Meike schrieb:
Wenn du öfter mal die zeitung lesen würdest dann würdest du gemerkt haben, dass sowas auch bei ganz normalen Leuten der Fall ist. Grade vor 3 Tagen passiert in einem kleinen Dorf in SH. Das wurde komplett abgeriegelt, SEK kam weil ein 44jähriger seine Mutter mit einer Waffe bedroht hat.
Da muss ich Meike allerdings zustimmen. Das Aufgebot ist schon bei nem "normalen Bankraub" mit unklarer Sicherheitslage (sind Räuber noch drin, wurden Geiseln genommen, falls ja, wer?) nicht zu verachten.
(Irgendwie hab ich's geschafft, von 10 Jahren in H 6 in unmittelbarer Nähe verschiedener Sparkassenfillialen zu wohnen...)
@Struppel:
Eine riesiges
DANKE für deinen Post. Ich denke, er bringt die Sache recht gut auf den Punkt.
Dass sich ein Sachverhalt, wie Mareike (Bones) schon geschrieben hat, für die Polizei anders darstellt als für den Bedrohten, hat weder notwendigerweise was mit "Lügen" auf Seiten der Polizei zu tun, noch mit "Lügen" auf Seiten des Threaderstellers. Manches Mal ist eine Sache einfach eine Interpretationsfrage.
Wenn der Beamte die Waffe zieht und auf den Boden richtet (Richtung "Zivilist"), reicht dieser Anblick ohne Kenntnis der Hintergründe vielleicht schon aus, damit einem etwas "anders" wird. "Nur" weil der Polizist "bestimmt nicht geschossen" hätte, oder sich "korrekt verhalten" hat, wird doch davon dem, der sich bedroht
fühlt, nicht weniger übel.
Um nochmal ne Anekdote aus einer anderen Zeit zu berichten... mein Vater kam in den seligen 70ern ("Deutscher Herbst" oder so? Höhepunkt der Terroristenhetze) mal von der Arbeit nach Hause und hat sich dabei angeregt mit einem Nachbarn unterhalten, den er im Bus getroffen hat. An der Haltestellte stand Polizei, auch nicht wenig, aber das war damals in und um HH nicht so selten.
Die beiden wandten sich Richtung Heimat, und hörten plötzlich den Ruf, sie sollten stehenbleiben. Den hat nur dummerweise keiner so richtig auf sich bezogen. Dann kam wohl nochmal einer, mein Vater blieb stehen, der Nachbar (ein sehr friedlicher, pazifistischer Mensch, der in HH an einem Theater arbeitete, und der sich vermutlich einfach nicht angesprochen fühlte) ging einfach weiter - und wupp, lagen die beiden im Dreck und wurden mit diversen Waffen bedroht, weil sie nicht stehengeblieben waren.
So - irgendwie klärte sich das Missverständnis relativ schnell auf, vor allem, weil mein Vater wohl sehr ruhig geblieben ist - (glaube nicht, dass er sich da besser gemacht hat, als er war - er sagte, er hätte einfach gesehen, dass die Polizisten alle etwa genauso alt waren wie er damals, und mindestens soviel Angst hatten wie er auch) - der Nachbar ist allerdings kollabiert und war ne ganze Zeit krankgeschrieben.
Ob der Nachbar eine Beschwerde eingelegt hat, weiß ich nicht (ich schätze, damals war es gerade sehr schwer, damit durchzukommen), aber auf jeden Fall hat der nicht nur "subjektiv" gelitten, sondern ernstlich Schaden genommen, auch wenn das niemand bewusst beabsichtigt hatte.
Alle Beteiligten (die Polizei, mein Vater, der Nachbar) hatten "gute Gründe", sich so zu verhalten, wie sie es getan haben, aufgrund ihrer Persönlichkeit, ihrer bisherigen Lebenserfahrung und ihres "gesellschaftlichen" Hintergrunds - und die passten nicht zusammen.
Das eine Opfer (wesentlich jünger und vermutlich nervlich robuster) hat die Sache gut unter "Missverständnis" weggesteckt, das andere empfand dieselbe Situation als so dramatisch und gefährlich, und sich selbst als so hilflos, und es überhaupt unfassbar, wie man ihn mit einem Terroristen verwechseln konnte, dass es einen regelrechten Schock erlitten hat.
Das kann man dem armen Mann nun nicht vorwerfen, der war eh gestraft genug. - Den Polizisten in gewisser Weise aber auch nicht, denn er war auf zweimal Rufen nicht stehengeblieben (und man weiß halt auch nicht, wen sie da in diesem Bus erwartet hatten... - noch weiß ich, wie "damals" die Dienstanweisungen gelautet haben...)
Das ist doch für beide Seiten eine gleich-bescheidene Situation...
Hätte der Nachbar gesagt: Ich bin irrtümlich für einen Terroristen gehalten worden und so heftig zu Boden gerissen und grob behandelt worden, dass ich mir die Hand angebrochen habe und einen Kreislaufkollaps erlitten habe -
er hätte nicht gelogen.
Hätte mein Vater gesagt: Ich bin irrtümlich für einen Terroristen gehalten und von der Polizei überwältigt worfen, aber ein ruhiges Gespräch und eine Ausweiskontrolle haben denen ausgereicht, die Lage war schnell geklärt und es ist nichts weiter passiert -
er hätte nicht gelogen.
Versteht ihr, was ich meine?