Mein Hund war zumindest zu Tierheimzeiten so, dass genau das beim Spielen passierte. Er war dann völlig überdreht und kaum ansprechbar. Wegschicken hätte er nicht gehört und das Knie ihn eher noch mehr motiviert.
So kommt es mir durchaus auch vor. Auch einiges andere, was du bis jetzt geschrieben hast.
Der Hund kannte vorher nix oder so gut wie nix, und
musste auch nix - falls er doch mal was müssen solltem hat er's vermutlich einfach ausgesessen.
Und er ist jetzt rein alterstechnisch in einer Phase seines Lebens, wo er versucht, quasi seinen Platz in der Familie als erwachsener Hund zu finden. Daran geht er mit jugendlichem Überschwang und der Grundeinstellung, dass den Menschen eigentlich egal ist, was er macht - und umgekehrt ihm egal sein kann, was die zu ihm sagen. Nicht, wei er von Haus aus so ignorant wäre, sondern weil er's nicht anders kennt.
Okay, er gehört jetzt wohl auch noch zu einer Rasse, die - naja, vielleicht diesbezüglich doch etwas ignoranter ist als andere. Das kommt erschwerernd hinzu.
Das heißt aber: Erstens passiert ihm gerade ganz viel, dass er nicht kennt UND es wird plötzlich ne Menge Zeugs von ihm erwartet, das er so auch noch nicht kennt.
Ich denke - dazu würde passen, dass er eben nicht ausgiebig markiert, und eben vielleicht auch nicht immer spazieren will - dass sein Stresslevel durch diese Veränderungen erstmal recht hoch ist.
Sprich: Der allgemeine Erregungslevel ist es auch.
Und dann kann es durchaus sein, dass das Verhalten im Spiel oder auch bei Begrüßungen usw. kippt.
Wir hatten mal einen Hund - einen Labrador-Mix, der (das war damals die allerneueste Sau, die durch's Tierärztliche Dorf getrieben wurde
), der mit knapp 11 Monaten schon kastriert wurde. Für läufige Hündinnen hat der sich tatsächlich sein Lebtag nicht interessiert. "Ruhiger" wurde er aber durch die Aktion auch nicht, im Gegenteil fiel er wieder verstärkt in welpenhaft-aufgedrehtes Verhalten zurück...
Und wenn der zu doll aufdrehte, fing er zB auch an, manisch Besucher zu berammeln. Oder bei Begrüßuingen wild in die Luft zu schnappen. Oder - vorausgesetzt man ließ ihn - einen am Ärmel zu packen und dran zu ziehen. Oder am Hosenbein. Oder...
Der war ansonsten ein herzensguter, wirklich freundlicher Hund. Absolut gar nicht erzogen. Aber der hätte nie "den Aufstand geprobt" - Ich glaube, der sah sich als freundlicher Souverän, der seine Untertanen in Ruhe ihr Ding machen ließ.
So lange alles seinen gewohnten Gang lief.
Bei ihm war es wirklich Übersprungsverhalten - wenn die Aufregung ein gewisses Niveau überschritt, konnte er sich selbst nicht mehr bremsen, und war auch sonst nur durch massive Maßnahmen irgendwie noch zu erreichen.
Die Begrüßungsproblematik haben wir so "gelöst", dass ein alter Besen bereit lag, an dem der Hund sich nach der ersten Begrüßung der Besucher austoben konnte. Nachher rannte er schon hin und holte den, wenn Besuch kam. Dann kurz begrüßen, 5 Minuten mit dem Besen durch den Garten toben, Thema durch.)
Aber sowas bietet sich ja eben auch nicht immer an.
"Zwangsbefriedung", wie du sie durchgeführt hast, ist da dann m.E. auch nicht unbedingt die schlechteste Lösung... Wenn sie daz führt, dass der Hund sich wieder so weit beruhigt, dass er merken kann, was gerade Sache ist und dass Spielen jetzt nicht mehr angesagt ist, ist doch gut.
Trotzdem hat
@matty Recht: Es ist auf jeden Fall sinnvoll, jemand - vor allem jemand, der diese Hunde kennt und mag - schaut ihn sich mal an und gibt dir eine Einschätzung von seinem Verhalten. Dann wir hier - jeder mit seinem eigenen Film in Kopf - können und viel denken - und dir hier viel erzählen. Dadurch wird es uU aber auch nicht richtiger.