnell verwachsen, und es wirkt auch beim näheren Hinsehen jetzt wie direkt von Anfang an völlig gesund, munter, normal entwickelt und ist gesünder als der ältere Bruder es jemals war - und ich habe diese Ängste
immer noch.
Offenbar in einem Ausmaß, dass ich Panikanfälle kriege und sich mir alles umdreht, wenn ich solche Geschichten von
anderen lese.
Eigentlich total bekloppt, aber mach mal was.