In der Mafia gelten nur drei Gesetze: das Gesetz der Gewalt, des Schweigens und des Gehorsams. Wer den Geschäften des Paten nutzt, seine Schandtaten deckt und nicht aufmuckt, darf sich bereichern, darf stehlen, rauben, morden. Wer jedoch den Paten herausfordert, wird als Verräter gebrandmarkt und aus dem Weg geräumt.
Wladimir Putins Regime ist eine Mafia, wie sie im Buche steht. Seit mehr als 20 Jahren plündert der Kreml-Pate Russlands Bodenschätze aus, lässt Rivalen ermorden, verbreitet Angst und Schrecken, um seine Macht zu mehren. Seine Komplizenbande aus Oligarchen, Günstlingen und Warlords darf sich bereichern und schuldet dem Chef im Gegenzug absoluten Gehorsam.
Jewgeni Prigoschin hat dieses eherne Gesetz der Mafia gebrochen. Mit seinem
Putschversuch Mitte Juni forderte der Söldnerführer den Kreml-Mafioso heraus und demütigte ihn vor den Augen der Weltöffentlichkeit. Weil sein Aufstand scheiterte, schaufelte er sich damit sein eigenes Grab. Von westlichen Geheimdiensten war schon vor sechs Wochen die Prognose zu vernehmen, dass Prigoschins Tage gezählt seien.
Genau so ist es nun gekommen:
Neben Prigoschin sollen neun weitere Passagiere gestorben sein, darunter auch ein russischer Neonazi.
Auf den Tag genau zwei Monate nach seinem Putschversuch ist der Wagner-Chef offenbar in den Tod gestürzt:
. Da muss jeder, der bis drei zählen kann, von einem staatlichen Mord ausgehen. Der Kriegsfürst erleidet dasselbe Schicksal wie andere aufmüpfige Regime-Schergen, nur dass er nicht aus dem Fenster stürzt, sondern aus dem Himmel. Die Botschaft an die russische Elite, aber auch an den Rest der Bevölkerung könnte nicht deutlicher sein: Wer sich mit mir anlegt, wird umgebracht.
Putin steht ersichtlich unter Druck, weil sein Kriegszug in der Ukraine nicht die erhofften Erfolge bringt. Umso härter schlägt er nun um sich – auf den Schlachtfeldern, aber auch im eigenen Land. Für alle, die sich um eine Entschärfung des Konflikts bemühen, ist das eine schlechte Nachricht. Putin nimmt keinerlei Rücksicht, er versteht nur die Sprache der Gewalt. Umso wichtiger, dass die demokratischen Staaten des Westens die bedrängten Ukrainer weiter mit ganzer Kraft unterstützen. Die Verteidiger der Freiheit verdienen jede Hilfe gegen das Mafiaregime in Moskau: Das ist die wichtigste Botschaft des Todesfalls Prigoschin.