Leider tönt unschöne Kunde aus den Weiten des Cain'schen Königreiches..
Bereits vor einiger Zeit ward ein wenig formschöner kleiner Störenfried auf dem prinzlichen Schulterblatt erspäht und sodann kritisch beäugt worden, und als dieser sich anschickte, sich in Form und Größe zu verändern hatte dessen letztes Stündlein geschlagen.
Freilich ward der kleine Prinz kaum begeistert:
zunächst wurde ihm kein Frühstück serviert, ein Fauxpas so groß wie kaum vorstellbar, hernach verabreichte man ihm ein gar grauenhaft mundendes Gebräu, welches ihm die Sinne schwinden ließ und er wurde in eine Motorkutsche verfrachtet.
Ein kleiner Lichtblick schien das Ziel der Fahrt zu werden, während derer der kleine Prinz schwer zu kämpfen hatte, um den royalen Kopf erhoben zu halten... man traf bei der hochgeschätzten Ärztin ein, wo seine Majestät selbstredend - wenngleich auf wackeligen Beinen - alle anwesenden freundlichst (es waren lediglich Zweibeiner anwesend
) begrüßte und seine Begeisterung ob des seltenen Besuches kund tat.
Die folgende Spritze und die ihn übermannende Schläfrigkeit nahm er mit Verwunderung aber protestlos hin.
Die Entfernung des Störenfriedes und die Erstellung einer höchst dekorativen Wundnaht samt optisch ansprechender Beflasterung verschlief der Jungherrscher friedlich.
Zuhause angekommen trat eine gewisse Verwirrung ein, die mit zunehmendem Abstand zwischen Kammerzofe (ja, auch ich muss mal zur Toilette) und kleinem Prinzen größer zu werden schien...
So schickte die Zofe sich an, sich neben dem Patienten auf dem Boden zu betten, um ihn in den Armen zu halten, bis er wieder Herr all seiner Sinne ward.
Es zeigte sich einmal mehr, dass die royale Erziehung sich auszahlte und es kann gesagt werden, dass der Nachwuchsmonarch durchaus als
angenehmer Patient betitelt werden kann.
Weder der wenig kleidsame Trichter noch der leicht kindisch anmutende OP-Body waren von Nöten.
Der Prinz tat schlicht so, als sei nie etwas geschehen, im Gegenteil: er schien über die mit der Operation einhergehende Gabe einer Schmerzmedikation mit Leberwurstgeschmack durchaus erfreut.
Wenige Tage später galt es zur Nachuntersuchung im Klinikum anzutreten und dies sollte auch - neben der Begehung der Länderreihen - der erste wahrlich öffentliche Auftritt der neubesetzten Royals sein.
Es braucht kaum erwähnt werden, dass die überschwengliche Freude seitens des Prinzen auf ein Wiedersehen mit dem medizinischen Personal (man konnte den Eindruck gewinnen, er wäre erleichtert, dass den Damen trotz des anscheinend hinterlistigen Angriffes mit Betäubungsmitteln durch unbekannte Dritte, nichts Schlimmeres passiert sei) einmal mehr derart ausuferte, dass er dies nicht nur lauthals kundtun musste, sondern seiner Freude auch körpersprachlich Ausdruck verlieh, was wiederum den royalen Neuzugang ebenfalls in Aufruhr versetzte.
Kurzum... betreffend der Außenwirkung das reinste Desaster, was wohl noch geübt werden muss (also nicht das Desaster, das lief auch ohne Übung gut).
Fazit der am Ende getrennt erfolgten medizinischen Unterredung:
eine gar wunderhübsche und vor allem gut verheilende Narbe beim kleinen Prinzen und einige Alterszipperlein beim Neuzugang.
Wiederum nach Ablauf einiger weniger Tage konnte der Faden, welcher die Naht zusammenhielt von der Kammerzofe fachmännisch und unter den, von wachsender Verwunderung geprägten, aber wachsamen Blicken des kleinen Prinzen entfernt werden.
Bis dahin schien die Mär von der Entfernung des zellulären Störenfriedes durchaus noch von Amüsement und Unterhaltsamkeit geprägt, doch am heutigen Tage folgte leider dann doch der wenig angenehme Teil:
Das Klinikum versandt - per elektronischer Post - den Befund des Labors, welches sich des Störenfriedes angenommen hatte und dessen Inhalt trieb der Kammerzofe zunächst die Tränen in die Augen.
Der Störenfried hatte einen Namen "Mastzelltumor Grad II" und erweckte Erinnerungen an den König wieder zum Leben.
Mittels einer elektronischen Pinnwand - genannt Facebook - konnte die Kammerzofe (welche ohnehin nunmehr kaum noch in der Lage war, nach dieser Nachricht Ihrer eigentlichen Nebentätigkeit nachzugehen) schon erste Erfahrungen zum Thema sammeln und über die Stunden wich die Angst etwas.
Dennoch sei gesagt, dass das Cain'sche Königreich selbstredend jedweden Zuspruch und sämtliche Hinweise zur gänzlichen Vertreibung jeglicher Art der Störenfriede dankend annimmt.
Weiterhin verbleibt noch eine - glücklicherweise etwas weniger unangenehme Frage: nämlich welchen Adelstitel wohl der Neuzugang tragen solle, wenn er nach King Cain I. und Prinz Mattes dem Viertelvorzwölften tatsächlich dauerhaft sein Quartier im Königreich beziehen sollte.
Vorschläge aus dem Volke werden gerne entgegen genommen.
Hochachtungsvoll, die Kammerzofe